Kampagne #7%MehrWert Bäckerverband fordert: "Reduzierte Mehrwertsteuer muss bleiben"

Ende 2023 läuft die Steuerermäßigung für Speisen, die in Cafés, Imbissen und Restaurants vor Ort verzehrt werden, aus. Davon sind auch Betriebe des Lebensmittelhandwerks betroffen. Der Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks ruft jetzt Innungsbetriebe auf, sich an der Kampagne #7%MehrWert zu beteiligen.

Belegtes Brötchen vom Bäcker
Die reduzierte Mehrwertsteuer auch auf Speisen, die vor Ort verzehrt werden, entlastet Betriebe aus dem Lebensmittelhandwerk. - © pikselstock - stock.adobe.com

"Zum hier essen oder zum Mitnehmen?" – Diese Frage war jahrelang zentral beim Einkauf von Kuchen, belegten Brötchen oder anderen Backwaren beim Bäcker. Sie entschied über die Höhe der anfallenden Mehrwertsteuer. Im Zuge der staatlichen Pandemie-Entlastungen wurde der Mehrwertsteuersatz dann befristet auch für die Speisen gesenkt, die Bäcker, Konditoren und Fleischer zum Verzehr vor Ort anbieten. Die Steuerermäßigung sollte die Gastronomie in der Krise stützen. Ende 2022 war sie bereits einmal um ein weiteres Jahr verlängert worden.

Ende 2023 soll sie jetzt allerdings auslaufen. Damit würde der Mehrwertsteuersatz für den Vor-Ort-Verzehr wieder auf 19 Prozent steigen. Das gilt für alle Speisen zum Verzehr vor Ort, ob im Café, im Restaurant, im Imbiss oder auch dort, wo es nur einen Stehtisch gibt, an dem Kunden etwas essen können.

Mehrwertsteuer steigt: Sinkt dann der Umsatz?

Da die Belastungen durch hohe Energiepreise und die anhaltende Inflation aber noch immer sehr hoch sind, fordert der Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks, dass die Steuerermäßigung beibehalten werden sollte. "Unsere Betriebe stehen unter einem immensen Kostendruck", erklärt Bäckerpräsident Michael Wippler in einer Mitteilung zur Kampagne #7%MehrWert, die der Verband nun gestartet hat.

Die Kampagne soll auf das Thema aufmerksam machen, denn die hohen Kosten der Betriebe haben Folgen. "Eine erhöhte Mehrwertsteuer werden Betriebe in vielen Fällen vermutlich an Kunden weitergeben müssen, die sich das Stück Torte dann nicht mehr leisten können", führt Wippler weiter aus. Das führe dann wiederum zu Umsatzverlusten und setzt die Betriebe noch weiter unter Druck.

Der Bäckerverband wendet sich mit der Kampagne an die Öffentlichkeit, damit die Problematik der noch immer krisengebeutelten Bäckereien mit Cafébetrieb bekannter wird. "Wir rufen alle Innungsbäcker auf, sich an der Aktion zu beteiligen, um den öffentlichen Druck auf die Politik zu erhöhen", appelliert Wippler. Nach eigenen Angaben möchte er aber auch die Betriebe unterstützen, die ihren Kunden Kostensteigerungen erklären müssen. So stellt der Verband den Innungsbäckern auch Plakate Flyer, Social-Media-Vorlagen und weiteres Material zur Verfügung, damit diese ihre Kunden auf die drohende Änderung aufmerksam machen können.

Auch Fleischer und Brauer wollen die reduzierte Mehrwertsteuer beibehalten

Unterstützung bekommt die Forderung vom Deutschen Fleischer Verband (DFV). Denn auch bei den Fleischern ist die Preissituation noch immer angespannt. Von einer Anhebung des Steuersatzes wieder auf 19 Prozent wären auch die gastronomischen Angebote des Fleischerhandwerks betroffen. "Die Unternehmen müssten ihr Preisniveau anheben, was im starken Wettbewerb natürlich schwierig ist", sagt dazu Thomas Trettwer vom DFV. Das sei insgesamt problematisch, denn ohne die Preiserhöhung würden die Erträge der Unternehmen spürbar sinken. Doch mit einer Erhöhung könnte die Nachfrage der Kundschaft abnehmen. "Daher halten auch wir ein Beibehalten des reduzierten Steuersatzes für geboten", erklärt der Justiziar des Verbands.

Ähnliches formuliert auch der Deutsche Brauer-Bund (DBB), der sich mit dem Thema an die Öffentlichkeit wendet. In einer Mitteilung schreibt der Verband, dass er mit großer Sorge sehe, dass sich das Gastgewerbe nach wie vor in einer tiefen Krise befindet. Durch die pandemiebedingten Umsatzeinbrüche habe die Branche allein in den Jahren 2020 und 2021 rund 36.000 Betriebe verloren. Hinzu kommen massive Kostensteigerungen für die Brauereien. "Vor diesem Hintergrund rufen wir die Bundesregierung und den Bundestag dazu auf, den ermäßigten Mehrwertsteuersatz für die Gastronomie beizubehalten", erklärt DBB-Präsident Christian Weber. Eine Steuererhöhung zum 1. Januar 2024 auf 19 Prozent hätte seiner Meinung zufolge fatale Folgen unter anderem für die 1.500 überwiegend handwerklichen und mittelständischen Brauereien.

Die Forderung nach Steuererleichterungen sind im Handwerk auch ein Thema der Friseure. So hat im vergangenen Jahr die Initiative "Friseure brauchen Zukunft! 7% Jetzt!" unterstützt vom Zentralverband des Deutschen Friseurhandwerks eine Online-Petition. Dabei ging es unter anderem um eine reduzierte Mehrwertsteuer auf Friseurdienstleistungen. Ziel der dazugehörigen Kampagne war es 50.000 Unterschriften zu sammeln. Erreicht wurden allerdings über 70.000 Unterschriften. Diese wurden dem Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages übergeben und die Initiatoren der Kampagne wollen dort nun auch ihr Anliegen vortragen. Mehr dazu lesen Sie unter friseurebrauchenzukunft.de. jtw