Branchentrends: Zulieferer, Bau und Handwerk für privaten Bedarf profitieren von stabiler Binnenkonjunktur.
Marco Wenz und Lothar Semper

Der Aufschwung beruht nicht nur auf der Belebung der Auslandsnachfrage, sondern auch auf der stabilen Binnenkonjunktur. In beiden Fällen profitiert das Handwerk, besonders die Zulieferer und der Bau. Auch die privaten Dienstleister haben Trümpfe in der Hand.
Handwerk für privaten Bedarf
Die Teilnehmer aus den Handwerken für privaten Bedarf bewerteten den Start ins neue Jahr so gut wie lange nicht. 85 Prozent gaben ihrer Geschäftslage die Note gut oder befriedigend. Im Schlepptau positiver Konjunktur- und Einkommensaussichten ist die Verbraucherstimmung prächtig. Im Trend sind hochwertige Produkte und Dienstleistungen. Davon profitiert auch das Handwerk, z.B. Friseure, Goldschmiede, Instrumentenbauer, Schneider und Schuhmacher. Allerdings fließt ein bedeutender Teil der zusätzlichen Kaufkraft in den Internethandel ab. Somit stellt sich den Betrieben immer drängender die Frage, wie man Kunden langfristig bindet. Ein Lösungsansatz könnte sein, das stationäre Einkaufserlebnis attraktiver zu machen, etwa durch den Einsatz virtueller Realität.
Bauhandwerk
Im Bauhaupt- und im Ausbaugewerbe gibt es kaum noch Betriebe, die mit der konjunkturellen Lage nicht zufrieden sind. Seit Jahren läuft der Wohnungsneubau auf Hochtouren. Zwar entfernen sich die Bauzinsen allmählich von ihren Tiefstständen, sie bleiben aber vorerst sehr niedrig; zudem sind die Arbeitsplätze sicher. Bauwillige schätzen solche Rahmenbedingungen. Rückenwind erhält auch die Auftragslage im Tief- und Straßenbau; offenbar kommen die zusätzlichen Bundesmittel für die Verbesserung der Infrastruktur in den Kommunen zum Einsatz. Engpässe in der Verwaltung führen jedoch immer noch zu Verzögerungen.
Ein weiteres Standbein des Bauhandwerks, die Sanierung, entwickelt sich ebenfalls gut. Gleichwohl fehlt es an neuen Impulsen. Beispielsweise ist die Energiewende in Deutschland ins Stocken geraten. Insbesondere der Wärmemarkt böte Sparpotenzial hinsichtlich des CO2-Ausstoßes, sei es mit der richtigen Dämmung oder einer neuen Heizung.
Kfz-Gewerbe
Die Zulassungsstatistik weist für das 1. Quartal 2018 ein Plus von vier Prozent bei neuen Pkw gegenüber 2017 aus. Vor allem private Fahrzeughalter waren dafür verantwortlich. Dabei nahm der Anteil der Dieselfahrzeuge erneut ab; nicht einmal jeder dritte Neuwagen enthielt ein solches Aggregat. Während die Kauflust, beflügelt durch Umtauschprämien, in puncto Neufahrzeuge ungebrochen war, sanken die Zulassungszahlen gebrauchter Autos (minus 3,8 Prozent). Euro-5-Diesel sind derzeit nur schwer verkäuflich. Nach Verbandsangaben gewähren Händler bis zu 50 Prozent Rabatt. Im Februar hatte das Bundesverwaltungsgericht Fahrverbote für Diesel für möglich erklärt. Wegen der erheblichen Wertverluste bei Selbstzündern dürften die prozentualen Umsatzeinbußen in diesem Segment noch über das Minus bei den Stückzahlen hinausgehen.
Handwerk für gewerblichen Bedarf
Der deutsche Maschinenbau verzeichnete 2017 um acht Prozent höhere Bestellungen. Die Impulse kamen vor allem aus dem Euroraum, aber auch die Inlandsnachfrage legte ordentlich zu. Fachleute sehen dies als Ausdruck des Vertrauens in die Nachhaltigkeit des Aufschwungs. Die heimische Wirtschaft will und muss ihre Kapazitäten erweitern. Auch die Digitalisierung dürfte die Nachfrage nach neuer Ausstattung befeuern: Alte Maschinen und Anlagen eignen sich nur bedingt für die eine Aufrüstung. Zum größten Problem bei der Umsetzung der Auftragsflut wird der Produktionsfaktor Arbeit. Der Maschinenbauverband VDMA spricht von leergefegten Fachkräftemärkten.
Lebensmittelhandwerk
87 Prozent der befragten Bäcker, Metzger und Konditoren erachteten ihre Geschäftslage für gut oder befriedigend – ein ansehnliches Ergebnis. Der Verkauf von Fleisch- und Backwaren ist nämlich eine knifflige Angelegenheit. Einerseits möchten viele Verbraucher ein möglichst breites Sortiment zum günstigen Preis; in diesem Fall ist die Konkurrenz der Einzelhändler oder Discounter übermächtig. Auf der anderen Seite suchen immer mehr Kunden das Einkaufserlebnis, das ihnen nur ein Fachgeschäft bieten kann. In Verbindung mit dem Wunsch nach regionalen Lebensmitteln und dem Trend zum Außer-Haus-Verzehr ergeben sich für das Handwerk vielfältige Chancen auf lukrative Geschäfte.