Metallbaubetriebe sollten seit Juli nach DIN EN 1090 zertifiziert sein. Doch für nicht einmal ein Viertel der Betriebe trifft das zu. Ein Grund: Angst vor hohen Kosten. Andererseits kann eine fehlende Zeritifzierung zu Auftrags- und Zahlungsausfällen führen.
Frank Muck

Thomas Bauer, Inhaber eines Metallbaubetriebs in Krailing bei München, besitzt schon seit vergangenem Jahr das Zertifikat. Der Metallbaumeister ist froh, dass sein Betrieb die Norm EN 1090 erfüllt. "Wir können deutlich mehr machen als vorher, weil wir eine größere Bandbreite an Materialien einsetzen können", sagt er. Insgesamt, so der Firmenchef, verfüge der Betrieb über eine bessere Qualitätsüberwachung der Produktionskette.
Die Norm hilft bei der Prozessoptimierung
Die Norm ist seit Juli dieses Jahres für alle Betriebe, die tragende Teile aus Stahl oder Aluminium in Gebäuden einbauen, verpflichtend. Das Problem: Bisher sind nur knapp ein Viertel der betroffenen Betriebe zertifiziert. Karsten Zimmer, Geschäftsführer beim Bundesverband Metall (BVM) und zuständig für Normenwesen, schätzt, dass etwa 16.000 der 40.000 Metall-Unternehmen in Deutschland verpflichtet seien, diese Norm umzusetzen.
Unabhängig von der Verpflichtung hält Zimmer die Zertifizierung für dringend nötig. "Es bringt den Betrieben mehr Know-how und hilft bei der Prozessoptimierung", sagt Zimmer. Die Norm stärke unter anderem die werkseigene Produktionskontrolle, sichere Qualitätsstandards und sorge für Transparenz in der Kalkulation.
Allerdings scheinen viele Betriebe diese Vorteile nicht als solche zu erkennen. Häufigste Gegenargumente – gerade der kleinen Betriebe – sind der zeitliche und finanzielle Aufwand. Der kann für Betriebe – abhängig von ihrem bisherigen Zertifizerungsstand – mehrere Tausend Euro betragen. Der Einstiegspreis bei Metall-Zert, der Zertifizierungsstelle des BVM, liegt laut Karsten Zimmer bei 1.090 Euro. Hinzu kommen Kosten für die regelmäßige Überprüfung der Qualitätseinhaltung.
Der Zeitaufwand ist je nach Kenntnisstand und Zertifizierungsgrad ebenfalls sehr unterschiedlich und beginnt bei sechs Wochen, kann aber auch ein halbes Jahr dauern. Ebenfalls ein gern vorgebrachter Einwand ist der Meisterbrief selbst. Wofür man denn den Qualitätsnachweis Meister erbracht habe, wenn alle Jahre wieder neu der Kenntnis- und Qualitätsstand der Unternehmen infrage gestellt werde.
Metaller Thomas Bauer lässt dieses Argument nicht gelten. Er gibt zu bedenken, dass sich Kenntnisse über Material, Produktion und Arbeitsweisen schließlich weiterentwickeln und von jedem – egal aus welcher Branche – lebenslanges Lernen gefordert sei.
Auftraggeber könnten Zahlungen verweigern
Karsten Zimmer warnt davor, die Zertifizierung weiter hinauszuschieben. Im günstigsten Fall erhalten Unternehmen Aufträge nicht, weil sie die Norm nicht erfüllen. Schlimmer ist es, wenn Auftraggeber die Bezahlung der Rechnung verweigern, weil sich nach Auftragserfüllung herausstellt, dass die Zertifizierung nicht vorhanden ist.
Daraus ergibt sich laut Zimmer aber ein noch viel drängenderes Problem, das sich für die zertifizierten Betriebe als zunehmend ärgerlich herausstellt: Die Normerfüllung werde vom Auftraggeber meistens nicht nachgeprüft. Viele Betriebe erhalten also den Zuschlag, obwohl sie nicht zertifiziert und damit billiger sind als ihre Konkurrenten.
Andreas Otte, Leiter der Zertifizierungsstelle für DIN EN 1090 bei ZDH-Zert, bedauert, dass öffentliche Stellen keine Fürsorgepflicht haben. Weder öffentliche Auftraggeber noch Architekten würden Handwerker auf die Zertifizierungspflicht aufmerksam machen.
Bedarf nach zertifizierten Betrieben steigt
Es könnte allerdings sein, dass die Lösung dieses Problems nur eine Zeitfrage ist. Karsten Zimmer registriert, dass immer mehr Auftraggeber Anfragen über den Anwendungsbereich der Norm an ihn richten. Und auch Thomas Bauer, der mit seinen 15 Mitarbeitern viele Sonderstahlbauten wie Dachgeschosse, Aufzugsgerüste oder Bühnen ausführt, stellt ein Umdenken fest. Bauer: "Die Stadt München sucht händeringend zertifizierte Betriebe."
Betriebe, die sich zertifizieren lassen wollen, können sich über Ihre Innung und Ihre Handwerkskammer auf den Zeritifizierungsprozess vorbereiten. In Deutschland gibt es 17 Stellen, die diese Zeritifzierung vornehmen, unter anderem Metall-Zert und ZDH-Zert .