Im Friseursalon von Andreas Wienand kann man seine Shampooflaschen auffüllen lassen. Noch ist der Kölner Friseur einer der wenigen, die sich so gegen die Flut an Plastikverpackungen einsetzt. Er plädiert an die Hersteller, noch größere und geeignete Verpackungseinheiten zur Verfügung zu stellen. Nur dann kann sich ein Mehrwegsystem beim Friseur durchsetzen.
Jana Tashina Wörrle

Alles begann im Urlaub, als Friseurmeister Andreas Wienand im Hotel eine der typischen kleinen Shampooflaschen in Reisegröße in der Hand hatte. Nach ein oder zwei Mal Haare waschen war sie leer. Ab in den Müll. "Ich habe mir die Plastikberge vorgestellt, die täglich in den Hotels anfallen. Ein Wahnsinn", erzählt er. Die Vorstellung ließ ihn nicht mehr los und er nahm sie mit in seinen Friseursalon nach Köln. Denn auch hier fällt einiges an Plastikmüll an, an Shampooverpackungen und Tiegel von Haarmasken – sowohl, weil er seinen Kunden damit die Haare wäscht, als auch, weil sie Haarpflegeprodukte bei ihm kaufen.
Wienand ist Inhaber des Salons Die Friseure Köln und bekommt die Produkte, die er nutzt, meist in 1-Liter-Flaschen. Bis Dezember vergangenen Jahres hat er seinen Kunden dennoch ausschließlich die üblichen kleineren Packungsgrößen angeboten – meist 200 Milliliter Shampoo, Conditioner und Co. "Wir haben einen recht großen Verkaufsbereich im Salon und machen rund 30 Prozent unseres Umsatzes mit dem Verkauf der Haarpflegeprodukte", erklärt Andreas Wienand. Seine Kunden möchten allerdings keine Großpackungen, sondern die gut handhabbaren "normalen" Flaschen und Fläschchen.
Refill-Systeme werden bekannter, dennoch gibt es viele Hürden
Ende 2018 hat er sein Sortiment ergänzt – allerdings nicht mit neuem Haarwaschmittel oder Ähnlichem, sondern mit der Möglichkeit, die leeren Fläschchen oder Tiegel wieder aufzufüllen. Einzige Bedingung: Auf den mitgebrachten Behältern muss draufstehen, wie viel hineinpasst. Die abgefüllte Menge abzuwiegen, wäre keine Option. Die Füllmenge in Milliliter ist entscheidend. "Milchiges Shampoo wiegt mehr als klares Shampoo, da mehr Substanzen gelöst sind", erklärt Wienand. Da der Kunde seine eigene – zuhause ausgespülte Verpackung – mitbringt, muss der Kölner Friseur keine besonderen hygienischen Vorgaben beachten. Anders wäre es, wenn er selbst ein Pfandsystem anbieten würde und dafür Gefäße bereitstellt. "Dann müsste ich diese auswaschen und dafür gerade stehen, dass sie hygienisch einwandfrei sind", sagt er. Wer Wienands Mehrweg-Angebot nutzt, bezahlt zwei Euro weniger, als wenn er das Haarpflegeprodukt inklusive Plastikverpackung kaufen würde.
Refill-Systeme bekommen in letzter Zeit immer mehr Aufmerksamkeit. In Österreich hat die Drogeriemarkt-Kette dm gerade ihre Testphase erfolgreich beendet und bietet nun in mehreren Filialen Reinigungsmittel zum Wiederauffüllen an. Einwegbecher für den Coffee to go sind ziemlich in Verruf geraten und auch das Refill-Konzept von Trinkflaschen mit Leitungswasser, an das sich Cafés und Geschäfte anschließen und mit einem Aufkleber an der Fensterscheibe darauf aufmerksam machen können, hat sich rasant verbreitet. Die intensive Berichterstattung vieler Medien über die Plastikfluten unseres Alltags zeigt erste Wirkung. Dennoch sind es bislang Einzelkämpfer, die sich hierbei voran wagen.
Mehrweg beim Friseur: Zu wenig nutzbare Großpackungen
Zwar findet man auch tatsächlich schon mehrere Friseursalons, die ihren Kunden anbieten, Flaschen mit Shampoo oder Spülung wieder aufzufüllen. Angesichts der Massen an Verpackungen – man denke auch an Haarfarben, Haarspray und andere Stylingprodukte – die hier anfallen, bedarf es eines Umdenkens in der gesamten Branche, damit sich wirklich etwas ändert. Andreas Wienand wünscht sich deshalb sehr, dass die Anbieter der Produkte – große und bekannte Markenhersteller wie L'Oréal Professionnel, Redken oder Kérastase – dem Friseurhandwerk die Möglichkeiten bieten, entsprechende Angebote zu machen.
"Ich bekomme selbst nur bei einzelnen Produkten Packungsgrößen von einem Liter und kann diese dann in mehrere Portionen aufteilen. Einige Hersteller versehen die großen Flaschen mit solchen Verschlüssen, aus denen das Abfüllen kaum möglich ist, weil ich keine Pumpspender anbringen kann", berichtet der Friseurmeister von den Hürden seines Refill-Systems. Er würde sich sehr freuen, wenn mehr Friseursalons derartige Angebote machen und noch mehr Friseurkunden es nutzen würden. Deshalb verbreitet er seine Idee auch gerne und immer wieder in den sozialen Medien und freut sich, wenn sich die Presse bei ihm meldet. So war er kürzlich auch in einem TV-Bericht der ARD zu sehen.
Die Pumpspender für seine Flaschen, aus denen er seinen Kunden Shampoo und andere Haarpflegeprodukte abfüllt, musste er sich selbst anschaffen. Auf seine Anfrage bei den Herstellern bekam er keine Reaktion. "Dabei wäre es doch eine gute Werbung für sie, wenn ich über mein Refill-System ihre Produkte an die Kunden bringe", sagt der Kölner. Zum Großteil verkauft er im Salon die Produkte von Kérastase und kann dabei sagen, dass bereits rund 70 Prozent seiner Kunden, die regelmäßig diese Produkte kaufen, die Flaschen wieder auffüllen lässt. Wienand hat bemerkt, dass plötzlich auch mehr Männer bei ihm Haarpflegeprodukte kaufen. "Eine richtige Erklärung dafür habe ich nicht, aber es freut mich, wenn das Interesse daran wächst, Plastikverpackungen einzusparen", sagt der Friseurmeister.