Schutz vor Autodieben Tipps gegen Autodiebstahl

2016 wurden weniger Autos gestohlen als im Vorjahr, dennoch erreichte die Schadenssumme ein Rekordniveu. Wie das Auto vor ungewollten Besuchern geschützt ist.

2016 wurden in Deutschland laut der Kfz-Diebstahlstatistik des GDV über 18.200 Autos gestohlen. Schaden: Rund 299 Millionen Euro. - © Foto: Maridav/Fotolia

Autodiebstähle sind in Deutschland an der Tagesordnung. Fortschrittliche Schutzsysteme machen Autodieben das Leben zwar immer schwerer, doch auch die Diebe rüsten auf. Brecheisen und Schraubenzieher haben längst ausgedient. Heute sind Autodiebe bestens organisiert, gehen hoch professionell vor und schlagen mit modernsten Techniken zu. Hier gibt es Tipps, wie Sie ihr Auto mit Schutzmaßnahmen nachrüsten können.

Sicherungsmaßnahmen reduzieren Diebstähle

Laut Bundeslagebild Kfz-Kriminalität, das vom Bundeskriminalamt herausgegeben wird, sind 2016 in Deutschland insgesamt knapp 20.000 Fahrzeuge dauerhaft abhanden gekommen. Insgesamt seien die Autodiebstähle nach Zahlen der deutschen Versicherungswirtschaft in Deutschland in den vergangenen 20 Jahren um 83 Prozent zurückgegangen, sagt Joachim Damasky, Geschäftsführer des Verbandes der Automobilindustrie (VDA). Er führt das auf die Maßnahmen der Automobilhersteller zur Verbesserung des Diebstahlschutzes zurück.

Wegfahrsperren sollen unbefugtes Wegfahren des Autos verhindern

Inzwischen gibt es eine ganze Reihe von technischen und mechanischen Methoden, die das Auto schützen sollen. Die meisten Pkw sind beispielsweise serienmäßig mit einer Lenkradsperre und der gesetzlich vorgeschriebenen elektronischen Wegfahrsperre ausgestattet. "In der heutigen Zeit sind nahezu alle Pkw mit elektronischen Wegfahrsperren ausgerüstet, die durch einen codierten Eingriff in das Motormanagement das unbefugte Wegfahren des Fahrzeuges verhindern sollen ", erklärt Harald Schmidt, Geschäftsführer der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes. Das bedeutet, dass sich das Fahrzeug nur mit einem passend codierten Schlüssel starten lässt.

Lenkrad- oder Parkkrallen bieten zusätzlichen Schutz

Neben den serienmäßigen Mechanismen gibt es aber auch verschiedene Nachrüstlösungen. Dazu gehören beispielsweise die Lenkrad- oder Parkkrallen sowie die Gangschaltungssperren. Sie funktionieren wie eine mechanische Wegfahrsperre. Die Produkte sind ab 20 Euro erhältlich und rentieren sich vor allem für Autos, deren Wert nicht mehr sehr hoch ist. "Die Krallen sind günstig, einfach zu montieren, optisch abschreckend und können in jedes Fahrzeug eingebunden werden, weil sie nicht fest verbaut sind", sagt Philipp Schreiber vom TÜV Süd. Die an der Felge verankerte Parkkralle wird jedoch äußerlich montiert und ist daher leichter zu knacken. Für die tägliche Benutzung sind die Produkte laut Schreiber nicht geeignet.

Schutzfolien erschweren das Einschlagen der Scheibe

Eine weitere mechanische Schutzmöglichkeit sind spezielle Folien für die Scheiben. Sie erschweren das Einschlagen und sind für weniger als einhundert Euro erhältlich. Die klassische elektronische Sicherungsvariante ist die Alarmanlage. Sie soll Diebe durch ein lautes Geräusch abschrecken. Teilweise schalten sich auch die Scheinwerfer an, um Aufmerksamkeit zu erregen. Es gibt sogar eine Variante, die zudem Reizgas versprüht. Hiervon ist laut Schreiber jedoch dringend abzuraten: "Es handelt sich um eine rechtliche Grauzone und womöglich verklagt der Dieb den Autobesitzer hinterher wegen Körperverletzung ", sagt er.

Experte erklärt: So schützt man sich vor Autodiebstahl

Stephan Schweda, Versicherungsexperte beim Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) erklärt im Video, wie man sich vor Autodiebstahl schützt.

