Wenn mehrere Azubis in einem Ausbildungsbetrieb beschäftigt sind, gilt es für Ausbilder, ein Zugehörigkeitsgefühl zu schaffen. Manchmal reagieren Auszubildende auf Unstimmigkeiten mit Ausgrenzung. Ausbildungsberater Peter Braune erklärt in seiner Kolumne, warum das dem Betrieb schadet.

Wenn Menschen ausgegrenzt werden, gehören sie nicht mehr zu einer Gruppe. Das kränkt fast jeden. Schon kleine Anzeichen von Ausgrenzung können sich auf das Wohlbefinden auswirken und den ausgegrenzten Lehrlingen das Gefühl vermitteln, wertlos zu sein.
Ausbildungsberaterinnen und Ausbildungsberater der Handwerkskammern hören bei Betriebsbesuchen immer wieder von solchen Fällen. Da lag es auch nahe, sich einmal mit einigen Ausbildern aus Lehrbetrieben zum Thema Ausgrenzung austauschen. Zum Einstieg konnte, wer wollte, einen Fall aus seinem betrieblichen Umfeld schildern – und davon wurde rege Gebrauch gemacht.
Erfahrungsaustausch zur Ausgrenzung im Betrieb
So berichtete eine Meisterin, dass ihrer Erfahrung nach junge Menschen häufig betroffen wären und soziale Ausgrenzung für das Betriebsklima sehr belastend sei. Ein Meister berichtete von seinen konkreten Beobachtungen in der Mittagspause, als seine Lehrlinge zusammensaßen. Dabei ließen sie einen Azubi nicht mit an den Tisch. Im schien es manchmal so, dass der Vorgang nicht mehr weit vom Mobbing war, was nach seiner Meinung eine besonders hässliche Form der Ausgrenzung durch eine Gruppe ist.
Ein Altgeselle wiederum berichtete von Regeln, die Lehrlinge im dritten Lehrjahr aufgestellt hatten. Die dienten dazu, alle aus dem ersten Lehrjahr von der Gruppe fernzuhalten. Eine junge Frau die für die Ausbildung der Frieseure in mehreren Filialen verantwortlich war erzählte von Verabredungen der Azubis miteinander, die gezielt zur Ausgrenzung dienten.
Ausgrenzung zeigt Misstrauen
Insgesamt wurden bei dem Erfahrungsaustausch viele Gründe genannt, wie Lehrlinge im Betrieb und in der Berufsschule versuchen andere auszugrenzen. Manchmal hatte es damit zu tun, dass etwas nicht geteilt werden sollte. Oft war der Grund ein gewisses Misstrauen. Wieder andere fühlten sich durch Ausgrenzung anderer in ihrer Gruppe besonders stark.
Eine weitere Möglichkeit bestand darin, einzelne Lehrlinge auszuschließen, wenn sie sich der Gruppe entgegensetzen oder Konflikte ansprechen wollen. Sie gehörten weiter dazu, bekamen aber weniger Aufmerksamkeit, Redemöglichkeiten oder Teilhabemöglichkeiten. Brachten diese Azubis sich im Betrieb oder der Berufsschule ein, wurde ihnen mit Spott, Schweigen oder Ignoranz begegnet.
Ausgrenzung im Betrieb: Versuchter Ausdruck von Macht
Als Fazit zu diesen Berichten aus den Betrieben kann man festhalten: Die Ausgrenzung aus der Lehrlingsgruppe bedeutet soziale Isolierung im Lehrbetrieb. Weil es hier lediglich um den Ausdruck von Macht oder Misstrauen gehen kann, ist dieser Umgang kein geeignetes Erziehungsmittel. Aus dem persönlichen Leid können schnell unterschiedliche Erkrankungen entstehen, was dem Betrieb durch Personalausfall wirtschaftlichen Schaden zufügt.
Die Verantwortlichen haben eine Vorbildfunktion. Sie dürfen Ausgrenzung nicht einfach so hinnehmen. Es gilt ein Ausbildungsklima zu schaffen, das ein Zugehörigkeitsgefühl der Lehrlinge fördert. Ein freundlicher Umgangston und die angemessene Wertschätzung der ausgeführten Tätigkeiten sollten die Regel sein. Zum fairen Umgang untereinander ist es wichtig, dass alle die Möglichkeit bekommen, in der Gruppe mitzumachen.
Ihr Ausbildungsberater Peter Braune
Peter Braune hat Farbenlithograph gelernt, war Ausbilder und bestand in dieser Zeit die Ausbildungsmeisterprüfung. Er wechselte als Ausbildungsberater zur Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main. Dort baute er dann den gewerblich-technischen Bereich im Bildungszentrum auf und leitete die Referate gewerblich-technischen Prüfungen sowie Ausbildungsberatung, zu der auch die Geschäftsführung vom Schlichtungsausschuss gehörte. Danach war er Referent für Sonderprojekte.