Ökologischer Holzbau im Handwerk In Oberbayern steht ein "Bio"-Autohaus: Ein Vorzeigeprojekt

Ein Autohaus im oberbayerischen Eresing zeigt, wie sich Klimaschutz und Kosteneffizienz im Gewerbebau optimal miteinander vereinbaren lassen. Dabei sollten Bauherren nicht nur die reinen Baukosten betrachten.

Auch hinter der Fassade des Autohauses wurden konsequent ökologische Baumaterialien verwendet. - © Holzbau Fichtl

Im Neubau liegen ökologische und klimafreundliche Materialien seit Jahren im Trend. Sie schaffen eine behagliche Atmosphäre zum Wohnen und Arbeiten und leisten einen Beitrag zum Klimaschutz.

Der Naturstoff Holz, dem Studien eine gesundheitsfördernde Wirkung bescheinigen, ist dabei besonders gefragt. Das gilt auch im Gewerbebau, wie aktuelle Zahlen aus dem Lagebericht 2022 von Holzbau Deutschland, dem Bund Deutscher Zimmermeister, zeigen.

So ist die Zahl der Nichtwohngebäude, die in Holzbauweise errichtet wurden, zuletzt um 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen.

Mehr als 1.000 Quadratmeter Nutzfläche

Ein Vorzeigeprojekt in dieser Hinsicht ist das neue "Bio"-Autohaus im oberbayerischen Eresing. "Das Gebäude besteht nicht wie herkömmliche Gewerbebauten lediglich aus einem Holzgerippe, sondern vielmehr haben wir einen diffusions­offenen Wandaufbau mit ökologischen Materialien umgesetzt", sagt Stefan Fichtl, Geschäftsführer des ausführenden Handwerksbetriebs Holzbau Fichtl GmbH.

Im großzügig angelegten Neubau auf einer Fläche von insgesamt 1.275 m2 finden Verkauf, Büro und Werkstatt des Auto­hauses Platz. Besonders herausfordernd war es laut Geschäftsführer Fichtl den Brandschutz und die Statik mit dem ökologischen Gesamtkonzept zu vereinbaren. "Im Gewerbebau sind wir natürlich an Vorgaben gebunden. Wir haben lediglich die Trennung zwischen Werkstatt und Verkaufs- und Ausstellungsräumen durch eine Brandschutzwand aus eingespannten Betonstützen mit Ausfachungen aus Ziegelsteinen ausgeführt."

Alle anderen Bauteile sind komplett in Holzrahmenbauweise umgesetzt. Ein besonderer Blickfang ist nach Meinung von Fichtl der Verkaufsraum geworden, da die Handwerker eine für die Kunden sichtbare Tragkonstruktion aus Brettschichtholz und Koppelfetten mit Dreischichtplatten installiert haben.

Besonders wichtig war dem Bauherren trotz des ökologischen Anspruchs die Wirtschaftlichkeit des neuen Firmensitzes nicht zu vernachlässigen. Als zeit- und kostensparend erwies sich hier der hohe Grad der Vorfertigung in den Produktionshallen von Holzbau Fichtl. Sämtliche Holztafel­elemente wurden dort hergestellt und vormontiert. Zudem wurde die Dämmung maschinell eingebaut. "Auf diese Weise hatten wir den Zeitplan fest im Griff und konnten innerhalb von kürzester Zeit das Gebäude aufbauen", sagt Fichtl.

Betriebs- und Instandhaltungskosten berücksichtigen

Der Geschäftsführer empfiehlt Bauherren bei der Preiskalkulation ihres Firmengebäudes nicht nur die reinen Baukosten, sondern den gesamten Lebenzsyklus des Baus zu betrachten, der mit Betriebs- und Instandhaltungskosten verbunden ist. Eine hochwämedämmende Gebäudehülle trägt dazu bei, dass der Heizenergieverbrauch im Autohaus deutlich gesenkt und damit der CO2-Ausstoß nachhaltig reduziert werden kann. Darüber hinaus erzeugt eine 100-Kilowatt-Photovoltaik-Anlage auf der Dachfläche ausreichend Strom zur Deckung des gesamten Eigenbedarfs sowie zur Versorgung der eigenen Elektroauto-Flotte.

Das Autohaus entspricht damit dem höchsten förderfähigen Effizienzgebäudestandard für gewerblich genutzte Neubauten. Im ökologischen Gesamtkonzept spielt auch das Thema Kreislaufwirtschaft eine wichtige Rolle. Die Materialien, mit denen das Gebäude gebaut wurde, sind auf eine Kaskadennutzung ausgelegt. Das bedeutet, dass sie nach ihrer ersten Nutzung im Autohaus anderweitig weiter verwendet werden können. "Somit entsteht später wertvolles und wiederverwendbares Baumaterial und kein Müll, wie es bei der herkömmlichen Bauweise regelmäßig der Fall ist", betont Fichtl.

Auch die Mitarbeiter freuen sich über das besondere Raumklima an ihrem neuen Arbeitsplatz und der ein oder andere Kunde wird künftig wohl länger für eine Beratung verweilen.