Zeitungsmacher im Wandel der Zeit Geistesblitze im Zigarettennebel

Der Entstehungsprozess der Deutschen Handwerks Zeitung unterlag einem steten Wandel. Geblieben ist der Anspruch, Handwerker mit nutzwertigen Informationen zu versorgen.

Ulrich Steudel

Chef vom Dienst Sepp Steinbrenner, Verlagsleiter Harald Bos und der stellvertretende Chefredakteur Ewald Rischer (v.l.) freuen sich im Januar 1984 über eine neue Ausgabe der Deutschen Handwerks Zeitung. - © Archivfotos Holzmann Medien

Wenn Zeitungsmacher einmal in Nostalgie verfallen, dann riechen sie ihn noch, den Geruch von Zigarettenrauch. Früher waberte dieser Qualm auch durch die Redaktionsstubender Deutschen Handwerks Zeitung in Bad Wörishofen. Doch nicht nurder Nebelder Raucher ist schon vor langer Zeit verflogen. Der gesamte Entstehungsprozessder Zeitung hat sich im Laufeder Jahre grundlegend verändert.

Mit Papier beschäftigen sich die Redakteure heute nur noch sehr selten. Ihre Texte hämmern sie über eine Tastatur in den Computer, Manuskripte freier Autoren flattern nicht mehr als Brief ins Büro, sondern landen im Posteingang des E-Mail-Programms. Die Inhalteder Regionalseiten senden die Handwerkskammern via FTP, ein Dateiübertragungsprotokoll auf Basis des Internets.

In den 1980er-Jahren war das alles ganz anders. Damals hörte man in den Fluren des Verlags noch das Ratternder Schreibmaschinen, auf denen die Redakteure ihre Texte zu Papier brachten. Heute kommen die Buchstaben erst mit Papier in Berührung, wenn im Druckhaus die fertige Zeitung von den Rotationsmaschinen läuft.

Vom Klebeumbruch zum Desktop Publishing

Metteur inder Druckvorstufe: Ludwig Roch 1982 beim Klebeumbruch. - © Metteur beim Klebeumbruch

Deutlich stärker gewandelt hat sich die Gestaltung des Layouts der Deutschen Handwerks Zeitung, der sogenannte Umbruch. Ältere Kollegen können sich noch an den Klebeumbruch erinnern, als Lineal, Schere und Kleber noch wichtige Werkzeuge waren undder Fotosatz als Standder Technik galt. Gemeinsam stellten Metteure und Redakteure die Zeitungsseiten an Leuchttischen mit gewachstem Papier zur Druckvorbereitung zusammen.

Heute werden die Seiten von Mediengestaltern im Desktop-Publishing-Verfahren mit Maus und Tastatur am Bildschirm umbrochen, anschließend kürzen Redakteure den Übersatzder Texte ein, passen Überschriften an und können Bildausschnitte verändern. Bis zur fertigen Druckvorlage läuft alles digital.

Trotz des technischen Fortschritts bleibt die Zeitungsproduktion aber ein Termingeschäft. Je näherder Redaktionsschluss rückt, desto größer die Konzentration. Jede Abweichung vom gewohnten Ablauf kann jetzt schnell zu Hektik und in deren Folge zu Fehlern führen.

Sonderausgabe zur Internationalen Handwerksmesse

Viel Papier, wenig Technik: Redaktionsleiter Helmut Pfeifer in den frühen 1980er-Jahren an seinem Schreibtisch. - © Archivfotos Holzmann Medien

Umso erstaunlicher war die Leistungder Zeitungsmacher in den 1980er-Jahren, wenn zur Internationalen Handwerksmesse in München die Ehrengäste schon unmittelbar nachder Eröffnung eine Sonderausgabe mit einer Titelseite in den Händen hielten, die ein aktuelles Foto vonder Messe zeigte. Der logistische Ablauf für diese aufwändige Aktion war minutiös geplant, aber mit dem Ergebnis konnte die Deutsche Handwerks Zeitung bis hin zum bayrischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß Eindruck erwecken und ihren Ruf als führende wirtschaftspolitische Zeitung im Bereich Handwerk begründen.

Mit bis zu 56 Seiten Umfang waren diese Messeausgaben, die von jungen Frauen in werbeträchtigen Overalls an die Besucher verteilt wurden, Ausdruckder Schlagkraft des Teams hinter der Deutschen Handwerks Zeitung. Damit konnteder Holzmann Verlag (heute Holzmann Medien), in dessen Haus die Zeitung seit ihrer Gründung erscheint, unmittelbar nach dem Mauerfall auch viele Handwerkskammern in Ostdeutschland für sich gewinnen.

Umfänge von mehr als 50 Seiten gehören inzwischen genausoder Vergangenheit an wieder Zigarettenqualm in den Büros. Das Angebotder Zeitung ist heute trotzdem viel umfangreicher. So informiert die Zeitung ihre Leser weiterhin alle zwei Wochen in gedruckter Form. Darüber hinaus liefert sie aber über Webseite und Newsletter täglich Wissenswertes für Betriebsinhaber, Meister, Gesellen und Lehrlinge im Handwerk. Und alles so aufbereitet, dass die Informationen jederzeit auch mobil abrufbar sind.