Falls gewünscht, können Alarmanlagen nachgebaut werden

Alarmanlagen sind mit den Schlössern gekoppelt und werden aktiviert, wenn eine Manipulation an den Türen oder der Motorhaube stattfindet. Das Einschlagen von Scheiben und das Eingreifen in den Innenraum werden mittels Infrarot-Sensoren registriert. Mittlerweile sind Alarmanlagen oft schon ab Werk in den Automobilen verbaut. Aber natürlich gibt es sie auch zum Nachrüsten, einige Modelle bereits für unter einhundert Euro.

Als Luxusvariante kann ein GPS-Ortungssystem eingebaut werden

Die Luxusvariante ist das GPS-Ortungssystem. Diese Technologie ist eher für hochpreisige oder neue Autos geeignet, weil bereits die Anschaffung laut Schreiber bis zu 1.000 Euro kosten kann. Hinzu kommen oft noch monatliche Gebühren. Ein im Auto montierter Tracker meldet nach dem Diebstahl die Position des Fahrzeugs mittels GPS-Signal. "Diese Systeme können das Auffinden des gestohlenen Fahrzeugs erleichtern" , sagt Burkhard Böttcher vom ADAC. Vorausgesetzt natürlich, dass der Dieb den Tracker nicht entdeckt und entfernt hat.

Zwischen älteren und neuen Modellen unterscheiden

Zusammenfassend gilt: Für ältere Modelle rentieren sich vor allem die mechanischen Optionen wie Park- oder Lenkradkralle. In Neuwagen machen sich aufwendige Alarmanlagen oder ein GPS-Ortungssystem eher bezahlt. Schmidt empfiehlt sogar eine Verknüpfung: "Sinnvoll ist immer eine Kombination von mechanischer und elektronischer Sicherung" .

Wie können sich Autofahrer vor Diebstählen schützen? 

  • Das Auto möglichst sicher parken: Am besten in einer abschließbaren Garage oder auf einem nicht-öffentlichen Parkplatz. Ist das nicht möglich, das Auto in gut beleuchteten und belebten Straßen abstellen.
  • Auch bei kurzer Abwesenheit den Schlüssel abziehen und Scheiben, Türen, Schiebe- oder Cabrio-Dach schließen.
  • Beim Abschließen mit der Fernbedienung auf das optische bzw. akustische Signal des Autos achten. Diebe können das Signal mithilfe von Funkblockern stören.
  • Originalpapiere und Zweitschlüssel nicht im Auto aufbewahren.
  • Ist ein Schlüssel weg, muss umgehend gehandelt werden. Steht das Auto in der Nähe, sollte es bewacht und wenn möglich an einen sicheren Ort gebracht werden. Danach sollte der Versicherer informiert und ein Schlüssel-Diebstahl bei der Polizei angezeigt werden.

Kriminelle haben es auf SUV´s abgesehen 

Wie bereits in den Vorjahren waren Besitzer von SUV´s b esonders von Diebstählen betroffen . Unter den am häufigsten gestohlenen Fahrzeugen finden sich gleich mehrere hochpreisige Geländewagen wie Toyota Land Cruiser, Range Rover, Audi Q7, BMW X6 und X5. Allein vom Toyota Land Cruiser wurden mehr als 250 Stück geklaut, für jeden Fall zahlten die Versicherer im Durchschnitt 37.000 Euro.

Top-10 der meistgeklauten Modelle 2016 (Quelle: GDV)

RangHerstellerModellpro 1.000 versicherter Autos wurden geklaut
1ToyotaLand Cruiser 3.0D14,1
2AudiQ7 3.0 TDI10,7
3BMWX6 XDrive 40D (1.Gen.)10,4
4AudiQ7 4.2 TDI10,3
5BMWX6 XDrive 40D (2. Gen.)10,3
6BWM550D XDrive8,5
7Land RoverRange Rover 3.0 TD8,4
8BMW730D8,4
9AudiA6 2.7 TDI Quattro8,0
10BMWX5/X6 3.0 SD7,5

Die "beliebtesten" Marken der Autodiebe waren 2016 Land Rover und Porsche. Für die Gesamtheit der Land-Rover-Modelle ermittelten die Statistiker des GDV eine Diebstahlrate von 2,1 pro 1.000 kaskoversicherter Autos. Auf den weiteren Plätzen im Hersteller-Vergleich lagen Porsche (Diebstahlrate: 2,0), gefolgt von Audi (1,3), Mazda (1,2) und BMW (0,9).

