Mehr Anerkennung für Freiwillige nötig Ohne Ehrenamt ginge wenig in Deutschland

Ehrenamtliche sind für die Gesellschaft eine unverzichtbare Stütze. Gerade im Handwerk spielt das Wissen erfahrener Praktiker eine immense Rolle. Da ist es richtig und wichtig, dass das Engagement auch anerkannt wird.

Lothar Semper

Dr. Lothar Semper, stellvertretender Chefredakteur der Deutschen Handwerks Zeitung. - © Kasia Sander

Wer ist die größte "Berufsgruppe" in Deutschland? Es sind die – nach groben Schätzungen – bis zu 30 Millionen ehrenamtlich Tätigen. In manchen Bereichen ginge ohne das Ehrenamt gar nichts oder zumindest herzlich wenig. Noch steht ehrenamtliches Engagement hoch im Kurs. Allerdings ist nicht zu verkennen, dass die Bereitschaft für derartige Tätigkeiten abnimmt.

Ursächlich dafür sind gewandelte Lebens- und Arbeitsverhältnisse, aber auch der Wertewandel. Letzterer drückt sich leider auch vereinzelt darin aus, dass zum Beispiel Feuerwehrler und Rettungsdienste bei ihrer Arbeit behindert und gar angegriffen werden. In solchen Momenten könnte man manchmal an den Mitmenschen verzweifeln. Menschen, die sich für andere selbstlos einsetzen, brauchen unsere Achtung und unsere Unterstützung – auch noch mehr von Politik und Justiz. Ob übrigens Arbeitszeitverkürzungen wie jüngst im Tarifvertrag der Metallindustrie die Bereitschaft für Ehrenämter fördern, muss sich erst noch zeigen. Meist ist es ja nicht die fehlende Zeit, die so sehr im Wege steht.

Ehrenamt im Handwerk: Schulungsangebote für Engagierte

Im Handwerk hat ehrenamtliches Engagement schon immer Tradition. Gerade in den ländlichen Regionen sind Handwerker die Stütze des örtlichen Vereinslebens. Wenn freiwillige Feuerwehren zur Absicherung von Unfallstellen auf Autobahnen ausrücken, dann sind viele Handwerker dabei. Wenn Not am Manne ist, klagen sie nicht über Arbeitszeitausfall und haben vereinzelt in Kauf zu nehmen, dass Kunden vertröstet werden müssen.

Selbstständige und Gesellen sind aber auch für ihren Wirtschaftsbereich tätig. Es sind bundesweit viele Zehntausend, die sich in Prüfungsausschüssen und Handwerksorganisationen engagieren. Der große Vorteil dabei ist, dass aktiv Tätige Kenntnisse und Erfahrungen mit einbringen. Allerdings zeigt sich, dass Engagement auch Überzeugungsarbeit ist. Immer mehr wollen für die eingebrachte Zeit auch einen Mehrwert zurück, der allerdings keineswegs monetär sein muss. Da ist es richtig, wenn mittlerweile viele Kammern Akademien des Ehrenamts eingerichtet haben, um Schulungs- und Motivationsangebote zu unterbreiten.

Das Wissen der Praktiker ist auch ein Pfund für die politische Interessenvertretung unseres Wirtschaftsbereichs. Die Stärke der Handwerksorganisationen kommt dann voll zum Tragen, wenn dabei Ehrenamt und Hauptamt gemeinsam an einem Strang ziehen. Die einen wissen, was die Betriebe brauchen, und die anderen können mit aufzeigen, wie die Umsetzung möglich ist.