IAB-Studie Einkommensvergleich: Ausbildung teils lukrativer als Studium

Studium oder Ausbildung – mit welchem Ausbildungsweg verdient man mehr? Das fragen sich Jugendliche, wenn sie mit der Schule fertig sind. Auch Wissenschaftler des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) haben sich die Frage gestellt. Sie haben das Einkommen über das gesamte Berufsleben hinweg von vielen verschiedenen Arbeitnehmern verglichen. Das Ergebnis zeigt klar: Es kommt auf den Beruf an.

Handwerker des Ausbaugewerbes
Ausbauberufe gehören zu den Berufen, bei denen man mit einer entsprechenden Fortbildung mehr verdient, als diejenigen, die in dieser Branche arbeiten und einen Hochschulabschluss haben. - © Wellnhofer Designs - stock.adobe.com

Eindeutig ist für die Arbeitsmarktforscher auf jeden Fall das Fazit ihrer Langzeitanalyse über die Einkommensentwicklung mehrerer Berufsgruppen mit verschiedenem Anforderungsniveau. So lautet auch der Titel des Studienberichts "Ein Studium garantiert nicht immer das höchste Lebensentgelt". Denn viel entscheidender als die Frage, ob man ein Studium oder eine Berufsausbildung absolviert hat, ist die nach dem Beruf selbst und welches Qualifikationsniveau man hier erreicht hat für einen Einkommensvergleich.

So variieren die sogenannten Lebensentgelte laut IAB erheblich zwischen Berufen. Zugleich hat es einen großen Einfluss, ob man sich in seinem Beruf weitergebildet und damit in einem Unternehmen führende Positionen in einem Fachgebiet erworben hat. So teilen die Wissenschaftler ihre Auswertung in verschiedene Stufen je nach Qualifikation ein: vom Helfer zur Fachkraft über den Spezialisten bis zum Experten als höchstes Qualifikationsniveau in der jeweiligen Berufsgruppe. Doch auch hierbei muss man jeden Beruf anschauen. "Experten erreichen zwar im Durchschnitt das höchste Lebensentgelt. Ihr Lebensentgelt liegt aber nicht per se über dem von Fachkräften oder Spezialisten in anderen Berufen", erklärt dazu IAB-Forscher Heiko Stüber. So muss man neben den Berufen auch deren Aufstiegschancen beurteilen, um Auskunft über die Höhe des Lebensentgelts zu bekommen.

Einkommensvergleich: In diesen Berufen verdienen Meister und Co. am besten

Verglichen hat das IAB ganz konkret auch das Lebensentgelt bezogen darauf, ob man eine Berufsausbildung abgeschlossen hat oder nicht, ob man einen Fortbildungsabschluss – wie Meister oder Techniker - oder einen Hochschulabschluss erworben hat. Auch diesen Vergleich beziehen die Arbeitsmarktforscher auf verschiedene Berufsgruppen. Hier zeigt sich das oben beschriebene Fazit. In einigen Berufsfelder verdienen diejenigen, die einen beruflichen Fortbildungsabschluss erzielt haben, über das gesamte Berufsleben betrachtet mehr, als diejenigen mit Hochschulabschluss. Zu diesen gehören viele Berufsgruppen, in denen sich auch Handwerksmeister wiederfinden: etwa in den Berufen des Ausbaugewerbes, des Reinigungsbereiches oder auch in der Metallverarbeitung.

Grundsätzlich zeigt die Studie einen Einkommensvergleich nach Qualifikation mit folgenden Zahlen:

  • Vollzeitbeschäftigte ohne abgeschlossene Berufsausbildung erzielen, wenn sie vom 18. bis zum 66. Lebensjahr durchgehend beschäftigt sind, ein mittleres Brutto-Lebensentgelt zwischen 1,03 und 2,64 Millionen Euro.
  • Für Beschäftigte mit einer Berufsausbildung liegt es zwischen 1,10 und 2,49 Millionen Euro.
  • Haben Beschäftigte zusätzlich noch einen Fortbildungsabschluss erworben, liegt das durchschnittliche Brutto-Lebensentgelt zwischen 1,39 und 2,68 Millionen Euro.
  • Vollzeitbeschäftigte mit einem Hochschulabschluss erlangen, wenn sie vom 25. bis zum 66. Lebensjahr durchgehend beschäftigt sind, ein mittleres Brutto-Lebensentgelt zwischen 1,03 und 2,98 Millionen Euro.

Doch das sind Durchschnittswerte und der Vergleich der Berufe entscheidet schlussendlich. Die Tabelle, aus der man die verschiedenen Lebensentgelte nach Berufen nachlesen kann, finden Sie hier.>>>

Einkommensvergleich: Viel Geld kein Grund fürs Studium

So gibt die Studie als eine Schlussfolgerung auch an, dass sich eine Berufsausbildung grundsätzlich immer lohnt und einen Zugang zu qualifizierten Tätigkeiten ermöglicht, die wiederum die Grundvoraussetzung für ein höheres Lebensentgelt sind. "Fachkräfte verdienen in der Regel mehr als Helfer und können über Fortbildungen (Meister,Techniker, Fachwirte etc.) oder ein anschließendes Studium in Positionen für Spezialisten beziehungsweise Experten aufsteigen und dadurch ihr Lebenseinkommen steigern", schreiben die IAB-Forscher in der Studie.

Weiter heißt es, dass Beschäftigte in bestimmten Berufen mit einer Berufsausbildung und einem Fortbildungsabschluss Lebensentgelte erzielen können, die vergleichbar sind mit denen von Personen mit Hochschulabschluss in anderen Berufen. "Allein aufgrund finanzieller Erwartungen sollte man sich also nicht für ein Studium entscheiden", erklären die Forscher. jtw