Jeder zweite Jugendliche findet sich in den Informationen zur beruflichen Orientierung nur schwer zurecht, so das Ergebnis einer aktuellen Studie. Die zeigt auch: persönliche Gespräche sind bei der Entscheidung für einen Beruf wichtiger als digitale Kanäle. Der Freistaat Bayern verkündet indes, dass Handwerksberufe an Schulen künftig mehr Aufmerksamkeit erhalten.

Viele Jugendliche finden sich einer repräsentativen Befragung zufolge nur schwer zurecht in den vielfältigen Informationen zum Thema Berufswahl. Unter 1.666 befragten jungen Leuten zwischen 14 bis 20 Jahren bewerten lediglich 37 Prozent die Unterstützung bei ihrer beruflichen Orientierung als ausreichend. Das geht aus einer Untersuchung hervor, die das Meinungsforschungsinstitut iconkids & youth von Januar bis März 2022 im Auftrag der Bertelsmann Stiftung durchgeführt hat.
Bei der Suche nach dem passenden Beruf meinte demnach nur ein Viertel der Jugendlichen, dass es genügend Informationen gebe und man sich darin gut zurechtfinde. Demgegenüber sehen sich 53 Prozent der Jugendlichen mit dem Informationsangebot zur Berufswahl überfordert.
Persönliche Gespräche wichtiger als digitale Angebote
Die 14- bis 20-Jährigen sind bei der Berufsorientierung laut Studie zudem weniger digital orientiert als vermutet. Fast drei Viertel gaben an, dass die Eltern hier ihre wichtigsten Unterstützer sind. Für knapp die Hälfte sind danach Gespräche mit Lehrkräften, Ausbildern und Berufsberaterinnen die wichtigsten Informationsquellen. Aber immerhin: Das Berufsinformationszentrum der Bundesagentur für Arbeit - BIZ - kennen 65 Prozent der Befragten, gefolgt von "planet-beruf.de" (38 Prozent), den Online-Portalen von Handwerks-, Industrie- und Handelskammern (31 Prozent) sowie "berufswahlhelden.de" (23 Prozent).
Die Stiftung betonte, nach den pandemiebedingten Einschränkungen brauche es nun wieder mehr Praktika und Betriebskontakte. Nur so könnten die jungen Menschen ein realistisches Bild ihres zukünftigen Berufes erhalten. Angebote zur Berufsorientierung sollten vor allem die Motivation der Jugendlichen stärken und sie dabei unterstützen, sich selbstständig Informationen zu verschaffen, sagte Ausbildungsexpertin Claudia Burkard.
Bayern führt verpflichtenden "Tag des Handwerks" ein
Der Freistaat Bayern hat in dieser Woche beschlossen, das Handwerk in der Berufsorientierung stärker in den Fokus zu rücken. Ab dem kommenden Schuljahr soll ein verpflichtender "Tag des Handwerks" den direkten Austausch mit Ausbildungsbetrieben erleichtern. An allgemeinbildenden weiterführenden Schulen sollen Handwerksberufe begleitend zum Unterricht praxisnah vorgestellt werden. Das sei etwa durch Betriebsbesichtigungen, Projektarbeit in den Betrieben oder die Vorstellung der Ausbildungsberufe durch Auszubildende möglich.
Die stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Elke Hannack, forderte, die Berufsorientierung müsse bundesweit "dringend" verbessert werden. "Sie muss an allen Schulformen einen festen Platz im Lehrplan bekommen und möglichst früh einsetzen", sagte sie der Deutschen Presse-Agentur. Wichtig sei auch, die klassischen Formate der Berufsorientierung mit ansprechenden digitalen Angeboten zu ergänzen und zu verzahnen. dpa/fre