Um die Klimaziele im Verkehr zu erreichen, spielt die Elektrifizierung von Firmenflotten eine wichtige Rolle. Einige Branchen sind Vorreiter, zeigt eine neue KfW-Studie. Mit dem Auslaufen des Umweltbonus könnte die Entwicklung jedoch ins Stocken geraten.

Unternehmen setzen einer Studie zufolge stärker auf E-Autos als private Halter. Jeder siebte Pkw in den Fuhrparks der Firmen war im vergangenen Jahr ein E-Auto (sieben Prozent) oder ein Plug-in-Hybrid (acht Prozent), wie aus dem Klimabarometer der staatlichen Förderbank KfW hervorgeht.
Bei privaten Haltern lag die Quote demnach bei 0,9 beziehungsweise 1,4 Prozent. "Bei der Dekarbonisierung des Verkehrs spielen die Unternehmen mit ihren Fuhrparks eine Schlüsselrolle", erläuterte KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib.
Die Förderpolitik der Bundesregierung werde dieser Bedeutung jedoch nicht gerecht, kritisiert Holger Schwannecke, Generalsekretär des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH). "Für die im Handwerk stark verbreiteten Pkw – Kombis, Kleinbusse und Pick Ups – gibt es ab September 2023 kein praxistaugliches und mittelstandgeeignetes Förderprogramm mehr", sagt er mit Blick auf den Umweltbonus, der Ende August auslaufen wird. Der erst beginnende Hochlauf der Elektromobilität in Handwerk und Mittelstand drohe dadurch gebremst zu werden.
Im Bereich der Firmenwagen ging die Entwicklung zuletzt in die richtige Richtung, berichtet die KfW. "Bei den Nutzfahrzeugen spielen batterieelektrische Fahrzeuge aber bisher nur eine Nebenrolle", sagte Köhler-Geib. Als Gründe vermutet die KfW die spätere technische Verfügbarkeit von E-Nutzfahrzeugen, hohe Anschaffungskosten sowie eine kaum vorhandene Hochleistungs-Ladeinfrastruktur für den schweren Straßengüterverkehr.
Unternehmen im Dienstleistungssektor vorne
Mehr als zwei Drittel aller Pkw-Neuzulassungen entfallen den Angaben zufolge auf gewerbliche Halter. Die Nase vorn haben nach der KfW-Umfrage Firmen im Dienstleistungsbereich, bei denen sieben beziehungsweise neun Prozent der Pkw-Flotte rein elektrisch oder als Plug-in-Hybrid betrieben werden. Firmenwagen von Bauunternehmen sowie aus dem Sektor Verkehr und Lagerei kommen nur auf jeweils fünf Prozent bei E-Autos und vier beziehungsweise sieben Prozent bei Plug-in-Hybriden. Gerade Transport- und Logistikunternehmen könnten einen wesentlichen Beitrag leisten. Ihr Fuhrpark sei in der Regel überdurchschnittlich groß und die Fahrzeuge würden intensiver genutzt, hieß es.
Bestand der E-Autos und Plug-in-Hybride
Gut jedes vierte Unternehmen hat einen elektrisch betriebenen oder einen Plug-in-Hybrid PKW im Fuhrpark.
Unternehmensgröße | E-Auto | Plug-in-Hybrid |
Kleinstunternehmen (unter fünf Mitarbeiter) | 10 | 13 |
Kleine Unternehmen | 14 | 17 |
Mittlere Unternehmen | 20 | 28 |
Größere Mittelständler | 34 | 42 |
Großunternehmen | 67 | 64 |
Gesamter Unternehmenssektor | 13 | 16 |
Anmerkung: Anteil in Prozent. Unternehmen mit mindestens einem E-Auto oder Plug-in-Hybrid. Bei diesen Unternehmen ist häufig nicht jedes Auto, sondern nur ein Teil der Flotte elektrifiziert. Daher beläuft sich der Anteil der E-Autos und Plug-in-Hybride insgesamt nur auf 15 Prozent.
Kosten und Förderung beeinflussen Kaufentscheidung
Köhler-Geib zufolge spielen bei Entscheidungen der Firmen vor allem die Kosten eine Rolle. "Unternehmen ziehen die Anschaffung eines energieeffizienten und klimafreundlichen Fahrzeuges in Betracht, wenn dessen Wirtschaftlichkeit gegenüber anderen Antriebsarten langfristig gegeben ist", sagte die Ökonomin. "Mit geeigneten Maßnahmen kann die Politik hier entsprechende Anreize schaffen und Fortschritte bei der Dekarbonisierung des Straßenverkehrs erzielen."
Ein staatlicher Anreiz zum Kauf von E-Autos fällt für Gewerbetreibende ab September weg. Der Umweltbonus von 4.500 Euro wird gestrichen. Für Privatkäufer wird er ab Anfang 2024 auf 3.000 gesenkt.
Zudem wird das Budget zur Förderung von E-Autos im kommenden Jahr stark gekürzt. Im Klima- und Transformationsfonds der Bundesregierung sind für das kommende Jahr 2024 insgesamt 4,7 Milliarden Euro für die Förderung der Elektromobilität vorgesehen. Nach Informationen des Zentralverbands Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) sind davon lediglich noch knapp 810 Millionen Euro für den Kauf von E-Fahrzeugen vorgesehen. Das sind rund 600 Millionen Euro weniger als die bisher genannten 1,4 Milliarden Euro für 2024.
Höhere staatliche Anreize zum Kauf von E-Autos gefordert
Um eine höhere E-Auto-Quote in Deutschland zu erreichen, fordert der ZDK einen Ausbau der staatlichen Förderung. "Um den Straßenverkehr klimafreundlich zu gestalten, brauchen wir stabile Rahmenbedingungen. Dazu gehört auch, dass die Bundesregierung weiterhin ein positives und verlässliches Förderumfeld aufrechterhält, um den Hochlauf der Elektromobilität zu sichern", sagt ZDK-Präsident Arne Joswig.
Zurzeit erlebe die Branche das komplette Gegenteil. Daher dürfe sich niemand wundern, wenn die Zahl der Auftragseingänge bei E-Fahrzeugen zurzeit in den Keller rauscht. Es werde für die Händler immer schwieriger, Kaufinteressierte für den Umstieg auf E-Fahrzeuge zu begeistern, so der Verband.
Plug-in-Hybrid steuerlich begünstigt
Einen eher kontraproduktiven Effekt auf den Verkauf von reinen E-Autos hat momentan die steuerliche Begünstigung von Plug-in-Hybriden. Der KfW-Studie zufolge neigen Unternehmen stärker als Privatpersonen dazu, Plug-in-Hybride sowie große und energieintensivere Pkw zu besitzen, deren Klimawirkung umstritten sei. Dies dürfte auch mit Steuerregelungen für Dienstwagen zusammenhängen, hieß es. Die Vorschriften begünstigten den Gebrauch von Plug-in-Hybriden im Verbrennungsmodus sowie die Anschaffung von größeren Dienstwagen. dpa/jes