Als "jüngster Ölmüller Deutschlands" ist der 16-jährige Paul Belthle bekannt geworden. Nun hat er neue Ziele. Erst das Abitur und für die Zeit danach denkt er über eine Schreinerlehre nach. Für den Jungunternehmer das Wichtigste: mit den Händen zu arbeiten.

Paul Belthle hat eigentlich noch Zeit mit seiner Entscheidung. Derzeit besucht er die elfte Klasse des Wirtschaftsgymnasiums in seinem Heimatort Beuron auf der Schwäbischen Alb. Dorthin wechselte er erst in diesem Schuljahr. Seither steht auch Betriebswirtschaftslehre auf dem Stundenplan. Darüber mehr zu lernen, ist für den Jungunternehmer wichtig. Denn sobald er geschäftsfähig ist, wird der 16-Jährige seine eigene Firma auch auf dem Papier übernehmen.
Die Firma ist das Unternehmen "die Ölfreunde", das Paul in der Pandemie-Hochphase gemeinsam mit seinen Eltern gegründet hat. Als "jüngster Ölmüller Deutschlands" ist er daraufhin schnell bekannt geworden in vielen Online-Berichten. Bis heute ist er immer wieder auch in Fernsehbeiträgen zu sehen und erzählt dort die Geschichte seiner Geschäftsidee. Auf die Frage, was er sich für die Zukunft vorstellt, liest und hört man immer wieder von der Idee der "Schreinerlehre".
Aber warum eine Schreinerlehre und nicht eine Ausbildung zum Müller? Warum erst ein Abitur? Und was wird dann aus den Ölfreunden? Der DHZ erklärt Paul Belthle sein Pläne – und was ihn am Handwerk reizt.
Ölmüller mit 16 Jahren: Was kommt nach der Schule?
Obwohl der 16-Jährige vor allem beruflich Handfestes im Sinn hat und Ziele ganz offensichtlich konkret angeht, ist er sich mit der Schreinerlehre doch noch nicht so sicher, wie es anklang. Hat er neben Schule, Ölmühle und Hofladen noch Zeit, findet man ihn mit dem Werkzeug in der Hand beim Schnitzen von Holzbrettern. "Frühstücksbretter und auch größere für die Küchen zu fertigen, ist mein Hobby. Ich arbeite so gerne mit Holz, dass ich mir eine Schreinerlehre sehr gut vorstellen könnte", sagt er und fügt zugleich hinzu, dass dies aber nur eine von mehreren Ideen sei für die Zeit nach dem Abitur.

