Heizung Studie: Wärmepumpe wird auch im Altbau zur Standardlösung

Eine Branchenstudie des Bundesverbandes Wärmepumpe prognostiziert ein starkes Wachstum der Wärmepumpe bis zum Ende des Jahrzehnts. Weiterbildungsangebote im Fachhandwerk werden stark nachgefragt.

Luft-Wasser-Wärmepumpe im Bestand
Luft-Wasser-Wärmepumpen kommen zunehmend auch im Altbau zum Einsatz. - © BWP

Die Wärmepumpe durchlebt gerade eine Art Paradigmenwechsel. Das schon seit Jahren im Neubau führende Heizsystem gewinnt bei Sanierungen im Bestand zunehmend an Beliebtheit. Spätestens nächstes Jahr wird die Wärmepumpe auch im Altbau zur Standardlösung.

Vorausgesetzt, die umstrittene Novelle des Gebäudeenergiegesetzes, wonach ab 2024 jede neue Heizung zu 65 Prozent mit erneuerbarer Energie betrieben werden muss, kommt. "Dann wandelt sich die Wärmepumpe in der Sanierung vom Nischenprodukt zum Massen­geschäft", prognostiziert Tillmann von Schroeter, Geschäftsführer von Vaillant.

Weiterer Markthochlauf erwartet

Die Heizungsindustrie bereitet sich mit massiven Investitionen auf den weiteren Markthochlauf vor. Denn Wärmepumpen gelten als Schlüsseltechnologie, sollen die Klimaziele im Gebäudesektor erreicht und die Ab­­hängigkeiten von Gasimporten verringert werden. In seiner aktuellen Branchenstudie geht der Bundesverband Wärmepumpe (BWP) davon aus, dass der Bestand an Wärmepumpen bis 2030 von derzeit 1,45 auf sechs Millionen Anlagen wachsen wird.

Unter dem Eindruck des Krieges in der Ukraine und dem befürchteten Engpass bei der Gasversorgung ist der Absatz an Wärmepumpen im vergangenen Jahr um 53 Prozent auf 236.000 Geräte gestiegen. Dieses Jahr erwartet der BWP die Installation von rund 350.000 neuen Anlagen. Für 2024 hält der Verband schon rund 500.000 neue Wärmepumpen für möglich. Danach werde der Markt weiter zulegen und jährliche Installationszahlen von etwas weniger als eine Million Wärmepumpen bis zum Ende des Jahrzehnts erreichen.

Rund 400.000 Handwerker bauen Wärmepumpen ein

Auf das SHK- und Elektro-Handwerk, aber auch auf Kältetechniker und Brunnenbauer warten also große Aufgaben. Gegenwärtig arbeiten nach Schätzungen des BWP rund 400.000 Handwerker dieser Branchen am Einbau von Wärmepumpen. Befürchtungen, dass die enormen Steigerungsraten bei den Installationen durch den Fachkräftemangel ge­­bremst werden könnten, hält Vaillant-Chef von Schroeter für unbegründet. "Die Handwerksbetriebe sind nicht die Wachstumsgrenze."

Laut BWP-Geschäftsführer Martin Sabel durchlebt das Fachhandwerk momentan eine beacht­liche Entwicklung. "Die Weiterbildungsangebote der Hersteller und Innungen werden stark nachgefragt", sagte Sabel bei der Vorstellung der Branchenstudie. Zusätzlich zu den Bildungsangeboten der Handwerkskammern wollen auch die im BWP organisierten Hersteller dieses Jahr ihr Seminarprogramm um 50 Prozent auf rund 60.000 Schulungsplätze erweitern. 

Heizungsbaubranche fordert verlässliche Förderkriterien

Damit die Prognosen des BWP wie bei den vorangegangenen Studien auch eintreffen, erwartet die Heizungsbaubranche von der Politik verlässliche Rahmenbedingungen. Marktbeobachter haben im Lauf des vergangenen Jahres festgestellt, dass die Nachfrage nach Wärmepumpen keineswegs stabil verläuft. Durch die hohen Anschaffungskosten seien die angepeilten Absatzziele ohne Förderung nicht realisierbar. Aktuell können über die Bundesförderung für effiziente Gebäude bis zu 40 Prozent der Investitionssumme bezuschusst werden. Weitere Fördermöglichkeiten gibt es über Länderprogramme oder die Bundesförderung effiziente Wärmenetze. Diese Förderung sei unverzichtbar für den Markthochlauf bei Wärmepumpen. "Die Förderkriterien müssen für Verbraucher und Marktakteure stabil und planbar bleiben", fordert der BWP.

Zusätzlich hat Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck das neue Aufbauprogramm Wärmepumpe angekündigt. Damit fördert das Bundeswirtschaftsministerium Handwerker, die sich zum Thema Wärmepumpe qualifizieren. Ab April können Gelder für Schulungen beantragt werden. Weitere Infos:

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