Fairer Handel und Recycling Wie eine Goldschmiedin für ein gutes Gewissen sorgt

Die Goldschmiedemeisterin Karin Demmler arbeitet traditionell und nachhaltig. Ihre Steine bezieht sie aus dem fairen Handel. Aber auch heimische Materialien werden unter ihren Händen zu echten Hinguckern.

Goldschmiedin in der Werkstatt
Goldschmiedin Karin Demmler in Konstanz arbeitet in ihrer Werkstatt sehr traditionell. Nachhaltigkeit spielt bei ihr eine große Rolle. - © Stefanie Siegmeier

Edle Ringe mit Turmalinen, Ketten aus Granit oder mit Aquamarinanhängern, Armreifen aus Gold – das Repertoire der Goldschmiedin Karin Demmler in Konstanz kennt keine Grenzen. Kreiert wird, was gefällt. "Es ist aber wichtig, den Kunden am Entstehungsprozess zu beteiligen. Denn Schmuck muss getragen werden und soll nicht im Tresor verschwinden", betont die erfahrene Goldschmiedin, die ihre Werkstatt im Konstanzer Neuwerk eingerichtet hat.

Großen Wert legt sie auf Nachhaltigkeit. "Ich war mit meinem ganzen Lebensstil schon immer auf Nachhaltigkeit bedacht. Das hat sich auf meinen Schmuck ausgewirkt", erzählt sie. Und so ist es für sie selbstverständlich, beispielsweise Steine aus fairem Handel zu beziehen. "Ich habe seit dem Jahr 2003 eine zertifizierte Steinhändlerin, die Steine aus einer Mine in Brasilien bezieht, welche fair abbaut und schleift", so Demmler. "Ich habe nur Steinhändler, von denen ich weiß, wo sie einkaufen, und dies vielfach auch bei den Schleifern in Idar-Oberstein. Es ist wichtig, dass man alles nachverfolgen kann", ergänzt sie. Gold und Silber bezieht sie von einer Scheideanstalt, die nur recyceltes Gold und Silber verwendet. Ihre Legierungen fertigt sie selbst an. Diamanten kommen bei Karin Demmler nur selten zum Einsatz. "Und wenn, dann kann man auch hier auf recycelte Steine, beispielsweise aus altem Schmuck, zurückgreifen", erklärt sie.

Alter Familienschmuck in neuem Glanz

Apropos alter Schmuck: Immer mehr Kunden würden mit altem Familienschmuck zu ihr kommen, weil er nicht mehr zeitgemäß sei und sie ihn so nicht mehr tragen möchten. "Viele wissen gar nicht, dass man den Schmuck auch umarbeiten kann. Man muss natürlich auf die Qualität des Metalls schauen und dann entscheiden, was möglich ist. Aber eine Lösung gibt es eigentlich immer", sagt sie. Eingrenzen muss sie sich aufgrund ihrer nachhaltigen Materialverwendung aber nicht. Die Auswahl ist auf diesem Gebiet sehr groß.

"Aber es müssen auch nicht immer Edelsteine sein", sagt sie und zeigt verschiedene Halsketten. Die kleinen grauen Steine, rund oder auch eckig, sind aus Granit. "Es ist hier vieles möglich und die heimischen Materialien liegen immer mehr im Trend." Die hochqualitativen Schliffe verleihen einem solchen Stein oder auch dem Rauchquarz aus der Schweiz ein sehr edles Antlitz.

Karin Demmler arbeitet sehr traditionell. "Eigentlich wie vor 100 Jahren", sagt sie lachend und zeigt auf ihr Mundlötrohr. Laser und Co. kommen bei ihr nicht zum Einsatz. "Mein Schmuck ist so gearbeitet, dass man die Handwerksspuren sieht. Das finde ich schön, und der Schmuck wird lebendiger." Das sei der große Unterschied zur Industrie. Bei Demmler gibt es nur Unikate. "Schmuck kostet viel Geld, da darf er auch individuell sein", sagt sie.

"Ich wollte unbedingt den Meistertitel"

Künstlerin oder Kunsthandwerkerin zu werden, war in jungen Jahren ihr großer Traum. "Mein Vater wollte aber, dass ich eine Lehre mache. In der Nähe meines Heimatortes im Unterallgäu gibt es eine Goldschmiedeschule. Dort habe ich mich beworben, und so ging es los", erzählt sie.

Im Anschluss an die Ausbildung hat sie bei einem großen Konstanzer Goldschmiedebetrieb gearbeitet, bevor sie nach Zürich wechselte. "Ich brauchte noch neue Ideen", erzählt sie. Mit neuen Inspirationen im Gepäck ging es wenige Jahre später zurück nach Konstanz. Doch die Meisterausbildung lockte. "Ich wollte unbedingt den Meistertitel." 1993 erfüllte sie sich diesen Wunsch mit dem Besuch der zweijährigen Zeichenakademie zur Erlangung des Gestalter- und Meistertitels. "Mit dem Meistertitel war es aber gar nicht so leicht, eine Stelle zu bekommen", bedauert sie.

Und so machte sie sich schließlich selbstständig und richtete sich ihre Werkstatt im Neuwerk ein. "Es ist eine schöne Umgebung hier mit vielen Handwerkern, Künstlern und Grafikern. Hier fühle ich mich sehr wohl und gut aufgehoben", schwärmt sie. Aber schnell habe sie gemerkt, dass es ohne einen Laden nicht gehe. "Ein Schaufenster ist ganz wichtig. Die Leute möchten erst mal sehen, wie man arbeitet", sagt sie. Und so hat sie im Jahr 2006 ihr Geschäft in der Zollernstraße in der Konstanzer Innenstadt eröffnet. Ihre Arbeit mit den edlen Materialien und im Austausch mit den Kunden macht ihr großen Spaß und die Ideen gehen ihr so schnell nicht aus.