Der Beruf des Kürschners Öko-Kleidung: So nachhaltig ist Pelz

Wer heute Pelz trägt, setzt sich vielfältigen Vorwürfen aus. Dabei kann man kaum nachhaltigere Kleidung tragen als die aus heimischen Tierfellen. Der Pelzmantel kann auch aus Nebenprodukten der Schädlingsbekämpfung oder der Fleischerzeugung gemacht sein. So setzen sich Kürschner in Deutschland dafür ein.

Jana Tashina Wörrle

Pelz mit dem WePerFur-Label: Ein geschorenes und grün gefärbtes Bisamwammen Chasuble mit Ton in Ton gefärbten Rotfuchs. - © W. Lastner

Erst kürzlich titelte die Vogue: "Nach Los Angeles verbietet nun ganz Kalifornien den Verkauf von Pelz". Die Gala schrieb Anfang November über die Queen: "Monarchin macht Schluss mit Echtpelz". Wenn derartige Meldungen durch die Presse gehen, ärgert sich Wolfgang Lastner. Dann zähle meist die Schlagzeile mehr, als die Wahrheit. Der Kürschner hat recherchiert und berichtet, dass in Kalifornien nicht alle Pelze, sondern nur die Felle von Nerz und Fuchs aus Zuchtfarmen verboten seien. Hier werde oft nicht nach Tierschutzvorschrift gearbeitet. Und die Queen? "Sie kauft keine neuen Pelze mehr, weil sie schon genug im Schrank hat", sagt Lastner und spricht von vielen Halbwahrheiten, die beim Thema Pelz gerne verbreitet werden. Dabei sei Kleidung aus Pelzen im Prinzip die Kleidung, die Nachhaltigkeit pur verkörpere: Natürliches Material, das man locker 50 Jahre und länger tragen kann.

Felle mit nachweisbarem, dokumentiertem Ursprung

Der fehlende Tierschutz, den Pelzgegner zum Vorwurf machen, könne man den Züchtern und Pelzverarbeitern nicht generell vorwerfen. Genau wie bei textiler Kleidung gäbe es die Möglichkeit der Billigproduktion, die zum Schaden der Umwelt der Tiere und der Menschen, führt. Doch das sei bei deutschen Kürschnern, die mit Jägern ihrer Region und zertifizierten Züchtern zusammenarbeiten, nicht der Fall. Wie beim Kauf von Fleisch und anderen tierischen Produkten gilt es auch beim Pelz genau hinzusehen und aus seriösen Quellen zu kaufen.

Wolfgang Lastner ist Inhaber eines Kürschner-Betriebs in Fürstenfeldbruck und Sprecher des Zentralverbands seiner Handwerksbranche. "Wer sich für 40 Euro eine Jacke mit Pelzbesatz kauft, braucht sich nicht wundern, wenn der Pelz aus Asien stammt wo es keine Tierschutzbestimmungen gibt", sagt er. So fallen die meisten Felle, die er zu Kleidung verarbeitet als Nebenprodukt von Schlachtereien an – etwa von Lamm, Ziege, Kaninchen und Kalb. Ein weiterer Teil kommt aus der Jagd und Schädlingsbekämpfung – etwa Rotfuchs, Bisam, Waschbär oder Nutria.

Jagd ist nötig – Felle sollen nicht im Abfall landen

Lastner und mehrere seiner Kollegen haben im Jahr 2017 das WePreFur-Label gegründet, das für Felle mit nachweisbarem, dokumentiertem Ursprung steht: Vor allem für Pelz aus waidgerechter, regionaler Jagd. So können alle Tierarten, die in Deutschland leben und die nach Landesjagdgesetz jagdbar sind, auch einer sinnvollen Pelzverwertung zugeführt werden. Dabei wird sozusagen das Abfallprodukt der Jagd nutzbar gemacht. Die sogenannte Raubwildregulierung durch Jäger ist heute vielerorts notwendig. Da es keine wild lebenden Bären und kaum mehr Luchs gibt, haben etwa Rotfüchse und die hier eingewanderten Waschbären keine natürlichen Feinde mehr. Sie breiten sich aus und werden zur Gefahr für Autofahrer.

Pelz wurde lange Zeit oft mit skandalösen Lebensbedingungen der Tiere in Verbindung gebracht und das Tragen von Pelz hat in Deutschland deshalb nicht den besten Ruf. Jüngstes Beispiel ist die Fuchsstola, die Ilse Aigner kürzlich bei einem öffentlichen Auftritt trug und für die sie scharfe Kritik von Tierschützern einstecken musste. Durch Initiativen wie WePerFur soll Pelz nun einen neuen Stellenwert bekommen: Als Ökoprodukt schlechthin, das nachhaltig, langlebig und wiederverwertbar ist. "Außerdem verschmutzt es nicht die Weltmeere, wie die massenhaften Plastikprodukte, zu denen auch die beliebte Funktionskleidung gehört", so der Kürschner, der davon erzählt wie in Kürschnerwerkstätten alle Reste weiterverarbeitet und nicht weggeworfen werden.

Das WePreFur-Label schließe Plastik aus der Produktionskette komplett aus und möchte auch für eine neue Transparenz in der Modebranche stehen. Wer den Jäger und sein Revier kennt, der das wild lebende Tier erlegt hat, kennt damit die gesamte Produktionskette. Der Kürschner verarbeitet die Felle und übernimmt auch jeden weiteren Arbeitsschritt bis hin zum fertigen Kleidungsstück.

Keine persönlichen Anfeindungen gegen Kürschner

Trotz der immer wieder aufkommenden Kritik am Tragen von Pelzkleidung berichtet Wolfgang Lastner aber nicht von persönlichen Anfeindungen. "Wir werden als Handwerker nicht persönlich angegriffen, ganz im Gegenteil erkennen immer mehr Kunden den nachhaltigen Aspekt von natürlicher Pelzbekleidung", sagt er. War der Pelzmantel früher ein wichtiges Statussymbol, so könnte er einen neuen Wert als Zeichen für besondere Ökomode bekommen.

Kürschnerei in Zahlen

In Deutschland gibt es heute noch rund 100 Kürschnerbetriebe mit etwa 1.000 direkt und indirekt Beschäftigten (Zurichtung, Gerbung, etc.). Darunter sind Firmen vom Ein-Mann-Betrieb bis zu größeren mit bis zu 20 Angestellten. Jedes Jahr bildet die Branche zwischen sechs und zehn Lehrlingen aus. Des Weiteren gibt es etliche Praktikanten von Modeschulen, die zeitweise mitarbeiten und gerne einen Blick in eine andere Modebranche werfen wollen.

Wie viele andere Handwerksbranchen sucht auch das Kürschnerhandwerk nach mehr Azubis. Wolfgang Lastner spürt allerdings ein leicht steigendes Interesse, seitdem der Gedanke der Nachhaltigkeit stärker diskutiert wird und auch die Aspekte der ökologischen Mode.

Ein Video über die Arbeit Von Kürschnern und Jägern, die sich dem WePerFur-Label angeschlossen haben, kann man hier ansehen.>>>