Baugewerbetag Baugewerbe: "Uns fehlen die Aufträge in den Büchern"

Das Bauhandwerk stellt sich auf ein schwieriges erstes Halbjahr 2023 ein. Das liegt auch an einem Staat, der Hunderttausende Wohnungen fordert, sich mit Aufträgen aber zurückhält.

Das Ziel der Bundesregierung: 400.000 neue Wohnungen pro Jahr. - © Harald Biebel - stock.adobe.com

Das erklärte Ziel der Bundesregierung ist klar: 400.000 neue Wohnungen sollen pro Jahr entstehen. Ein ohnehin ehrgeiziges Vorhaben, das bereits aus ganz banalem Grund zu scheitern droht. Beim Baugewerbe gehen keine Aufträge ein. Im Gegenteil: in nahezu allen Bereichen seien die Zahlen rückläufig, berichtete Reinhard Quast, Präsident des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe (ZDB), beim Baugewerbetag in Berlin. Sowohl Privatleute als auch der Staat würden sich derzeit zurückhalten. Quast wörtlich: "Wir wissen alle, was gebaut werden müsste, aber uns fehlen die Aufträge in den Büchern."

Neben den Neubauzielen soll die Branche in den kommenden 20 Jahren bis zu 35 Millionen Wohnungen energetisch sanieren. Gleichzeitig müssen Windenergie und Wärmenetze ausgebaut, die Infrastruktur erhalten und die Ladeinfrastruktur aufgebaut werden, fasst ZDB-Präsident Quast die größten Herausforderungen der kommenden Jahre und Jahrzehnte zusammen.

Sonder-Afa für mehr "Wumms" im Wohnungsbau

Um wieder mehr Wohnungen fertigstellen zu können, setzt sich der ZDB-Präsident für eine Sonder-Afa ein: "Investitionen brauchen Verlässlichkeit in den Rahmenbedingungen. Und dieses Jahr haben wir leider genau das Gegenteil erlebt", sagte er mit Blick auf die KfW-Neubauförderung, die in diesem Jahr erst gestrichen wurde und später mit verschärften Förderbedingungen wieder an den Start ging.

Im Mietwohnungsbau ist die Sonder-Afa bereits ausgelaufen. Hier ist im Jahressteuergesetz 2022 die Erhöhung der linearen AfA von zwei auf drei Prozent vorgesehen. Sie soll für Bauten gelten, die ab Januar 2024 fertig gestellt werden. Ob diese Erhöhung ausreichen wird, daran hat Quast seine Zweifel. "Um einen richtigen Wumms, wie der Bundeskanzler zu sagen pflegt, im Mietwohnungsbau zu bekommen, schlagen wir vor, noch einmal über eine Sonder-AfA nachzudenken." fre