Die Steinmetzfamilie Scholz hat in Zörbig viele Spuren hinterlassen. Vom Froschbrunnen bis zum Saftjungen: Bereits seit 125 Jahren findet man ihre Arbeiten in und um die Stadt in Sachsen-Anhalt.

Nicht jeder, der das Gelände vom Steinmetzbetrieb Scholz in Zörbig betritt, erahnt, wie viele Steinmetzarbeiten dort schon entstanden sind und wie viele Generationen von Steinmetzen dort schon gewirkt haben. Da, wo Geschäftsführer Arnd Scholz heute tätig ist, haben auch schon sein Urgroßvater und dessen Bruder Steine bearbeitet.
Am 1. Januar 1897 – vor 125 Jahren – gründet Gustav Scholz den Betrieb. Er ist einer von drei Brüdern, die den Beruf des Steinmetzen und Steinbildhauers erlernt haben. Als er jung verstirbt, übernimmt sein Bruder Paul die Geschäfte und führt sie trotz des Ersten Weltkrieges erfolgreich weiter. Der dritte Steinmetzbruder macht sich ebenfalls selbstständig und gründet einen Betrieb in Jeßnitz.
Froschbrunnen und Saftjunge

In Zörbig wächst derweil die zweite Generation der Scholz-Steinmetze heran. Mit Kurt Scholz zieht neue Kreativität in die Werkstatt ein, denn er wendet sich vor allem dem Steinbildhauerhandwerk zu. Er übernimmt den Betrieb seines Vaters und fertigt für die Stadt Zörbig diverse künstlerische Arbeiten, die bis heute bestehen. "Er war sehr begabt und hat auch an der Burg Giebichenstein studiert", berichtet Enkel Arnd Scholz.
Neben dem Froschbrunnen auf dem Schlosshof, dem Otto-Schmidt-Denkmal und dem Taufbrunnen der katholischen Kirche verewigt sich Kurt Scholz mit einer Figur auf dem Marktbrunnen. Der "Zörbiger Saftjunge" wird in Anlehnung an die Zörbiger Saftfabrik kreiert, die früher Zuckerrübensaft produzierte und heute Fruchtaufstriche herstellt. 1961, zur Eintausend-Jahr-Feier der Stadt Zörbig, wird die Figur aufgestellt und ist heute das Markenzeichen der Stadt.
Genügend Material nach der Wende
Modell für den Saftjungen steht damals Harmut, der Sohn von Kurt Scholz. Mit ihm geht der Betrieb später in die dritte Generation über, denn auch er erlernt den Beruf, für den in seiner Familie alle eine Leidenschaft hegen. 1989 wird er zum Chef und führt den Betrieb somit durch eine Zeit, die von Neurungen geprägt ist. "Zu DDR-Zeiten gab es nicht alles. Es musste mit dem gearbeitet werden, das da war, und Material wurde zugeteilt", sagt Arnd Scholz. "Nach der Wende gab es dann Material und auch Werkzeug nach Bedarf." Heute komme das Material aus der ganzen Welt.
Boom-Jahre
Die 90er wurden im Unternehmen zu Boom-Jahren und der Betrieb wurde modernisiert, erinnert sich Arnd Scholz. Für den Jugendlichen ist damals klar, dass er ihn einmal übernehmen wird. Schon als Kind sei er immer vor Ort gewesen und habe geholfen. Seine Lehre absolviert er bei den Verwandten, die ihren Steinmetzbetrieb in Jeßnitz ebenfalls noch führen. Danach kehrt er nach Zörbig zurück. 1999 beendet er erfolgreich seine Meisterausbildung.
Gräber werden individueller
2007 wird Arnd Scholz Geschäftsführer. Anders als sein Großvater liegen ihm die klassischen Steinmetzarbeiten mehr als das Bildhauerhandwerk. Zu seinen Hauptaufträgen gehören Friedhofsarbeiten, wie etwa Grabmale und -einfassungen, aber auch Kirchenfensterbänke. Aber: "Die Friedhofskultur hat sich verändert", sagt Arnd Scholz. "Viele Menschen lassen sich anonym, in Gemeinschaftsanlagen oder im Friedwald beerdigen." Wer sich jedoch für eine klassisches Grab mit Stein entscheide, der gebe oft auch Geld aus. Die Aufträge seien individueller und die Produkte hochwertiger geworden, so der Steinmetz, der diese Arbeiten gemeinsam mit zwei angestellten Steinmetz- und Steinbildhauern erledigt. Auf die Frage nach einem ausgefallenen Kundenauftrag erinnert sich der Handwerksmeister an den Grabstein eines lokalen Gärtners. "Das war ein Felsen mit einem herausgearbeiteten Apfel." Mit 52 Jahren hat Arnd Scholz noch Zeit bis zum Ruhestand. Ob der Familienbetrieb dann in die 5. Generation übergeht, weiß er nicht: "Ich habe zwei Töchter. Eine studiert auf Lehramt, die andere ist erst zehn Jahre alt."