Wer studiert, macht Karriere und verdient viel, wer eine Ausbildung und Fortbildungen macht, nicht? Falsch, beweist eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft. Akademiker haben nicht automatisch bessere Chancen als Meister oder Techniker. Je nach Fachrichtung, Branche und Beruf gibt es große Unterschiede.

Seit Jahren drängen Schüler an die Hochschulen, immer weniger junge Leute entscheiden sich für einen Ausbildungsberuf. Allgemein herrscht die Ansicht, akademische Laufbahnen seien attraktiver, was Karriere- und Verdienstmöglichkeiten angeht.
Jetzt hat das Institut der deutschen Wirtschaft Köln im Auftrag der Gesellschaft für berufliche Bildung des Deutschen Industrie- und Handelskammertages die Einkommens- und Arbeitsmarktperspektiven von Fachkräften mit Fortbildungsabschluss mit denen von Akademikern verglichen .
Das Ergebnis zeigt klar: Weder der Hochschulabschluss noch die Fortbildung allein sagen etwas über die Einkommens- und Arbeitsmarktperspektiven aus.
Fachrichtung, Branche und Beruf entscheiden
Zwar liegt das durchschnittliche Gehalt aller Akademiker über dem durchschnittlichen Gehalt aller Personen mit Fortbildungsabschluss. Aber je nach Fachrichtung, Branche und Beruf gibt es enorme Unterschiede, stellen die Autoren der Studie fest.
Fortbildungsabschlüsse
Auch wenn die meisten Leute bei den Begriffen “Meister“ oder “Techniker“ ein Bild vor Augen haben, ist großen Teilen der Bevölkerung die Bandbreite der möglichen Fortbildungsabschlüsse sowie deren Bedeutung nicht bekannt. Grundsätzlich zählen zu den Aufstiegsfortbildungen Fortbildungsgänge nach dem Berufsbildungsgesetz (§ 53 BBiG) und der Handwerksordnung (§ 42 HwO) sowie Abschlüsse an Fachschulen und Fachakademien nach Landesrecht (Techniker). Darüber hinaus gibt es von Kammern erlassene Fortbildungen (§54 BBiG bzw. § 42a HwO). Zu den Fortbildungsabschlüssen gehören neben dem Meister und dem Techniker beispielsweise Betriebswirte oder auch Fachwirte.
Grundsätzlich ist der Erwerb eines Fortbildungsabschlusses für beruflich Qualifizierte ein möglicher Zugang für die Ausübung hochqualifizierter Tätigkeiten.
Gegenüber Bachelorabsolventen haben Fortbildungsabsolventen demnach kaum Gehaltsnachteile. Im Vergleich zu Masterabsolventen falle der Unterschied größer aus. Allerdings geben die Autoren zu bedenken, dass 25 Prozent der Fortbildungsabsolventen mit einem Hauptschulabschluss starten und weitere 47 Prozent mit einem mittleren Abschluss. Auch unter Fortbildungsabsolventen sei die Gruppe der Spitzenverdiener vergleichsweise groß.
Kleinere Teams, aber häufiger weisungsbefugt
Die Karriereperspektiven von Personen mit Fortbildungsabschluss sind annähernd gleichwertig wie die von Hochschulabsolventen. Die Praktiker sind häufiger weisungsbefugt als die Akademiker, auch wenn sie durchschnittlich kleinere Teams leiten als ihre Kollegen von der Hochschule.
Dafür bekleiden die Fortbildungsabsolventen seltener höchste Führungspositionen, was auch damit zusammenhängt, dass sie seltener in großen Unternehmen arbeiten.
Die Tätigkeiten der Fortbildungsabsolventen sind vielfältig in unterschiedlichsten Einsatzgebieten. Im Vergleich zu den Akademikern sind sie seltener in der Unternehmensführung, im Marketing sowie in Forschung und Entwicklung tätig, dafür häufiger in der Kundenbetreuung, dem Vertrieb und in der Produktionssteuerung. Sehr geringe Differenzen bestehen in den Bereichen Qualitätssicherung sowie Finanzen, Controlling und Rechnungswesen.
Produzierende und technische Berufe
Grundsätzlich gilt: Fortbildungsabsolventen sind häufiger männlich und haben bei ihrem Abschluss bereits eine Familie gegründet und haben Kinder. Sie haben im Schnitt knapp über sechs Jahre Berufserfahrung, bevor sie ihren Fortbildungsabschluss machen. Deutlich häufiger als Akademiker sind sie in produzierenden und technischen Berufen in Industrie, Handwerk oder Bauwirtschaft tätig.
Auffallend an den Fortbildungsabsolventen ist laut Studie ihre hohe Karriere- und Familienorientierung. Sie sind ähnlich zufrieden mit ihrer Arbeit wie Akademiker, allerdings arbeiten sie im Durchschnitt gut eine Stunde in der Woche mehr.
Für die Studie hat das IW Köln aus Perspektive der Beschäftigten auf Basis der repräsentativen BIBB/BAuA-Erwer bstätigenbefragung deren Erwerbssituation betrachtet. Aus Perspektive der Unternehmen wurden auf Basis einer eigens für diese Studie konzipierten repräsentativen Unternehmensbefragung im Rahmen des IW-Personalpanels die Beschäftigungssituation und die Karriereperspektiven analysiert.
Weitere Informationen und die ausführliche Studie finden Sie hier . bst