Die steigenden Energiepreise und die Debatte über die Gas- und Ölversorgung lassen das Interesse am Heizen mit Holz wachsen. Schornsteinfeger erleben eine starke Nachfrage nach Holzöfen – ob als Neuinstallation oder indem alte Öfen wieder reaktiviert werden. Das ist allerdings nicht immer so einfach möglich.

Bei den Bezirksschornsteinfegern vergeht derzeit kaum ein Tag, ohne dass sich jemand meldet, der einen Holzofen installieren oder wieder in Betrieb nehmen möchte. Holzöfen als Zusatzheizungen erleben eine wahre Renaissance. Alexis Gula vom Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks registriert die steigende Nachfrage bei seinen Kollegen aus den rund 7.500 Kehrbezirken Deutschlands. Er ist regelrecht erleichtert, wenn sich so viele Hausbesitzer bei den Schornsteinfegern melden, bevor ein neuer Ofen steht oder ein alter gar wieder brennt.
Energiepreise und Ukraine-Krieg: Viele wollen Holzöfen nachrüsten
"Das Thema der Versorgungssicherheit treibt die Menschen um", sagt der Sprecher des Bundesverbands, der auch selbst aktiv als Schornsteinfeger arbeitet. Gula rät allen, die nun mit dem Gedanken spielen, einen Holzofen nachzurüsten oder eine Feuerstätte wieder zu nutzen, die bereits stillgelegt ist, das Vorhaben mit den zuständigen, bevollmächtigten Bezirksschornsteinfeger/innen abzusprechen. Dieser muss die Feuerstätte dann vor einer Inbetriebnahme auch abnehmen. "Viele Kleinigkeiten können eine Abnahme gefährden. Da spielen sowohl baurechtliche Regelungen der einzelnen Bundesländer eine Rolle als auch die Bundesimmissionsschutzverordnung", sagt der Fachmann. Entscheidend sei immer der Einzelfall und der sollte vorab schon abgeklärt sein.
Besonders wichtig bei einer Neuinstallation, die meist über das Nachrüsten eines Edelstahlschornsteins an einer Außenwand des Gebäudes erfolgt, sind die sogenannten Ableitbedingungen der Abgase. Geregelt ist das in § 19 der Bundesimmissionsschutzverordnung (BImSchV). Und genau diese hat der Gesetzgeber erst in diesem Jahr geändert bzw. darin die Ableitbedingungen verschärft. Somit müssen Schornsteine höher gebaut werden, damit die Umgebung nicht zu sehr belastet ist.
Holzofen reaktivieren: Absprache mit Schornsteinfeger nötig
Bei einer Reaktivierung wiederum greifen zusätzlich gesetzliche Bestimmungen, die sich nach dem Baujahr älteren Holzöfen richten. Schon seit mehreren Jahren greifen schrittweise Verbote für Öfen, die nicht mehr den gesetzlichen Vorgaben in Bezug auf Immissionen entsprechen. Der letzte Schritt trifft Holzöfen mit einem Baujahr zwischen 1995 und 2010. Ohne Nachrüstung eines entsprechenden Abgasfilters, oder Austausch der Feuerstätte dürfen sie nach 2024 nicht mehr betrieben werden, es sei denn, die geforderten Abgaswerte werden anhand einer Messung nachgewiesen.
"Viele Ofenbesitzer, die sich schon dafür entschieden hatten, die Feuerstätte stillzulegen und auch einige, die das bereits getan haben, entscheiden sich nun um und wollen sie wieder in Betrieb nehmen", berichtet Alexis Gula. Auch hierbei sei es wichtig, sich an den Schornsteinfeger zu wenden. "Wir raten in den meisten Fällen zu einem Austausch des Ofens. Mit modernen Feuerstätten erreicht man immer eine viel höhere Energieeffizienz und eine umweltschonendere Nutzung", sagt der Verbandssprecher. Vorwürfen, dass Holzöfen wegen des Feinstaubausstoßes grundsätzlich ja nicht umweltfreundlich seine, hält Gula entgegen: "Meist sitzt das Problem vor dem Ofen und nicht in der Nutzung selbst." Wer einen Holzofen richtig betreibt – mit ausreichend trockenem Holz und der korrekten Luftzufuhr – erzeuge auch kaum Feinstaub.
Hohe Energiepreise: Notschornstein von Holzöfen wieder Thema
Dass sich jetzt so viele Hausbesitzer melden und nach einer Holzofennutzung fragen, wundert den Schornsteinfeger nicht. "Einst war es üblich, dass Häuser fürs Heizen eine Art Notfallversorgung hatten, sprich einen Notschornstein. Daran erinnern sich nun vor allem die älteren Leute und fühlen sich sicherer, wenn da ein Ofen steht, der ganz ohne Strom und andere Energiequellen laufen kann, die eine Abhängigkeit mit sich bringen", sagt er. Dass nun unsere Versorgungssicherheit in der Diskussion steht, sei leider plötzlich kein abstraktes Thema mehr.