Bevor Wohneigentümer in Energieeffizienzmaßnahmen investieren, suchen sie Rat bei den Praktikern. Das Handwerk ist laut KfW-Energiewendebarometer von entscheidender Bedeutung für die Energiewende in Deutschland. Damit rückt eine Frage in den Mittelpunkt: Wie bekommt das Handwerk sein Fachkräfteproblem in den Griff?

Dem Handwerk fällt bei der Energiewende eine zentrale Rolle zu. Für den Energiewendebarometer 2023 hat die staatliche Förderbank KfW rund 4.000 repräsentativ ausgewählte Haushalte befragt, welche Informationsquellen sie bei Fragen zur Energieeffizienz ihrer Immobilie nutzen. Das Ergebnis: Fast jeder vierte Haushalt (23 Prozent) hat im vergangenen Jahr einen Handwerker zu Rate gezogen. Nur die Recherche im Internet wurde häufiger genannt (25 Prozent). Weitere 13 Prozent der Befragten gaben an, mit einem ausgewiesenen Energieberater über die energetische Situation ihrer Immobilie gesprochen zu haben, was ebenfalls teilweise dem Handwerk zuzurechnen ist.
"Die Nachfrage nach Handwerkern ist größer als das Angebot", sagte KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib. Das gelte nicht nur für die Beratungsleistungen. Von den Haushalten, die sich eine Sanierung grundsätzlich vorstellen können, setzten 27 Prozent die Maßnahmen deshalb nicht um, weil sie keinen Fachbetrieb finden. Die Situation hat sich den Ergebnissen zufolge deutlich verschärft. Vor zwei Jahren nannte noch nicht einmal jeder Zehnte die mangelnde Verfügbarkeit von Handwerkern als Hinderungsgrund. Vor allem die Suche nach qualifizierten Fachleuten in den Bereichen Photovoltaik und Solarthermie gestaltet sich demnach zunehmend schwer.
Fehlende Fachkräfte verzögern die Energiewende
Das Vertrauen in das Know-how der Handwerker ist groß, die Abhängigkeit von ihrer Verfügbarkeit ebenso. Von zentraler Bedeutung für die Energiewende wird laut Köhler-Geib daher sein, ob die Fachkräftelücke geschlossen werden kann. Nach Angaben des Zentralverbands des Handwerks arbeiten derzeit rund 450.000 Handwerksbetriebe mit knapp 2,5 Millionen Beschäftigten in rund 30 klimarelevanten Gewerken. Das sind zu wenige. Allein der Zentralverband Sanitär Heizung Klima rechnet damit, dass für den Einbau der angestrebten sechs Millionen Wärmepumpen bis 2030 rund 60.000 Monteure fehlen.
Förderinitiativen zur Weiterbildung von Handwerkern
Hier spricht sich Köhler-Geib für zusätzliche Aus- und Weiterbildungsangebote aus. In diesem Zusammenhang verweist sie auch auf das Aufbauprogramm Wärmepumpe des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA). Das Förderprogramm richtet sich an Handwerksbetriebe, die ihre Mitarbeiter zum Thema Wärmepumpe im Gebäudebestand weiterqualifizieren wollen.
Ein Positivbeispiel, wie der Bund Betriebe und Handwerkskammern bei der Qualifizierung von Fachleuten außerdem unterstützt, ist für Köhler-Geib das kürzlich eröffnete Wärmepumpenlabor der Handwerkskammer Potsdam. 300.000 Euro hat das Trainingszentrum gekostet. Das Bundeswirtschaftsministerium hat es mit 240.000 Euro gefördert. Auf dem Campus Götz lernen die Teilnehmer unter anderem, Wärmepumpen hydraulisch in die Heizungsanlage des Gebäudes einzubinden, die Anlagen energieeffizient einzustellen oder aus der Ferne zu warten. "Allerdings wird es auch für die anderen Gewerke Fachkräfteinitiativen brauchen", heißt es im KfW-Energiewendebarometer.
Neben Maßnahmen zur Qualifzierung betont die KfW-Chefvolkswirtin auch die Bedeutung der Fachkräftestrategie der Bundesregierung. Diese müsse auf die Bedarfe der Energiewende ausgerichtet sein. Ab November 2023 wird schrittweise ein neues Einwanderungsgesetz in Kraft treten. Es soll ausländischen Fachkräften den Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt erleichtern.
Die meisten Sanierungen scheitern aus finanziellen Gründen
Neben fehlenden Handwerkern sprechen noch häufiger finanzielle Gründe gegen eine Sanierung. Mit rund 41 Prozent wurde an erster Stelle genannt, dass sich ein Eigentümer die Maßnahme nicht leisten kann, zwei Jahre zuvor waren es nur 29 Prozent. "Dies dürfte die gesunkenen finanziellen Spielräume vieler Haushalte widerspiegeln", so die KfW in ihrem Bericht. Rund 39 Prozent vermuten zudem, dass sich die Investition nicht lohnen würde. Grundsätzlich genießt die Energiewende eine hohe Zustimmung in der Bevölkerung. Neun von zehn Haushalten halten sie für wichtig oder sehr wichtig.
Rund 13 Millionen Haushalte nutzen laut KfW bereits mindestens eine Energiewendetechnologie. Am weitesten verbreitet sind Photovoltaikanlagen, gefolgt von Wärmepumpen und Solarthermieanlagen. Ein Elektroauto haben sechs Prozent der Haushalte. Sieben Prozent der Haushalte wollen sich in diesem Jahr mindestens eine dieser Technologien anschaffen.