Die 10 meistgelauten Automarken in Deutschland 2016 (Quelle: GDV)

Rang (Vorjahr)AutomarkeDiebstähle pro 1.000 versicherter Autos
1 (1)Land Rover2,1
2 (3)Porsche2,0
3 (2)Audi1,3
4 (5)Mazda1,2
5 (4)BMW (inkl. Mini)0,9
6 (7)Honda0,6
7 (8)Toyota (inkl. Lexus)0,6
8 (6)Volkswagen0,6
9 (9)Mitsubishi0,5
10 (12)Mercedes-Benz0,4
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    © Volkswagen
    Volkswagen ist auf Platz eins der meistgeklauten Automarken. Unter den Modellen der Marke liegt der T4 auf dem ersten Platz.
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    © AUDI AG
    Audi landet auf Platz zwei der meistgeklauten Automarken. Der Q7 liegt unter den Modellen der Automarke auf dem ersten Platz.
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    © BMW
    BMW ist auf Platz drei der meistgeklauten Automarken. Unter den Modellen der Marke liegt der X6 auf dem ersten Platz.
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    © Daimler
    Mercedes ist auf Platz vier der meistgeklauten Automarken. Das meistgeklaute Modell der Marke ist der GL 350.
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    © Toyota
    Toyota ist auf Platz sechs der meistgeklauten Automarken. Das meistgeklaute Modell der Marke, der Land Cruiser 3.0, ist zudem das meistgeklauteste Modell überhaupt in Deutschland.
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    © Ford
    Ford ist auf Platz sieben der meistgeklauten Automarken. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hat keine Zahlen zu dem meistgeklauten Modell.
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    © Opel
    Opel ist auf Platz neun der meistgeklauten Automarken. Der GDV hat keine Zahlen zu dem meistgeklauten Modell.
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    © Mazda
    Mazda ist drei Plätze nach oben gerutscht und auf Platz fünf der meistgeklauten Automarken. Der Mazda 6 Kombi ist das meistgestohlene Modell der Marke.
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    © Renault
    Renault ist auf Platz zehn der meistgeklauten Automarken. Der GDV hat keine Zahlen zu dem meistgeklauten Modell.
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    © Skoda
    Skoda ist auf Platz acht der meistgeklauten Automarken. Der GDV hat keine Zahlen zu dem meistgeklauten Modell.

Welche Versicherung zahlt bei einem Autodiebstahl?

Wenn das Auto gestohlen wurde, ersetzt die Teilkaskoversicherung den entstandenen Schaden. Auch wer eine Vollkaskoversicherung abgeschlossen hat, wird entschädigt, denn die Teilkasko ist automatisch in der Vollkasko inbegriffen. Auf den persönlichen Schadenfreiheitsrabatt hat ein Autodiebstahl keinen Einfluss. Da 2016 die durchschnittliche Entschädigung für jeden Diebstahl mit 16.415 Euro ein neues Rekordniveau erreicht hat, wuchs der wirtschaftliche Schaden für die Versicherer von 291,3 auf über 299 Millionen Euro (+2,71 Prozent).

Entwicklung der Diebstahlzahlen seit 2006

JahrAnzahl der DiebstähleSchadenaufwand in Mio. Euro
200618.965211
200716.502178
200816.134175
200918.215219
201019.503257
201119.658259
201218.063242
201318.805263
201417.895262
201518.659291
201618.227299

