Mit ihrem Elektro-Transporter EFA-S 46 beliefern die "Bäcker-Brüder" im Berchtesgadener Land ihre Filialen, Hotels und Berghütten abgasfrei und leise.

Wenn die "Bäcker-Brüder" aus Bischofwiesen ihre Waren zu Kunden und Filialen transportieren, bewegen sich ihre Transporter im alpinen Gelände. Auf der 100 km langen Frühtour durchs Berchtesgadener Land mit bis zu 60 Stopps sind mehr als 1.000 Höhenmeter zu bewältigen. Trotzdem wollten Alfons und Franz Neumeier auf Elektroantrieb umsteigen, weil das zur Firmenphilosophie der Demeter-Bäckerei passt.
Als der lang ersehnte EFA-S 46 im November endlich da war, stand gerade der Winter vor der Tür. "Kälte und Schnee sind bei uns aber nur eine große Herausforderung, die andere sind die Bergauf- und Bergabfahrten mit bis zu 24 Prozent Steigung", schildert Alfons Neumeier seine anfängliche Skepsis, ob Batterie und Antrieb eines E-Transporters dem standhalten würden.
Die Familienbäckerei Neumeier in Bischofswiesen liegt auf rund 500 m Meereshöhe. Morgens müssen fünf Filialen beliefert werden. "Außerdem haben wir einen Frühstücksservice für Hotels, Kliniken und Pensionen", sagt Neumeier. Ein größerer Abnehmer ist das Kempinski auf dem Obersalzberg auf 1.200 m. "Wir fahren aber auch Berghütten auf 1.500 Metern Höhe an. Und weil es zwischendurch wieder bergab geht, summieren sich die Höhenmeter."
Keine Dieselabgase mehr
Bisher hat die Bäckerei für die langen Touren zwei Allrad-Transporter eingesetzt. Aber Neumeier wollte keine Dieselabgase mehr, sondern ein Auto, das dafür steht, wofür sich die Bäckerei seiner Familie seit mehr als 30 Jahren einsetzt: Für ein Leben im Einklang mit der Natur.
"Seit meiner Kindheit bin ich begeisterter Modellflieger", erzählt der 63-jährige Bäcker. „Als da die ersten bürstenlosen Elektromotoren und Lithium-Akkus rauskamen, war ich sofort dabei. Die waren nicht nur schön leise, sondern funktionierten auch besser: Man konnte den Motor in der Luft mühelos ein- und ausschalten und sie stanken nicht wie die Verbrenner.“
Kein Wunder, dass Neumeier auch bei seinen Fahrzeugen den Elektromotor favorisiert. Für die Bäckerei wurde es zunächst ein Nissan NV200. "Aber den können wir nur für die Belieferung von Kleinkunden oder für Nachlieferungen einsetzen."
24 Prozent Steigung zu meistern
Alfons Neumeier fand lange kein E-Fahrzeug, das seinen Anforderungen an Reichweite, Steigfähigkeit, Wintertauglichkeit und Ladevolumen entsprach. "Keiner der großen Hersteller hatte eine Lösung." Über die Handwerkskammer in München bekam er schließlich den Tipp, es beim schwäbischen Hersteller EFA-S zu versuchen. Das Unternehmen rüstet seit mehr als zehn Jahren Zustell-Lkws für Paketdienstleister auf Elektroantrieb um. Seit 2019 bietet EFA-S auch neue E-Transporter auf Basis eines russischen Fahrzeugs an.

"Aber auch EFA-S hat zunächst abgewunken, weil 24 Prozent Steigung mit einem Standard-E-Antrieb nicht zu machen sei", berichtet Neumeier. In der Regel treibt der Elektromotor direkt die Hinterachse an, ohne zwischengeschaltetes Getriebe. Trotz des riesigen Drehmoments von 820 Nm, das über den gesamten Drehzahlbereich zur Verfügung steht, wollte EFA-S den Auftrag von Neumeier erst nicht annehmen. Als der Bäcker nicht lockerließ, schlugen ihm die Tüftler vor, eine spezielle Hinterachse mit einer anderen Übersetzung einzubauen.
EFA-S erfüllte den Bäcker-Brüdern noch weitere Wünsche. "Wir wollten beispielsweise den Alu-Koffer von einem alten Mercedes-Sprinter auf den neuen EFA-S 46 haben, denn dieser Aufbau ist für unsere Zwecke ideal." Er verfügt laut Neumeier bei Innenmaßen von rund 3,60 m Länge sowie 2,0 m Breite und Höhe über ein Ladevolumen von 14,6 m3. "Dank Schiebetüren an der Seite und hinten kommen die Fahrer von außen mühelos an die Ware heran. Beim EFA-S-Fahrzeug geht das jetzt sogar leichter, weil die Ladekante zehn Zentimeter niedriger liegt als beim Sprinter."
Russischer GAZ als Basisfahrzeug
Der Grund dafür liegt in dem Basisfahrzeug, das EFA-S nutzt. Es stammt vom russischen Nutzfahrzeughersteller GAZ und hat an der Hinterachse Zwillingsreifen, die niedriger sind als Singlereifen. "Dank der Zwillingsreifen hat das Auto auch bei Schnee im Winter überhaupt keine Probleme." Neumeier sieht einen weiteren Grund für die gute Straßenlage des E-Transporters auch in seinem relativ niedrigen Schwerpunkt. "Das kommt von den Batterien, die vor allem zwischen den Tragrahmen des Fahrzeugs eingebaut und sehr gut ausbalanciert sind."
Neumeier hat von EFA-S die Standardbatterie mit 80 kWh einbauen lassen. "Bei uns fahren drei verschiedene Fahrer das Auto. Jetzt im Sommer verbrauchen sie auf der Morgentour rund 40 Prozent der Batterieleistung. Im Winter waren es auch schon mal 60 Prozent." Anschließend geht das Fahrzeug an die Steckdose. Dort kann es mit Stromstärken zwischen 3 und 22 kWh aufgeladen werden, je nachdem wie stark die Sonne scheint. "Wir haben auf unserer Bäckerei eine Photovoltaik-Anlage mit 40 kW Spitzenleistung. An sonnigen Tagen zahlen wir also für das Tanken unseres Lieferwagens gar nichts."
Datenblatt des EFA-S 46 der Bäckerei "Bäcker-Brüder"
- zulässiges Gesamtgewicht: 4.6 t, abgelastet auf 4,25 t. Damit kann das Fahrzeug auch mit einem Führerschein der Klasse B gefahren werden
- Höchstgeschwindigkeit: abgeregelt auf 80 km/h
- Reichweite: rund 200 km
- Motorleistung: 110 kW/150 PS (Drehmoment: 850 Nm)
- Batteriekapazität: 80 kWh (Ladegerät: 11 kW Onboard Charger, zusätzliche Wallbox für Ladestärken zwischen 3 und 22 kW)