Die Netzanbieter treiben den 5G-Ausbau bundesweit voran. Nachdem Deutschland im internationalen Vergleich lange Zeit nicht gut abgeschnitten hat, sollen weiße Flecken nun schon bald der Vergangenheit angehören. Für die Betriebe ist der schnelle Ausbau unverzichtbar.
In Sachen Digitalisierung, Breitbandausbau und schnellem, flächendeckendem Mobilfunk galt Deutschland bislang nicht unbedingt als Taktgeber in Europa.
Doch beim neuen 5G-Standard wollen Politik und Netzbetreiber im internationalen Vergleich aufholen und aus den Versäumnissen der Vergangenheit lernen. "Der Mobilfunkausbau in Deutschland leidet immer noch unter einem schlechten Ruf, ist aber in den letzten Jahren deutlich besser geworden. Es gibt klare Bestrebungen der Netzbetreiber, auch noch die letzten Funklöcher zügig zu schließen", sagt Nick Kriegeskotte, Leiter Infrastruktur und Regulierung beim Digitalverband Bitkom.
Die Weichen für einen schnelleren Ausbau seien auch durch das neue Telekommunikationsgesetz gestellt worden. Besonders erwähnenswert ist aus seiner Sicht, dass die Bundesnetzagentur Frequenzen für lokale 5G-Netze reserviert hat. Das sei zwar vorrangig für größere Unternehmen interessant, aber „international einmalig“.
Schneller Ausbau in den letzten Monaten
Dass der 5G-Ausbau in Deutschland tatsächlich schnell voranschreitet, zeigt eine Analyse des technologischen Beratungsunternehmens Umlaut, das den Netzausbau statistisch auswertet und in anschaulichen Karten darstellt. Die Karte links oben zeigt den Stand in der Kalenderwoche 26 im vergangenen Jahr. Damals war 5G fast noch gar nicht in Deutschland verfügbar, während etwa die Schweizer Nachbarn schon deutlich weiter waren. Bis zur Kalenderwoche 39/2020 (rechts oben) bzw. 17/2021 (links unten) hat sich jedoch einiges getan und Deutschland schneidet auch im weltweiten Vergleich nicht schlecht ab (rechts unten).
Die Studie deckt sich mit den Angaben der Netzanbieter. So vermeldet die Telekom, bereits mehr als 65 Millionen Menschen bzw. 80 Prozent der Bevölkerung mit ihrem 5G-Netz zu erreichen. Wettbewerber Vodafone will bis Ende 2021 die Marke von 30 Millionen knacken und auch vom dritten großen Anbieter, Telefónica, heißt es, dass bis Ende 2022 50 Prozent der Bevölkerung mit dem eigenen 5G-Netz versorgt werden sollen.
Betriebe brauchen verlässliche Verbindungen - ein Kommentar
"Das Handwerk erzielt große Fortschritte bei der Digitalisierung. Die Koordination der Baustelle mit Smartphones und Tablets, Ferndiagnosen und -wartung von Maschinen beim Kunden oder die smarte Vernetzung von Geräten in der Werkstatt – all das ist keine Zukunftsmusik mehr im Handwerk, sondern praktizierte Realität in immer mehr Unternehmen. Doch was nützt es den Betrieben, mit viel Mühe, Zeit und Geld eine technisch moderne Infrastruktur aufzubauen, Mitarbeiter im Umgang mit digitalen Prozessen zu schulen und innovative Serviceleistungen für die Kunden zu entwickeln, wenn sie sich am Ende über schwache und störungsanfällige Internetverbindungen ärgern müssen. Besonders im ländlichen Raum gibt es immer noch Versorgungslücken und langsame Leitungen, die für die ansässigen Betriebe nicht nur ein Ärgernis, sondern ein echter Wettbewerbsnachteil gegenüber den Unternehmen in Ballungszentren sind. Deshalb führt kein Weg daran vorbei, dass die Netzanbieter mit Rückenwind aus der Politik alles daransetzen, jedem Unternehmen am Wirtschaftsstandort Deutschland gleichermaßen einen stabilen Zugang zum 5G-Netz sicherzustellen. Nur so kann das Handwerk die Chancen der Digitalisierung voll ausnutzen."
Steffen Guthardt, Redakteur Deutsche Handwerks Zeitung