Hilfsaktion für schwarze Vierbeiner Berliner Schornsteinfeger sorgen für tierisches Glück

Schwarze Katzen, Hunde und Co. haben es im Tierheim häufig schwer: Aufgrund ihres dunklen Fells werden sie nicht so oft vermittelt wie Artgenossen mit einer hellen Fellfarbe. Einigen der schwarzen Vierbeiner hat die Berliner Schornsteinfeger-Innung jetzt Glück gebracht: Mit einem Kalender konnten die Handwerker erfolgreich auf die Situation der Tiere aufmerksam machen.

Von Eileen Wesolowski

Die Schornsteinfeger der Berliner Innung posieren mit Hund Bonnie für den "Schwarz bringt Glück"-Kalender. Damit wollen die Handwerker einem altbekannten Aberglauben trotzen. - © Schornsteinfeger-Innung Berlin/Joern Dudek

Der Schornsteinfeger bringt Glück – so heißt es im Volksmund. Anders sieht das bei der schwarzen Katze aus: Sie steht im Aberglauben für Unheil. Das und der Fakt, dass dunkle Fellfarben bei Menschen nicht so angesagt sind wie helle Fellfarben, sorgt dafür, dass es schwarze Haustiere im Tierheim nicht leicht haben: "Schwarze Tiere sind bis zu 55 Prozent schwerer vermittelbar als andere Tiere", sagt Schornsteinfeger Alain Rappsilber. Er und die anderen Mitglieder der Schornsteinfeger-Innung Berlin haben nun auf die unglückliche Situation der Vierbeiner, die genau wie die Handwerker schwarz "gekleidet" sind, aufmerksam gemacht: Im Rahmen einer Hilfsaktion haben sie gemeinsam mit einigen tierischen Bewohnern des Berliner Tierheims für Bilder des "Schwarz bringt Glück"-Kalenders 2021 posiert – mit dem Ziel, die Erlöse aus dem Verkauf zu spenden.

Von Katzen bis hin zu Hühnern

Der Anstoß für das Projekt kam von der Mutter eines Handwerkskollegens von Alain Rappsilber. Sie machte den Pressesprecher der Berliner Schornsteinfeger-Innung in einer Mail auf den Nachteil der Tiere aufmerksam. Der sah sofort Anlass, etwas dagegen zutun: "Es ist schon verwunderlich, wie bekannte Vorurteile scheinbar sogar auf die Tierwelt übertragen werden", so Rappsilber. Von der Idee eines tierischen Kalenders waren nicht nur die Kollegen aus der Innung, sondern auch das Berliner Tierheim begeistert. Für den Kalender nahmen 15 Schornsteinfeger an einem coronakonformen Fotoshooting teil – gemeinsam mit schwarzen Hunden, Katzen, Kanninchen und anderen Vierbeinern. Sogar ein paar Hühner im dunklen Federkleid haben es in den Kalender geschafft.

Und der kommt mehr als gut an: "Zunächst haben wir 500 Kalender produziert, aber die Nachfrage war riesig", erzählt Rappsilber. Auch auf ihrer Facebookseite bekommen die Schornsteinfeger viel Beifall für ihre Aktion: "Ihr seid toll" und "Black is beautiful" heißt es dort unter anderem in den Kommentaren.

Mittlerweile um die 15.000 Euro zusammengekommen

2.300 Exemplare des Kalenders wurden bereits verkauft. Die Erlöse sollen an das Berliner Tierheim gehen. - © Schornsteinfeger-Innung Berlin/Joern Dudek

Zwischenzeitlich wurden die Kalender nachproduziert und mittlerweile 1.500 Exemplare verkauft. "Mit der Aktion haben wir anscheinend einen Nerv getroffen", freut sich Projektinitiator Rappsilber. Und das zeigt sich auch in finanzieller Hinsicht: Bisher sind um die 15.000 Euro Spendengelder für das Berliner Tierheim zusammengekommen. Und nicht nur in diesem Punkt haben die Schornsteinfeger den tierischen Bewohnern Glück gebracht – einige Tiere durften sich bereits über ein neues Zuhause freuen: "Ein Rottweiler und zwei schwarze Katzen sind bereits vermittelt", verrät Rappsilber.

Für die Schornsteinfeger aus der Hauptstadt ist das Anlass genug, schon einmal die nächste Aktion zu planen. Am 13. August 2021 möchte die Innung ein weiteres Fotoshooting der Handwerker mit den schwarzen Tierheimbewohnern veranstalten. Dann sollen Bilder für den Kalender 2022 geschossen werden. Genau an diesem Tag wurde im Jahr 1961 damit begonnen, die Berliner Mauer zu bauen. Für die Schornsteinfeger sei das laut Rappsilber der perfekte Zeitpunkt, die Mauern in den Köpfen einzureißen, um dem Irrglauben "schwarze Tiere bringen Unglück" entgegenzutreten.

Der "Schwarz bringt Glück"-Kalender 2021 ist noch verfügbar und bestellbar über das Online-Formular auf der Website der Schornsteinfeger-Innung Berlin.

Schornsteinfeger, schwarze Katze: Woher stammen die Mythen?

Beide Aberglauben sollen ihren Ursprung im Mittelalter haben. Wandernde Schornsteinfeger boten schon im dunkeln Zeitalter ihre Dienste an. Sie entfernten alten Ruß aus den Kaminen und sorgten dafür, dass die Hausbewohner wieder kochen und heizen konnten. Dadurch trugen sie auch dazu bei, dass das Risiko eines Brandes verringert wurde. Denn Brände hatten im Mittelalter oft katastrophale Auswirkungen und konnten auch schon mal eine ganzes Dorf zerstören. Der Schornsteinfeger aber brachte Sicherheit – sprich Glück – ins Haus.

Der Abgerglaube, dass schwarze Katzen Unglück bringen, soll hingegen mit dem christlichen Glauben zusammenhängen. Hier galt die Farbe seit jeher als dämonisch und teuflisch. Schwarze Katzen wurden aber auch mit der Hexerei in Verbindung gebracht. So wurde behauptet, dass sich Hexen in schwarze Katzen verwandeln würden, um Böses anzurichten. Ein weit verbreiter Volksglauben ist in diesem Zusammenhang auch, dass besonderes Unheil naht, wenn eine schwarze Katze einen Weg von links nach rechts überquert. Dies ist auf Inhalte der Bibel zurückzuführen: Hier heißt es, dass beim Jüngsten Gericht die guten Menschen auf rechten Seite und die schlechten Menschen auf der linken Seite stehen. Schlechtes wurde im Mittelalter dementsprechend mit links, Gutes mit rechts assoziert.