Zwei Tüftler aus fremden Gewerken stellen neue Ideen für das Maler- und Lackiererhandwerk vor. Sie schützen vor Regress und beschleunigen das Streichen von Türen.

Manchmal braucht es den Blick von außen, um im Berufsalltag seit Jahren bewährte Arbeitsweisen zu hinterfragen. Unabhängig voneinander haben ein Elektromeister und ein Maschinenbauer kürzlich Erfindungen vorgestellt, die einem ganz anderen Gewerk zugutekommen. Zwei Neuheiten für das Maler- und Lackiererhandwerk.
Safety-Cap
Steckdosen oder Lichtschalter sind für Maler lästige Hindernisse. Deshalb verzichten sie gern auf das zeitraubende Abkleben. "Dabei gehen sie ein nicht unerhebliches Haftungsrisiko ein", warnt Harald Walter aus Oberkrumbach in Mittelfranken. Der Elektromeister verweist darauf, dass überstrichene Schutzkontakte von Schukosteckdosen die Erdungsfunktion unterbrechen. Wird ein defektes Elektrogerät angesteckt, verhindere die nichtleitende Farbschicht, dass der FI-Schutzschalter auslöst. Dadurch kann am Gerät eine gefährliche Spannung auftreten.
Eine weitere Gefahr birgt das Abwaschen von Wandfarbe und Kleister, bei dem alkalisches Schmutzwasser entsteht, das in kleineste Ritzen vordringt und selbst abgetrocknet noch eine stromleitfähige Schicht hinterlässt.
Kann dem Maler im Schadensfall eine leichtfertig in Kauf genommene Gefahr, im Fachjargon als vorhersehbare Fehlanwendung bezeichnet, nachgewiesen werden, so übernimmt er die komplette Haftung ab der Steckdose bis zur nächsten Abschalteinrichtung.
Damit es nicht soweit kommt und der Maler trotzdem vom Abkleben verschont bleibt, hat Tüftler Harald Walter eine Schalter- und Steckdosenabdeckung entwickelt, die sich im Handumdrehen montieren, leicht säubern und wiederverwenden lässt. Die Safety-Cap kann dank der vier integrierten Hochleistungsmagnete oder über die Dimmer-Achsaufnahme schnell fixiert werden. Eine umlaufende Dichtlippe schützt die Kontakte vor Schmutz und den Handwerker vor einem elektrischen Schlag oder vor Regressansprüchen.
Die DIN-geprüfte Kappe besteht aus einem elastischen, aber silikonfreien Kunststoff. Zum Abnehmen muss die Kappe nur zusammengedrückt werden, so dass sich die Magnete abheben. Auf diese Weise lässt sich die Safety-Cap auch von den getrockneten Farbresten säubern. Die Form der Schutzkappe hat Harald Walter auf den Radius der gängigen Farbwalzen abgestimmt und für Airless-Spritzsysteme optimiert.
Lackierscharnier
Einem anderen Problem hat sich Klaus Braun gewidmet. Der Maschinenbauer aus Forbach im Nordschwarzwald fragte sich, warum Türen zum Streichen waagerecht auf Klappböcke gelegt werden. Gerade in kleineren Räumen gebe es oft ein Platzproblem, außerdem bestehe bei horizontalem Arbeiten die Gefahr von Staubablagerungen. Seine Lösung: das Lackierscharnier.
Bei der Konstruktion handelt es sich um eine Vorrichtung, die zwischen Zarge und Tür montiert wird, so dass sich der Abstand zwischen beiden Bauteilen vergrößert. Außerdem wird die Tür angehoben, sodass mehr Luft zum Boden entsteht. Auf diese Weise lassen sich Türen nicht nur vertikal, sondern auch platz- und zeitsparend streichen.
Denn anders als beim waagerechten Arbeiten auf Böcken muss der Handwerker beim Türenstreichen in Hängeposition nicht darauf warten bis die Farbe trocken ist, ehe die andere Seite gestrichen werden kann. "Alle, die das Lackierscharnier bisher ausprobiert haben, waren begeistert", berichtet Klaus Braun.
Dank Leichtbauweise wiegt das Lackierscharnier nur 1,6 kg, kann aber mit bis zu 40 kg belastet werden. Durch höhenverstellbaren Aufnahmezapfen lassen sich auch Fensterläden oder kleinere Gartentore auf diese Weise lackieren oder streichen. Über optionale Wandhalterungen kann das Lackierscharnier auch in der Werkstatt oder einer Lackierkabine angebracht werden.