Was für ihn aber feststeht: Er wird das Gesicht der Ölfreunde bleiben. Seine Ölmühle bleibt ein Teil seiner beruflichen Zukunft – ob erst einmal wie jetzt nebenher oder schon bald hauptberuflich, ist dem Schüler noch nicht ganz klar. So hat er einerseits verschiedene Ideen – von der klassischen Müllerlehre mit einer Spezialisierung auf das Herstellen von Ölen, über die genannte Schreinerlehre, bis hin zu einem Studium im Bereich "Unternehmertum". Aber eines steht für ihn fest: "Ich möchte später auf jeden Fall mit den Händen arbeiten und etwas Konkretes am Tag schaffen. So etwas wie ein Philosophie-Studium oder Ähnliches wäre nichts für mich", sagt Paul.
Ölmüller: Alles begann mit einer kleinen Mühle zu Weihnachten
Das Streben danach, unternehmerisch tätig zu sein – und das auf verschiedensten Ebenen – ist für ihn selbstverständlich. Seine Familie hat es ihm vorgelebt. Die Eltern führen eine Jugendherberge mit angeschlossenem Kanuverleih; sein Vater nebenher noch eine kleine Schnapsbrennerei. Da sie damit in den Pandemie-Lockdowns pausieren mussten, gründeten sie alle gemeinsam die "Ölfreunde" und professionalisierten damit die Geschäftsidee des damals noch 14-jährigen Pauls.
Den Grundstein für seine Leidenschaft legte eine kleine Ölmühle, die ihm seine Eltern zu Weihnachten schenkten. Paul probierte verschiedenste Saaten aus, mischte das entstandene Öl mit Kräutern und tüftelte an der Technik herum. Dann ging er auf Messen, schaute sich die Konkurrenz an, führte Gespräche mit Landwirten in seiner Heimatregion, die Raps, Hanf, Leindotter und Schwarzkümmel anbauen und mögliche Lieferanten sein könnten. Nach und nach baute er die Strukturen auf, die jeder Kleinunternehmer im Business der Ölmüller braucht, um erfolgreich zu sein.
Reste vom Ölpressen werden zu Mehl und Tierfutter
Paul selbst relativiert das, was er anfangs getan hat und bis jetzt tut, um die Ölfreunde am Markt zu halten: "Ich habe das Glück, dass hier in der Region, in der wir leben, viele Landwirte sind und dass sich hier alle gut kennen. Das hat vieles erleichtert und viele Ideen und Kontakte kamen dann wie von selbst zustande", sagt der Jungunternehmer. "Da mein Vater für den gebrannten Schnaps sowieso Etiketten machen lässt, Flaschen kaufen muss und auch Räumlichkeiten hat, die für die Lebensmittelproduktion geeignet sind, konnte ich das alles und auch die Erfahrungen und Kontakte davon nutzen", fügt er hinzu.

Dazu passte auch, dass erst regionale und später überregionale Medien über die Entstehung der Ölfreunde berichteten und Paul Belthle schnell eine gewisse Bekanntheit erreichte. Eine Rolle spielt auch das Logo auf den Ölflaschen, das Paul mit seinem Markenzeichen, dem Hut, zeigt. Aber Paul steht nicht nur mit der Bezeichnung des "jüngsten Ölmüllers Deutschlands" in den Medien, sondern so oft es seine Zeit zulässt auch im eigenen Hofladen. Dieser gehört mittlerweile zu den Ölfreunden. Hier verkaufen sie die Öle und einige andere selbstgemachte Produkte wie Senf sowie Tierfutter und Mehle, die beide aus dem bestehen, was nach dem Ölpressen übrig bleibt. Diese "Reste" sind sehr proteinreich und Paul fände es nach eigenen Aussagen sehr schade, wenn sie nicht weiter genutzt werden. Schließlich verwendet er sehr hochwertige Zutaten.
Geschäftstüchtigkeit als Ölmüller beginnt, sobald die Schule endet
Der Tagesablauf des Schülers sieht aufgrund seines "Doppellebens" als Schüler und Jungunternehmer eher ungewöhnlich aus. "An den Tagen, an denen ich keine Mittagsschule habe, gehe ich direkt nach dem Mittagessen in der Jugendherberge in die Mühle", sagt der 16-Jährige. Hausaufgaben verlegt er auf den Abend und das Lernen aufs Wochenende. Bisher hat das für ihn so sehr gut geklappt. "Rumsitzen ist nichts für mich, ich muss immer etwas tun", so Paul. Damit er nach der Schule schnell nach Hause kommt – was auf dem Dorf mit den öffentlichen Verkehrsmitteln manches Mal schwierig werden kann – hat er mittlerweile sogar schon ein eigenes Auto. "Ein kleines, das nur 45 km/h fährt – aber immerhin."
Von Klassenkameraden seiner "alten" Schule hat Paul in der Anfangszeit seiner Gründung auch oftmals Unterstützung bekommen und auch sie haben mit angepackt. Als er dann auf das Wirtschaftsgymnasium wechselte, erkannten ihn gleich viele Schüler und einige Lehrer als den Paul von der Ölmühle. Negatives hat er dabei noch nie einstecken müssen für seine Geschäftstüchtigkeit, die beginnt, sobald die Schule endet.
