Klassische Berufskleidung besteht typischerweise aus Polyester und Baumwolle. Das hat gute Gründe. In der jüngeren Vergangenheit werden Kollektionen aber auch mit alternativen Naturfasern angeboten. Besonders ausgefallen: Bananenfasern.

Die Materialbeschreibung einer Bundhose, eines Arbeitshemds oder Worker-Shirts unterscheidet sich in der Regel kaum voneinander. Polyester und Baumwolle sind die bevorzugten Fasern für eine typische Berufskleidung. Sie werden in verschiedenen Mischungsverhältnissen eingesetzt, allerdings überwiegt meist der Polyester-Anteil.
Ein wichtiger Grund für die Bevorzugung der synthetischen Faser: Sie ist quasi "unkaputtbar". Weder Reibungs- noch Zugkräfte können Polyester viel anhaben. Weder Tageslicht noch Waschen verändern die Farben. Außerdem knittert sie nicht.
Ungeachtet dieser wichtigen Vorteile ist eine Workwear aus 100 Prozent Polyester keine Option: Eine entsprechende Kleidung hätte nur eine minimale Feuchtigkeitsaufnahme, die wiederum für den Tragekomfort eine wichtige Rolle spielt. Hier kommt Baumwolle ins Spiel. Sie nimmt Schweiß auf, sorgt gleichzeitig für ein angenehmes Hautgefühl und bringt eine gute Reißfestigkeit mit.
Allerdings ist Baumwolle aufgrund der ökologischen und menschenrechtlichen Auswirkungen beim Anbau und der Weiterverarbeitung in die Kritik geraten. Daher haben Workwear-Hersteller inzwischen Kollektionen aus alternativen Naturfasern ins Programm aufgenommen. Bio-Baumwolle und Lyocell – weithin unter dem Markennamen Tencel des österreichischen Faserherstellers Lenzing bekannt – machen dabei das Rennen. Mit Bananenfasern wird ab Frühjahr 2023 außerdem ein ganz besonders exotischer Rohstoff in Berufskleidung einziehen.
Vergleichbare Eigenschaften
Bio-Baumwolle und herkömmliche Baumwolle haben vergleichbare Eigenschaften, unterscheiden sich jedoch deutlich im Hinblick auf ihren Nachhaltigkeitsfußabdruck. So darf beim Anbau von Bio-Baumwolle nur gentechnisch unverändertes Saatgut gepflanzt werden. Künstliche Bewässerung, der Einsatz synthetischer Düngemittel und gesundheitsschädigender Pflanzenschutzmittel sind tabu.
Bei der Weiterverarbeitung der Fasern zu Textilien dürfen nur ausgewählte Chemikalien mit geringer ökologischer Auswirkung verwendet werden. Für alle Beschäftigten in der Lieferkette gelten die international verbrieften Menschen- und Arbeitsrechte. Die Einhaltung der Kriterien werden durch den Global Organic Textile Standard überprüft und mit dem GOTS-Zertifikat bestätigt. Die streng geregelte Herstellung hat ihren Preis: Berufskleidung mit Bio-Baumwolle ist in der Regel teurer als solche mit konventioneller Baumwolle.
Fasern aus Holz
Für ökologisch nachhaltigere Workwear wird seit geraumer Zeit auch eine Alternative zu Baumwolle verwendet: Die aus Buchen- oder Eukalyptusholz, teilweise auch aus Bambus gewonnenen Lyocell-Fasern. In einem chemischen Prozess wird der Rohstoff aufgelöst und zu einer glatten Faser versponnen, die der Baumwolle ähnlich ist, allerdings einen weicheren Griff und bessere feuchtigkeitsregulierende Eigenschaften hat: Schweiß wird deutlich stärker aufgenommen und absorbiert, was für eine angenehm trockene Haut und einen hohen Tragekomfort sorgt. Die Feuchtigkeit wird zudem schnell verdunstet und führt zu einem angenehmen Kühleffekt auf der Haut.
Aufgrund ihrer eingeschränkten Scheuerfestigkeit und des höheren Preises wird Berufskleidung nie aus 100 Prozent Lyocell angeboten; zur Verbesserung der Eigenschaften wird die Faser üblicherweise mit Polyester gemischt.
Bambus gehört zu den Materialien, die in den letzten Jahren vor allem Einzug in Arbeitssocken gehalten haben. Allerdings bestehen diese meist aus Bambus-Cellulose – und sind damit de facto aus Viscose- oder Lyocell-Fasern gefertigt. Die in China, Indien, Pakistan, Afghanistan und Indonesien gewonnenen echten Bambusfasern sind hingegen eine Seltenheit.
Kompostierbares Gewebe
Ein echtes Novum unter den Workwear-Materialien ist ein komplett kompostierbares Gewebe mit Bananenfasern. Die aus den Blättern der Abacá-Palmen gewonnenen, auch als Manila-Hanf bezeichneten Fasern gibt es eigentlich schon lange. Sie wurden aufgrund ihrer extremen Reißfestigkeit, Leichtigkeit und Widerstandsfähigkeit lange Zeit zu Schiffstauen oder Seilen verarbeitet. Für ihre Weichheit, die in der Bekleidungsbranche eine wichtige Rolle spielt, sind sie hingegen nicht bekannt.
In dem innovativen, neuen Workwear-Gewebe stecken daher wahrscheinlich sogenannte Bananatex-Garne. Diese entstehen durch Herauslösen und Auflösen der aus Palmenblättern gewonnenen Fasern. Der daraus gewonnenen Zellstoffbrei wird zu einem dünnen Papier verarbeitet, das in feine Streifen geschnitten, zu Garnen ausgesponnen, in Mischung mit Bio-Baumwolle zu Geweben und anschließend zu Arbeitshosen und Co. verarbeitet wird.
Es bleibt beim Bewährten
Auch wenn die Botanik vielerlei Alternativen bereithält – hierzu zählen beispielsweise auch Nessel, Leinen, Hanf, Agave oder Ananas – werden sie der Baumwolle nicht den Rang ablaufen. Die Verfügbarkeit solcher Pflanzenfasern ist begrenzt, die Gewinnung und Verarbeitung ist aufwendig.
Und weil auch in der Textilwelt die Gesetze der Marktwirtschaft von Angebot und Nachfrage gelten, ist ihr Preis entsprechend hoch. Damit sind die Chancen auf einen breiten Markterfolg eher schmal.