Elektromobilität Neuer e-Sprinter: Heckantrieb erhöht die Variantenvielfalt

Dank der elektrisch angetriebenen Hinterachse kann Mercedes-Benz seinen e-Sprinter künftig auch mit verschiedenen Aufbauten und Baulängen anbieten. Ende 2023 soll er auf den europäischen Markt kommen.

Mercedes-Benz e-Sprinter mit Kofferaufbau
Anders als der aktuelle e-Sprinter wird das weiterentwickelte Modell über die Hinterachse angetrieben. Dadurch werden auch Kofferaufbauten oder verschiedene Radstände möglich. - © Mercedes-Benz

Mercedes-Benz zündet bei der Elektrifizierung des Sprinters die nächste Stufe. Gegen Ende dieses Jahres soll der erste neue e-Sprinter mit einer Reichweite von bis zu 400 km in Europa zu haben sein. Bereits im Sommer wird der amerikanische Markt bedient.

Als erste Variante kommt ein langer Kastenwagen mit Hochdach und einem zulässigen Gesamtgewicht von bis zu 4,25 t in den Handel, ausgestattet mit einer Batterie mit einer Kapazität von 113 kWh. Offene Baumuster als Basisfahrzeug für verschiedene Branchenaufbauten sowie weitere Batterievarianten sollen ab 2024 folgen.

Baukastensystem mit drei Modulen

Bei der Weiterentwicklung des e-Sprinters setzt Mercedes auf eine Art Baukastensystem mit drei Modulen. Der einheitlich konzipierte Vorbau umfasst alle Hochvolt-Komponenten und kann laut Hersteller mit allen Fahrzeugvarianten kombiniert werden, unabhängig von Radstand oder Batteriegröße. Im Unterboden findet die Batterie Platz. Ihre Position zwischen den Achsen soll dank des niedrigen Schwerpunkts das Fahrverhalten verbessern. Komplett neu entwickelt wurden die elektrische angetriebene Hinterachse und der Elektromotor, die zusammen das Heckmodul bilden.

e-Sprinter Pritsche
Frühestens 2024 wird es den e-Sprinter auch als Pritsche geben. - © Mercedes-Benz

Der 130 kg schwere Permanentmagnet-Synchronmotor mit zwei Leistungsstufen (100 und 150 kWp) bietet ein Dreh­moment von bis zu 400 Nm. Die elektrisch angetriebene Hinterachse er­­laubt erhöht die Variantenvielfalt des e-Sprinters. Neben dem Kastenwagen können künftig auch Fahrgestelle für unterschiedliche Auf- und Ausbauten, verschiedene Fahrzeuglängen und Anhängelasten von bis zu 2 t an­geboten werden.

Bei der Batterie setzt Mercedes auf den Verzicht von Kobalt und Nickel, baut stattdessen auf eine Zellchemie aus Lithium und Eisenphosphat. Angeboten wird der Akku in drei Kapazitätsstufen mit 56, 81 oder 113 kWh. Die kleine Batterie lässt sich an einer Gleichstrom-Schnellladestation (DC) in rund 28 min von 10 auf 80 Prozent aufladen. Beim großen Akku dauert das 42 min.

Prototyp schafft 475 km Reichweite

Eine Simulation nach dem WLTP-­Zyklus ergab für den e-Sprinter eine Reichweite von 400 km. Bei Mercedes geht man jedoch davon aus, dass er im urbanen Umfeld sogar bis zu 500 km schaffen kann. Das legt eine vom TÜV bestätigte Testfahrt mit einem Vorserienfahrzeug im vergangenen Herbst nahe. Damals schaffte ein Kastenwagen mit Hochdach, langem Radstand und großer Batterie eine Tour von Stuttgart nach München und zurück über 475 km ohne Ladestopp. Allerdings war der Prototyp nur mit rund 150 kg beladen, in­­klusive Beifahrer.

Die Weiterentwicklung des e-Sprinters ist für Mercedes-Benz nur eine Zwischenstufe der Elektrifizierungsstrategie. Von 2025 an sollen alle neuen leichten Nutzfahrzeuge der Marke vollelektrisch sein.