Lohnerhöhung Tarifverhandlungen im Baugewerbe: Diese Einigung wurde erzielt

Der Schlichterspruch nach den Tarifverhandlungen im Bauhauptgewerbe bringt mehr Lohn und eine Corona-Prämie für die Beschäftigten. Auch Azubis profitieren. Der Kompromiss im Detail.

Im März starten neue Tarifverhandlungen für das Baugewerbe. Die IG BAU fordert 6,8 Prozent mehr Geld für die Beschäftigten. - © romul014 - stock.adobe.com

Durchbruch bei der Schlichtung im Tarifkonflikt für die rund 850.000 Bauarbeiter: Die im Westen Beschäftigten sollen eine Lohnerhöhung von 2,6 Prozent, die im Osten von 2,7 Prozent erhalten, wie die IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) mitteilte. Darin enthalten sei erstmals auch eine Vergütung für Fahrzeiten zur Baustelle. Darüber hinaus soll es eine "Corona-Prämie" von 500 Euro als einmalige steuerfreie Einmalzahlung geben. Auch Azubis bekommen eine Erhöhung ihrer Vergütung und eine "Corona-Prämie" von 250 Euro.

IG-BAU-Chef Robert Feiger sprach von "ungewöhnlich zähen und harten" Verhandlungen. "Gelegentlich hatte man den Eindruck, man müsse die Arbeitgeber erst noch davon überzeugen, dass es dem Bau - trotz der Corona-Pandemie - ausgesprochen gut geht und die Bauwirtschaft besser als alle anderen Branchen durch die Corona-Krise kommt." Diesen "Branchen-Bonus" habe die Gewerkschaft deshalb auch eingefordert und «ein entsprechend gutes Ergebnis rausgeholt». Wer auf dem Bau arbeite, wisse jetzt wieder, dass seine Arbeit geschätzt werde.

Der Schlichterspruch muss allerdings noch von den Tarifparteien angenommen werden. Die IG BAU und die Arbeitgeberverbände von Bauhandwerk (ZDB) und Bauindustrie (HDB) haben dafür zwei Wochen Zeit.

Was sich für Beschäftigte und Azubis am Bau ändert:

Die Löhne für die Beschäftigten sollen demnach ab Januar um 2,1 Prozent im Westen und um 2,2 Prozent im Osten steigen. Hinzu käme dann noch einmal ein Lohnzuschlag von einem halben Prozent für die Zeit, die Bauarbeitern bei oft langen Fahrten zu den Baustellen verloren geht. Diese Wegezeit-Entschädigung soll bereits ab Oktober auf den Lohn aufgeschlagen werden.

Ferner wird die monatliche Vergütung der Auszubildenden nach Lehrjahren gestaffelt ebenfalls ab Januar 2021 angehoben. So sollen Azubis im ersten Ausbildungsjahr 40 Euro mehr pro Monat bekommen. Im zweiten Ausbildungsjahr sollen dies 30 und im dritten dann 20 Euro zusätzlich sein. Damit hätten Azubis am Ende ihrer 3-jährigen Ausbildung 1080 Euro mehr in der Tasche, rechnet die IG Bau vor.

Anfang 2020 forderte die IG Bau 6,8 Prozent mehr Lohn

Die Gewerkschaft hatte vor über einem halben Jahr eine Lohnerhöhung von 6,8 Prozent, mindestens aber 230 Euro mehr im Monat und ein Wegegeld für die Fahrten zur Baustelle für die Bauarbeiter verlangt. Die Arbeitgeber hatten in den drei Verhandlungsrunden vor der Schlichtung kein Angebot vorgelegt. Sie sahen eine schwierige konjunkturelle Lage auch auf dem Bau und warfen der Gewerkschaft vor, dies zu ignorieren. Unter Vorsitz des Präsidenten des Bundessozialgerichts, Rainer Schlegel, hatten die Tarifparteien eine Lösung in der Auseinandersetzung gesucht. Die Schlichtung hatte am 26. August begonnen.

Feiger sagte: "Es ist gelungen das Fundament für eine Entschädigung bei der Wegezeit zu legen. Der Einstieg ist damit geschafft." Die "oft enorm langen Fahrten zu den Baustellen" seien für einen Großteil der Beschäftigten das "Job-Problem Nummer eins auf dem Bau". Die IG BAU habe hierzu mit den Arbeitgebern im Rahmen der Schlichtung eine Vereinbarung getroffen. Demnach sollen die Spitzen der Tarifparteien unter Leitung des Schlichters eine Lösung für eine verbindliche Einführung einer Wegezeit-Entschädigung bis spätestens Juni 2021 erarbeiten.

Tariflohn unterscheidet sich vom Branchenmindestlohn

Tariflohn ist jedoch nicht gleichzusetzen mit dem Mindestlohn. Der Branchenmindestlohn im Baugewerbe wurde 1997 eingeführt und stellt die Grenze für die Mindestbezahlung der Beschäftigten im Bau dar. Viele Arbeiter bekommen in ihren Betrieben jedoch über Tarifverträge höhere Gehälter als den Branchenmindestlohn. Der aktuelle Tarifvertrag im Bauhauptgewerbe wurde 2018 unterzeichnet. dhz/dpa

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