Vor allem Jungen sind betroffen Ausbildung trotz ADHS erfolgreich meistern

Leicht ablenkbar, hyperaktiv oder aufbrausend: Immer häufiger wird die Diagnose Aufmerksamkeits-Hyperaktivitätsstörungen – kurz ADHS – gestellt. Vor allem Jungen sind laut dem Arztreport der Krankenkasse Barmer GEK davon betroffen. Betroffene Jugendliche wählen häufig einen handwerklichen Beruf, wo sie sich auspowern können. Was Sie als Ausbilder tun können, um einen Azubi mit ADHS erfolgreich durch die Ausbildung zu bringen.

Heidi Roider

Auszubildende mit ADHS brauchen klare Strukturen und Geduld. Dann meistern auch sie die Ausbildung. - © ehrenberg-bilder/Fotolia

Jugendliche mit ADHS tun sich oft schwer damit, Dinge zu Ende zu bringen, lassen sich leicht ablenken und neigen zur Impulsivität. Deshalb sind handwerkliche Berufe oftmals die bessere Wahl, zum Beispiel Bodenleger oder Maler und Lackierer. Denn in solchen Berufen können sich die jungen Leute auspowern.

Solche typischen Verhaltensmerkmale können die Arbeit im Betrieb trotzdem erheblich stören, Kollegen können sich genervt oder sogar provoziert fühlen – eine besondere Herausforderung auch für die Ausbilder in Handwerksbetrieben.

Ausbilder müssen wissen, auf was sie achten müssen

Der erste Schritt zu einer erfolgreichen Ausbildung ist deshalb ein Bewusstsein für diese Krankheit, sagt Diplomsozialarbeiterin Kerstin Burrmann vom Berufsbildungswerk Südhessen. Ausbilder sollten versuchen, mit diesen charakteristischen Symptomen umzugehen.

Das Wichtigste sind laut Burrmann klare Strukturen für den Auszubildenden und eine positive Beziehung zum Ausbilder. "Der Auszubildende braucht klare Regeln und Zeiten", sagt Burrmann. Wochen- und Tagespläne seien deshalb sinnvoll. Zugleich brauche der Azubi  einen Ausbilder der ihn wertschätzt.

Damit der Jugendliche nicht überfordert wird, ist es sinnvoll ihm klare aber zeitlich überschaubaubare Aufgaben zu übertragen. Burrmann: "Die Arbeitsanweisung: Renoviere den Raum ist da oft schon zu viel." Die Diplomsozialarbeiterin ist beim Bildungswerk Casemanagerin für die Maler und Lackierer. Casemanager begleiten Jugendliche durch die gesamte Ausbildung und beraten.

Das BBW Südhessen unterstützt benachteiligte Jugendliche dabei, eine Ausbildung erfolgreich zu absolvieren und den Start ins Berufsleben zu meistern.

Geduldig, aber konsequent

Für die alltägliche Arbeit sind klare Arbeitsanweisungen, die in einer überschaubaren Zeit bewältigt werden können, deshalb immens wichtig. Zudem seien lobende Worte und häufige Rückmeldungen sinnvoll. Die Jugendlichen sollen sich hierbei aber an klare Regeln halten. "Ausbilder sollten konsequent sein, aber geduldig", so Burrmann.

Bei ADHS kann einem die ganze Bandbreite begegnen, von schnell ablenkbar bis aufbrausend. "Ausbilder sollten daher nichts persönlich nehmen und mit Gelassenheit und Verständnis reagieren", sagt Burrmann. Wenn Azubis impulsiv oder aggressiv reagieren, empfiehlt sie, die jungen Leute erst mal aus der Situation rauszunehmen und ihnen eine Pause zugestehen. Um anschließend darüber zu reden. Dann sind auch die Chancen groß, dass der Jugendliche die drei Jahre Ausbildung auch durchhält.

Zahl der ADHS-Diagnosen steigt

Insgesamt steigen die Zahlen von Kindern und Jugendlichen bis 19 Jahren mit der Diagnose ADHS. In dieser Altersgruppe erhielten 472.000 Jungen und 149.000 Mädchen allein zwischen 2006 und 2011 diese Diagnose.

Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Barmer GEK, Rolf-Ulrich Schlenker, zeigte sich jedoch besorgt über die Entwicklung. "Dieser Anstieg erscheint inflationär. Wir müssen aufpassen, dass ADHS-Diagnostik nicht aus dem Ruder läuft und wir eine ADHS-Generation fabrizieren", betonte Schlenker.

Die Verordnungsraten von Methylphenidat, besser bekannt unter dem Handelsnamen Ritalin, seien zwischen 2006 und 2011 gestiegen, wobei die Menge der verordneten Tagesdosen nach 2010 erstmals zurückging.  (mit Material von dapd)

Weitere Informationen bieten die Berufsbildungswerke. Hier geht es zur Webseite der Berufsbildungswerke.

Wer sich über ADHS informieren möchte, kann dies über adhs.info.

Was ist ADHS?

ADHS steht als Abkürzung für Aufmerksamkeitsdefizit- / Hyperaktivitätsstörung und ist eine Verhaltensstörung von Kindern, Jugendlichen oder Erwachsenen. Wer unter ADHS leidet, zeigt oftmals folgende Symptome:

  • starke Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen,
  • starkes impulsives Verhalten und 
  • ausgeprägte körperliche Unruhe, sogenannte Hyperaktivität.