Nur noch 20 Prozent Nord Stream 1: Russland senkt Gaslieferung weiter

Der russische Gaskonzern Gazprom drosselt die Lieferungen durch die Ostseepipeline Nord Stream 1 weiter. Grund sei die Reparatur einer weiteren Turbine.

Gazprom senkt die Lieferung durch Nord Stream 1 auf 20 Prozent. - © picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Markus Schreiber

Der russische Gaskonzern Gazprom senkt die Lieferungen durch die Ostseepipeline Nord Stream 1 weiter. Vom 27. Juli an würden noch 20 Prozent oder 33 Millionen Kubikmeter Gas täglich durch die wichtigste Versorgungsleitung nach Deutschland fließen, teilte das Unternehmen mit. Aktuell fließen 40 Prozent der Maximalkapazität durch die Pipeline. Als Grund nannte Gazprom nötige Wartungen an einer Gasturbine.

Wirtschaftsministerium: "Kein technischer Grund für Reduktion"

Die Bundesregierung hält dies für einen Vorwand. "Es gibt nach unseren Informationen keinen technischen Grund für eine Reduktion der Lieferungen", teilte eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWK) in einer ersten Stellungnahme mit. Eine Pressesprecherin der Bundesnetzagentur bestätigte dies auf Anfrage der Deutschen Handwerks Zeitung. "Wir beobachten die Lage im engen Austausch mit dem BMWK und dem Krisenteam Gas genau", so eine Sprecherin.

Gazprom verweigert Annahme der reparierten Turbine

Eine in Kanada gewartete Turbine ist derzeit auf dem Rückweg über Deutschland nach Russland. Gazprom verweigert allerdings die Annahme, weil angeblich die Papiere unvollständig seien. Der Konzern fordert, dass die Turbine aus dem Wirkungsbereich der kanadischen Sanktionen herausgenommen wird. Dies müsse auch dokumentiert sein, ansonsten stelle der Betrieb ein erhebliches Sanktionsrisiko dar, teilte das Unternehmen mit. Zudem blieben Fragen zu den Sanktionen vonseiten der EU und Großbritanniens offen. Aus dem Bundeswirtschaftsministerium heißt es, einer Auslieferung stünden keine sanktionsrechtlichen Hindernisse entgegen. "Kanada hat die nach kanadischem Recht notwendige Ausnahmegenehmigung erteilt. Nach dem EU-Sanktionsrecht ist keine Ausnahmegenehmigung erforderlich."

Kremlchef Wladimir Putin hatte bereits vergangene Woche angedeutet, dass es zu einer weiteren Drosselung der Gaslieferungen über Nord Stream 1 kommen könnte, wenn die reparierte Turbine nicht rechtzeitig wieder zur Verfügung stehe. Eine weitere Turbine sollte demnach um den 26. Juli herum für Reparaturen verschickt werden.

Nord Stream 1 hatte Betrieb gerade erst wieder aufgenommen

Erst am Donnerstag waren die Gaslieferungen über die derzeit wichtigste Verbindung nach Deutschland für russisches Erdgas nach einer zehntägigen Routinewartung wieder aufgenommen worden. Bereits im Juni hatte Gazprom die Lieferungen über die Pipeline auf 40 Prozent der Maximalkapazität gedrosselt und auf die zur Reparatur nach Kanada verschickte Turbine verwiesen. dpa/fre