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    Schadenfreiheits-Rabatt (SF-Klasse): Sicheres Fahren wird belohnt. Umso länger ein Versicherungsnehmer sein Auto schadenfrei fährt, desto höher fällt der Rabatt aus. Berechnet wird nach schadenfreien und ununterbrochenen Kalenderjahren.
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    Teilkasko: Teilkasko oder Vollkasko ist die Frage. Wer sich für Teilkasko entscheidet, verpflichtet sich bei einem Schaden am Auto einen Teil der Kosten mitzutragen. Damit wird jedoch der jährliche Beitrag günstiger.
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    Einzelfahrer-Rabatt: Es gibt Vergünstigungen, wenn nur der Versicherungsnehmer selbst das Auto fährt. Sollte ein anderer Fahrer mit dem Auto einen Unfall verursachen, ist der Schaden nicht von der Versicherung abgedeckt. Ausnahmen sind Fahrten von Werkstattmitarbeitern, die nach einer Reparatur das Auto testen. Ausgenommen sind auch Notfälle und Gefahrensituationen, die den Versicherungsschutz nicht gefährden.
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    Partner-Rabatt: Diesen Nachlass bekommen Ehe- oder Lebenspartner, die gemeinsam das versicherte Fahrzeug nutzen. Wie beim Einzelfahrerrabatt ist keine weitere Person berechtigt, das Auto zu nutzen. Es gelten auch hier die Ausnahmen der Werkstattfahrten und Fahrten in Gefahren- und Notsituationen.
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    Wenigfahrer-Rabatt: Wer weniger Kilometer fährt, zahlt auch weniger bei der Versicherungsprämie. Wer zusätzlich im Alltag auf Bahn und Bus zurückgreift, für den kommt eventuell auch der Bus- und Bahnfahrer-Rabatt in Frage. Wird die ursprünglich angegebene Kilometerzahl im Laufe des Jahres überschritten, sollte die Versicherung informiert werden.
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    Garagen-Rabatt: Einige Versicherungen gehen davon aus, dass ein Auto mehr Schäden nimmt, wenn es auf der Straße oder im Freien abgestellt wird – durch Unwetter, Schäden durch Dritte oder Diebstahl. In der Regel handelt es sich um verschließbare Garagen. Je nach Versicherung werden auch Carports oder Außenparkplätz, die für Dritte nicht zugänglich sind, belohnt. Sich extra zu diesem Zweck eine Garage anzuschaffen, lohnt sich allerdings nicht. Durchschnittlich gewähren die Anbieter lediglich einen Prozent Rabatt.
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    Hausbesitzer-Rabatt: Eigenheim, Glück allein. Das gilt auch für manche Kfz-Versicherungen. Wer in seinem Eigenheim (Haus oder Wohnung) lebt bekommt unter Umständen Rabatte. Der Grund: Versicherungen stufen Hausbesitzer als risikoarme Versicherungsgruppe ein. Dennoch sollten Verbraucher vergleichen. Einige Versicherungen bevorzugen auch zur Miete wohnende Autofahrer.
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    Fahrsicherheitstraining-Rabatt: Wer ein anerkanntes Fahrsicherheitstraining absolviert hat, wird mit einem Rabatt belohnt. Laut ADAC starten Fahranfänger dann mit einer niedrigeren Prämie von 125 Prozent.
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    Erstbesitzer-Rabatt: Wer als erster Besitzer ein Fahrzeug zulässt und versichert, erhält bei vielen Versicherungsunternehmen einen Erstbesitzer-Rabatt. Sobald das Fahrzeug in einen anderen Besitz übergeht, muss dieser Umstand der Kfz-Versicherung gemeldet werden.
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    Öko-Rabatt: Wer ein umweltfreundliches Auto fährt, zahlt eine geringere Versicherungsprämie. Dabei spielt vor allem der CO2-Ausstoß eine Rolle. Der Rabatt betrifft hauptsächlich Hybridfahrzeuge und reine Elektroautos.

Diebstahlgefahr ist in Großstädten höher

Grundsätzlich ist die Diebstahlgefahr in Großstädten höher als auf dem Land. Die mit weitem Abstand höchste Diebstahlrate ergab sich für Berlin. Hier besteht für Autofahrer die größte Gefahr, Opfer eines Diebstahls zu werden. 2016 wurden in Berlin fast 3.500 Pkw gestohlen, was einer Diebstahlrate von 3,8 pro 1.000 Pkw entspricht. Ebenfalls vergleichsweise hohe Diebstahlraten gibt es in den Großstädten Hamburg (1,8), Leipzig (1,4), Dresden (1,2) und Hannover (1,2).

Bayern ist am sichersten

Über die geringste Diebstahlrate (0,1) konnten sich Autofahrer in Bayern freuen. Im gesamten Freistaat wurden laut der Diebstahlstatistik 2016 nur rund 900 Autos geklaut. Im Bundesdurchschnitt lag die Diebstahlrate bei 0,5. dhz/dpa/end/aro