290.000 offene Ausbildungsplätze Allianz für Aus- und Weiterbildung will Berufsorientierung stärken

Ein Bündnis aus Politik, Wirtschaft und Gewerkschaften will den Übergang von der Schule in die Berufsausbildung verbessern. Wie das gelingen soll.

40.000 offene Stellen meldete das Handwerk Ende April 2023. - © goodluz - stock.adobe.com

Angesichts eines massiven Fach- und Arbeitskräftemangels und einer sich rasant veränderten Arbeitswelt wollen die Partner der Allianz für Aus- und Weiterbildung mehr Orientierung bei der Berufswahl bieten. Es gehe darum, den Einstieg in die Ausbildung zu organisieren, sagte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne). Und die Chancen für eine duale Ausbildung sind gut. "Aktuell sind 290.000 offene Ausbildungsplätze zu verzeichnen", betonte ZDH-Präsident Jörg Dittrich mit Blick auf die gesamte Wirtschaft. "Das sind 290.000 Chancen, die es zu nutzen gilt", fügte er hinzu.

Dittrich: Jeder soll seinen Weg gehen

Wie entscheidend das Thema Fachkräftesicherung für die Wirtschaft ist, machte Handwerkspräsident mit einem kurzen Satz klar. "Ohne aktive Hände keine Wende", sagte er. Ziel sei deshalb, mehr Menschen für die berufliche Aus- und Weiterbildung zu gewinnen. Das Handwerk selbst meldete Ende April 2023 rund 40.000 offene Stellen. Für ihn sei wichtig, dass die Berufsorientierung in den Schulen – insbesondere in den Gymnasien – verbessert werde. Es gehe nicht darum, dass weniger Menschen Abitur machten. Es gehe darum, dass sie entsprechend ihrer Talente ihren beruflichen Weg fänden.

Kultusminister: Mehr Berufsorientierung an Schulen

Damit Unternehmen und Schulabgänger besser zueinander finden, wollen die Allianz-Partner an verschiedenen Stellschrauben drehen. Wie Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) sagte, will sich die Kultusministerkonferenz künftig stärker um eine Berufsorientierung an allen Schulformen kümmern. Daneben unterstütze die Politik Berufspraktika und fördere die Mobilität junger Menschen, etwa durch die sogenannte Mobilitätsbeihilfe oder den Bau von Wohnheimen. Für alle, die keine duale Ausbildung finden, solle es eine Ausbildungsgarantie geben.

Heil: Jugendberufsagenturen werden gestärkt

Darüber hinaus sollen nach den Worten Heils in ganz Deutschland die Jugendberufsagenturen gestärkt werden. Auch sie sollen helfen, den Kontakt zu Schulabgängern zu halten und die Übergangsphase zwischen Schule und Beruf zu begleiten. Nicht zuletzt soll so vermieden werden, dass das Heer von rund 2,6 Millionen jungen Erwachsenen im Alter zwischen 20 und 35 ohne Ausbildung noch weiter wächst.

Stark-Watzinger: Aufstiegs-Bafög wird ausgebaut

Warnende Worte kommen von Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP): "Zu viele junge Menschen verlassen die Schule und wir wissen nicht, wo sie bleiben." Im Rahmen der Exzellenzinitiative berufliche Bildung sollen außerdem innovative Berufsbilder stärker beworben und Entwicklungsmöglichkeiten über das Aufstiegs-Bafög stärker gefördert werden.

DGB warnt: 240.000 junge Menschen im Übergangsbereich

DGB-Vize Elke Hannack betonte, den Gewerkschaften sei viel daran gelegen, im Zuge der neuen Allianz den Übergang von der Schule in die Ausbildung zu verbessern, die Qualität der beruflichen Bildung zu stärken und die Ausbildungsgarantie schnell einzuführen. Dies gelte umso mehr, da die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge noch immer nicht das Niveau vor der Corona-Krise erreicht habe und pro Jahr rund 240.000 junge Menschen in unterschiedliche Maßnahmen des "Übergangsbereiches" mündeten.

Kiziltepe: Wir brauchen mehr Ausbildungsbetriebe

Um mehr Fachkräfte zu gewinnen, warb die Berliner Sozialsenatorin Cancel Kiziltepe (SPD) und Vorsitzende der Sozialministerkonferenz für mehr Ausbildungsbetriebe. Damit ließe sich das Potenzial an Fachkräften erhöhen. In Berlin bilde nur jeder zehnte Betrieb aus. Deutschlandweit seien es 19 Prozent, fügte sie hinzu.