Als Restaurator im Handwerk können sich Meister aus 19 Gewerken in der Denkmalpflege fortbilden. Wer Glück hat, bekommt sogar ein Stipendium. Wie das in der Praxis abläuft, zeigt ein Handwerksbetrieb aus Bayern. Wichtig für ihn: die Technik der Bierlasur.

Wenn zum Feierabend das Bier zur Neige geht, haben Nadine Kleinschrot und Susanne Moser einen guten Job gemacht. Nicht dass die Maler- und Lackierermeisterinnen einen zur Brust genommen hätten. Sie mischen das Lebensmittel mit Farbpigmenten, um damit historische Anstriche wiederherzustellen.
Die Technik der Bierlasur haben die Frauen bei ihrer Ausbildung zur Restauratorin im Handwerk vergangenes Jahr in der Probstei Johannesberg in Fulda erlernt, ebenso wie den Umgang mit Leinölfarben, das Vergolden, das Erneuern tradierter Schrifttafeln und vieles mehr. Nun wollen sie ihr Wissen und Können bei ihrem Arbeitgeber, der Karl Schmidt GmbH in Großharbach im Landkreis Ansbach, einbringen.
Der 1929 gegründete Familienbetrieb mit 80 Mitarbeitern möchte sich verstärkt um Aufträge in der Denkmalpflege bemühen. Kürzlich konnte Susanne Moser die Bierlasur bei der Drempelwand eines Wohnhauses in Gülchsheim anwenden. Während sie noch jeden Tag auf den Baustellen unterwegs ist, organisiert Nadine Kleinschrot vom Büro aus den reibungslosen Ablauf der Arbeiten.
Über Lehre und Meisterbrief zum Restaurator
Die Berufslaufbahnen der jungen Frauen verlaufen nahezu parallel. Beide haben bei Karl Schmidt gelernt, den Betrieb für die Meister- und Technikerausbildung verlassen, um danach wieder in ihrem Ausbildungsbetrieb anzuheuern und sich gemeinsam in der Denkmalpflege weiterzuqualifizieren.
Die Fortbildung zum Restaurator im Handwerk wird für 19 Gewerke angeboten – vom Buchbinder bis zum Zimmerer. Seit ihrer Einführung in den 1980er Jahren haben mehr als 5.000 Handwerker die Prüfung abgelegt. Pro Jahr werden über die Deutsche Stiftung Denkmalschutz zehn Stipendien vergeben. Die Bewerbungsfrist für dieses Jahr läuft bis 30. September.
Eine der laufenden Förderungen erhält Stuckateurmeister Alexander Schmidt. Obwohl der 24-Jährige als Europameister 2018 in Budapest seine berufliche Karriere schon früh gekrönt hat, möchte er sich stetig weiterbilden. Noch muss er auf den Start der Fortbildung in Leonberg warten. Aber als Juniorchef in vierter Generation bei Karl Schmidt sieht er wie seine Malerkolleginnen im Denkmalschutz großes Potenzial, zumal mit Rothenburg ob der Tauber und Dinkelsbühl zwei Städte mit viel historischer Bausubstanz quasi vor der Haustür liegen.