Präventionsexperte im Interview Polizei setzt auf Kooperation mit dem Handwerk

Die Zahl der Wohnungseinbrüche in Deutschland ist so hoch wie seit 15 Jahren nicht mehr. Dies zeigen die aktuellen Zahlen der Kriminalstatistik 2015. Richtiges Verhalten und richtige Sicherungstechnik können Einbrüche verhindern. Wie das Handwerk die Arbeit der Polizei unterstützen kann, erläutert Harald Schmidt, Geschäftsführer der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes in Stuttgart.

Karin Birk

Seit 15 Jahren war die Zahl der Wohnugnseinbrüche nicht so hoch wie 2015. - © Brian Jackson/Fotolia.com

DHZ: Herr Schmidt, die Zahl der Wohnungseinbrüche steigt stetig. Woran liegt es?
Harald Schmidt: Viele Menschen in Deutschland sind nachlässig, wenn es um den Schutz vor Einbrüchen geht. Für 2015 verzeichnet die Polizeiliche Kriminalstatistik den höchsten Anstieg der Zahlen beim Wohnungseinbruchsdiebstahl in den vergangenen 15 Jahren. Insgesamt ein Plus von knapp zehn Prozent auf 167.136 Einbrüche. Aufgeklärt wurden dabei nur 15,2 Prozent.

DHZ: Wann und wie wird vor allem eingebrochen?
Schmidt: Meist wird am Tag eingebrochen, wenn die Bewohner weg sind. Bei Einfamilienhäusern gelangen die Diebe oft über Fenster- und Fenstertüren ins Haus. Bei Mehrfamilienhäusern nutzen sie meist die Wohnungstür. Gekippte Fenster, nicht abgeschlossene Wohnungstüren machen es ihnen dabei besonders leicht. Dabei haben es die Täter meist auf Bargeld, Schmuck und hochwertige technische Geräte wie etwa Tablett-PCs abgesehen. Schon kleinere Beträge in der Größenordnung von 50 oder 100 Euro bescheren den Dieben einen guten Stundenlohn. Neben materiellen Schäden, bleibt bei den Betroffenen oft eine dauerhafte psychische Belastung.

DHZ: Wie kann man sich am besten vor Einbrüchen schützen?
Schmidt: Viele Einbrüche können durch richtiges Verhalten und die richtige Sicherungstechnik verhindert werden. Das zeigt auch die zunehmende Zahl der nicht geglückten Einbrüche. 2015 blieben 42,7 Prozent der Einbruchsdelikte im Versuchsstadium stecken. Aufeinander abgestimmte mechanische Sicherungen stehen deshalb an erster Stelle. Kommen Einbruchmeldeanlagen oder etwa Anwesenheitssimulationen hinzu, ist es noch besser. Die Polizei hat entsprechende Sicherheitspakete zusammengestellt.

Harald Schmidt ist Geschäftsführer der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes in Stuttgart. - © www.k-einbruch.de

DHZ: Worauf sollte man beim Einbau von sicheren Türen und Fenstern achten?
Schmidt: Bei Neu- und Umbauten erhält man durch den Einbau geprüfter und zertifizierter einbruchhemmender Türen und Fenster nach DIN EN 1627 ab der Widerstandsklasse RC-2 einen guten Einbruchschutz. Hier ist sichergestellt, dass es in der Gesamtkonstruktion aus Türblatt, Zarge, Schloss und Beschlag keinen Schwachpunkt gibt. Wichtig ist, von Anfang an aufeinander abgestimmte technische Sicherungsmaßnahmen einzuplanen. Einbruchschutz im Bestandsbau wird im Übrigen neuerdings auch von der KfW gefördert.

DHZ: Inwieweit kann das Handwerk Einbrüche verhindern helfen?
Schmidt:
Eingebaute Sicherungen können nur bei fachgerechter Montage ihre volle Wirkung entfalten. Das Handwerk spielt hier eine entscheidende Rolle und kann unsere Arbeit unterstützen. Ein guter Handwerksbetrieb zeichnet sich für mich dadurch aus, dass er seiner Kundschaft Produkte entsprechend der polizeilichen Empfehlungspraxis verkauft und fachgerecht nach den Vorgaben des Herstellers einbaut.

DHZ: Wie können sich Handwerker in Sachen Einbruchschutz qualifizieren?
Schmidt: Die Handwerksorganisationen bieten dazu mit der Polizei abgestimmte Lehrgänge an. Handwerker können dann über die kriminalpolizeilichen Beratungsstellen Ratsuchenden empfohlen werden. Zuvor müssen sie aber die Aufnahme in die von der Polizei geführten Adressnachweisen von so genannten Errichterunternehmen für mechanische Sicherungseinrichtungen beziehungsweise für Überfall- und Einbruchmeldeanlagen beantragt haben.