Hackerangriffe, ausbleibende Lieferungen, Gasmangel – derzeit drohen Unternehmen viele Gefahren. Doch die teuersten Versicherungsschäden für Unternehmen sind nicht durch Krieg, Corona-Krise oder Kriminelle verursacht, sondern durch eine uralte Gefahr.
Ungeachtet allen technischen Fortschritts bleibt Feuer für Unternehmen die teuerste aller Gefahren. In einer Analyse von weltweiten Schadenmeldungen in der Industrieversicherung lagen Brände und Explosionen mit einem Anteil von mehr als einem Fünftel an der Spitze, wie der Allianz-Industrieversicherer AGCS mitteilte. "Wir haben da die letzten Jahre eine Größenordnung von 18 Milliarden Euro", sagte der für die Schadenabwicklung zuständige Vorstand Thomas Sepp. Nicht mitgerechnet sind dabei Waldbrände.
Insgesamt summierten sich die 530.000 Industrie-Schadenmeldungen aus über 200 Ländern und Territorien auf knapp 89 Milliarden Euro, ausgewertet wurde ein fünfjähriger Zeitraum von Anfang 2017 bis Ende 2021. Die Allianz geht davon aus, dass die hohe Inflation die Schäden weiter in die Höhe treiben wird – allein, weil bei Reparaturen Material- und Personalkosten teurer werden.
Naturkatastrophen und menschliche Fehler ebenfalls häufige Ursachen
An zweiter Stelle hinter Explosion und Feuer lagen Naturkatastrophen mit einem Anteil von 15 Prozent an den Gesamtschäden, gefolgt von menschlichen Fehlern mit neun Prozent. Das beinhaltet die falsche Bedienung von Maschinen ebenso wie Baumängel oder schlechtes Produktdesign.
Üblicherweise werden in der Branche mit Unternehmens-Großkunden Konsortialverträge abgeschlossen, so dass sich mehrere Versicherer Risiko und Einnahmen teilen. Deswegen stand der AGCS der große Datenpool mit Schadenmeldungen aus aller Welt zur Verfügung.
Diese drei häufigsten Schadenkategorien machen demnach weltweit 45 Prozent der Gesamtschäden aus. Auch bei den mehr als 47.000 in Deutschland gemeldeten Industrie-Schadenfällen lag Feuer an erster Stelle, obwohl die Brandschutz-Vorschriften hierzulande strenger sind als in vielen Entwicklungs- und Schwellenländern.
Gegen Hacker versichern: "Lehnen drei Viertel aller Anfragen ab"
Nicht unter den globalen Top Ten sind Hackerattacken, deren Zahl weltweit stark zugenommen hat. Das führt wiederum dazu, dass viele Versicherungen äußerst vorsichtig sind, bevor sie ein Unternehmen gegen Cyberangriffe versichern.
Sehr viele Firmen würden sich demnach gerne gegen Hacker versichern, bekommen aber keine Police, weil sie ihre IT nicht so aufgerüstet haben wie von den Versicherern verlangt. "Wir lehnen aktuell in Deutschland ungefähr drei Viertel aller Anfragen ab", sagte Sepp.
Produktionsstopp wegen Gasmangel kein Versicherungsfall
Zunehmend teuer werden laut AGCS auch die durch Betriebsunterbrechung verursachten Schäden, etwa wenn ein Unternehmen wegen Feuers, Wassers oder Sturms vorübergehend stillsteht. Die AGCS nannte keine absoluten Zahlen, aber der durchschnittliche Schaden pro Fall ist demnach innerhalb der fünf Jahre von 3,1 auf 3,8 Millionen Euro gestiegen.
Falls der befürchtete Stopp der russischen Gaslieferungen im nächsten Winter dazu führen sollte, dass Fabriken und Betriebe stillstehen, wäre das nach Worten des Allianz-Managers in aller Regel aber kein Versicherungsfall: "Das Fernbleiben von Rohstoffen oder Energie – oder Verspätung davon – ist kein versicherbares Ereignis unter einer normalen Betriebsunterbrechung", sagte Sepp. dpa