Die Selbstständigen leiden unter der Corona-Pandemie: Zwei Drittel von ihnen haben während der Krise Umsatzrückgänge verzeichnet. Das ist das Teilergebnis einer Studie, an dem unter anderem das ifo Institut beteiligt ist. Wer wirtschaftlich gesehen ebenfalls zu den "Verlierern" zählt und welche Berufsgruppen laut Studie besser durch die Pandemie gekommen sind.

In Deutschland leiden laut einer Studie Selbstständige stark unter den Folgen der Corona-Krise, während abhängig Beschäftigte nur vergleichsweise wenig Einbußen hinnehmen müssen. 66 Prozent der Selbstständigen hätten in der Krise Umsatzrückgänge zu verzeichnen, teilte das Ifo-Institut am 13. Juli 2020 in München auf Basis erster Ergebnisse der "Corona-BUND-Studie" mit. Die Studie steht unter der Federführung des Bundesgesundheitsministeriums (BMG).
Fast die Hälfte der Selbstständigen konnte nicht arbeiten
Nahezu die Hälfte der Selbstständigen (46 Prozent) mussten demnach seit Beginn der Corona-Krise private Ersparnisse nutzen, um die negativen Folgen für ihr Gewerbe abzumildern. Über die Hälfte (61 Prozent) der Selbstständigen konnten während der Pandemie ihrer Arbeit gar nicht oder nur noch eingeschränkt nachgehen. Wie aus der Umfrage unter 30.000 Befragten im Juni 2020 weiter hervorgeht, haben 26 Prozent der Selbstständigen staatliche Soforthilfen erhalten, bei 16 Prozent wurden Steuerzahlungen oder -vorauszahlungen gestundet. Geld von Verwandten oder Freunden haben sich neun Prozent geliehen, fünf Prozent konnten betriebliche Rechnungen nicht zahlen.
Dagegen zeigte sich bei den abhängig Beschäftigten ein ganz anderes Bild. Die große Mehrheit von 78 Prozent der Arbeiter, Angestellten und Beamten konnte laut der Studie in der Corona-Krise bis zum Juni ununterbrochen arbeiten. In dieser Zeit sei die wöchentliche Arbeitszeit nur bei 18 Prozent der abhängig Beschäftigten gesunken. Die überwiegende Mehrheit habe (80 Prozent) beim Gehalt gar keine Einbußen durch die Corona-Krise hinnehmen müssen.
"Besorgniserregend ist, dass die Krise die Schwachen besonders hart trifft", sagt Clemens Fuest, Präsident des ifo Instituts. Er ergänzt: "Bei den Selbständigen hat es insbesondere die alleinerziehenden Frauen getroffen: 85 Prozent mussten ihre Tätigkeit einschränken oder ganz einstellen. Bei den abhängig Beschäftigten hingegen mussten Geringverdiener, Hauptschulabsolventen und Arbeiter am meisten zurückstecken. Diese Gruppen sollten im Mittelpunkt weiterer politischer Maßnahmen stehen."
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Studie zeigt auch: Deutschen sorgen sich vor zweiter Corona-Welle
Laut ifo Institut sei das Ziel der BMG-"Corona-BUND-Studie", neuartige und repräsentative Daten zur Betroffenheit der Bevölkerung von der Corona-Krise zu gewinnen. Dafür sollen Daten zu Infektionen und Antikörperbildung sowie zu den sozioökonomischen, sozial-psychologischen und medizinischen Folgen der Krise über einen Zeitraum von fünf Monaten erhoben werden.
Die Studie beschäftigt sich aber nicht nur mit den Auswirkungen der Corona-Krise, sondern auch mit den Ängsten und dem Umgang der Menschen mit der Pandemie. So zeigen erste Teilergebnisse auch, dass die Akzeptanz für die Maßnahmen der Regierung trotz der oben genannten Einbußen hoch ist. Knapp zwei Drittel aller Bürger (65 Prozent) halten die im März 2020 von der Politik beschlossenen Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie für richtig. "Die Politik hat den Menschen in der Corona-Krise das Gefühl gegeben, dass sie sich wirklich um das kümmert, was die Mehrheit bewegt und besorgt", sagt forsa-Geschäftsführer Manfred Güllner. Gleichwohl plagt die Deutschen nach wie vor die Sorge zum weiteren Verlauf der Pandemie: 40 Prozent halten eine zweite Infektionswelle für wahrscheinlich; 37 Prozent schätzen die Chance einer zweiten Welle mit 50 zu 50 ein. ew/mit Inhalten von dpa