Ein zweites Leben für Recyclingmetall Historische Türbeschläge: Textroboter hilft beim Onlineverkauf

Auf der Suche nach historischen Metallbeschlägen, Tür- und Fenstergriffen stößt man schnell an eine Grenze, wenn diese möglichst originalgetreu aussehen sollen. Eine Firma aus Niedersachsen hat sich deshalb mit dem alten Handwerk des Metallgießens beschäftigt, lässt Replikate der alten Beschläge herstellen – und nutzt dafür Recyclingmetall. Beim Onlineverkauf der Beschläge und Griffe hilft ein Textroboter.

Historische Beschläge der Ventano Beschläge GmbH
Damit die Replikate der historischen Beschläge und Griffe der Klaus-Martin Meyer von der Ventano Beschläge GmbH auch online gut gefunden werden, arbeitet die Firma bei den Onlinebeschreibungen mit einem Textroboter. - © Ventano Beschläge GmbH

Hausbesitzer oder Käufer älterer Gebäude sind heute oftmals sehr ehrgeizig – genauso Denkmalpfleger, die den Immobilienbesitzern bei einer Sanierung vorschreiben, welche Bauteile sie wie ersetzen dürfen. Klaus-Martin Meyer bekommt den Anspruch Tag für Tag zu spüren, wenn ihn Anfragen von Kunden oder Handwerkern erreichen, die ganz bestimmte historische Türbeschläge, Fenster- und Türgriffe suchen.  Dabei geht es dann um Formen und Muster in Kombination mit einem Metall, wie sie oftmals nur in kleiner Stückzahl oder regional begrenzt hergestellt wurden.

Onlinehandel mit Replikaten historischer Beschläge: Hilfe vom Textroboter

Klaus-Martin Meyer arbeitet bei der Firma Ventano im niedersächsischen Bissendorf und kümmert sich dort unter anderem um den Onlinehandel mit Replikaten historischer Beschläge und Griffe für Fenster und Türen. Denn die Suche nach den Originalen kann mühsam und oftmals erfolglos sein – vor allem dann, wenn man sie in etwas größerer Stückzahl benötigt. So hat das Unternehmen bereits mehrmals bei der Sanierung größerer Immobilien mitgewirkt wie dem Landeshaus in Kiel, dem Sitz des Landesparlaments in Schleswig-Holstein und verschiedenen Theatergebäuden.

Wie mühsam eine derartige Suche sein kann, hat einst den Firmengründer Volker Eloesser selbst erlebt, als er sein eigenes Haus sanieren ließ. Dafür wollte er stilechte und vor allem die regional gebräuchlichen Fenstergriffe des damaligen Baujahres und fand sie nicht. Bei einer Reise nach Indien bekam er dann Kontakt zu einem dort ansässigen Messinggussmeister, der ihm dann die fehlenden Fenstergriffe originalgetreu nachbildete.

Replikate aus Recyclingsmetall

Klaus-Martin Meyer von der Ventano Beschläge GmbH.
Klaus-Martin Meyer von der Ventano Beschläge GmbH. - © Ventano Beschläge GmbH

"Das alte Handwerk des Metallgießens wird hierzulande so gar nicht mehr ausgeübt. Wir lassen deshalb alle Teile in Indien produzieren und arbeiten dort mit den Handwerkern zusammen, die sich noch mit dem sogenannten Sandguss auskennen", erklärt Klaus-Martin Meyer. Diese Art des Handwerks war einst vor allem in Frankreich sehr verbreitet. Die Franzosen brachten es zu Kolonialzeit die genannten Länder, wo es heute noch ausgeübt wird – komplett in Handarbeit.

In Europa werden Nachbildungen alter Beschläge heutzutage – wenn überhaupt – im Spritzgussverfahren gefertigt. Das lohnt sich aber meist nur bei so hohen Stückzahlen, wie sie für Beschläge dann doch zu hoch sind. Außerdem nutzt das Unternehmen für seine Replikate Recyclingmaterial. "Wir schmelzen Sekundärrohstoffe ein", sagt Meyer und verweist darauf, dass man Metall ja sehr gut sortenrein trennen und damit problemlos wiederverwenden kann.

Als Volker Eloesser damals seine Replikate bekam und einbaute, wurde er so oft darauf angesprochen, dass er darin eine Geschäftsidee erkannt. So gründete er 2014 die Ventano Beschläge GmbH und versorgt seither Hausbesitzer, Handwerker, Architekten und sanierungswillige Denkmalschutzfans.

Textroboter im Einsatz: Das Sortiment wächst ständig

Dabei setzt das Unternehmen auf die Kombination des alten Handwerks bzw. dessen Produkte mit einem modernen Vertrieb übers Internet. Dies aufzubauen, war jedoch eine große Herausforderung. Geholfen hat dabei vor allem eines: der Einsatz eines Textroboters. Er unterstützt die Mitarbeiter darin, Beschreibungen der Beschläge und Griffe online zu bringen. "Natürlich haben wir auch noch Kunden, die per Telefon bestellen und wir drucken auch noch Kataloge", berichtet Klaus-Martin Meyer. Dennoch läuft der Verkauf immer stärker über das Internet. Vor allem die Neukunden kommen über Suchmaschinen.

Da man die Einzelteile der Produkte wie Schilde, Oliven und Griffe in verschiedenen Varianten miteinander Kombinieren kann, gibt es bei Ventano mittlerweile schon mehrere 10.000 Einzelteile online zu kaufen. Und das Angebot wächst mit jeder Nachbildung, die auf Kundenwunsch ensteht und dann mit ins Sortiment wandert. "Damit wir online gut gefunden werden, braucht jedes Einzelteil eine genaue und vor allem individuelle Beschreibung. Texte dafür zu schreiben, kann ehrlich gesagt kein Mensch leisten", sagt Onlineshop-Experte Meyer und berichtet weiter, dass es ein Azubi der Firma war, der die Idee zum Einsatz eines Textroboters hatte.

Screenshot der Arbeit des Textroboters
Viele Produkte, viele Beschreibungen: So sieht die Arbeit des Textroboters aus, wenn er Begrifflichkeiten so miteinander verknüpft, dass möglichst keine Dopplungen in den Texten entstehen. - © Ventano Beschläge GmbH

Textroboter beschreibt Produkte für den Onlineshop

Im Grunde genommen ist dieser Roboter das digitale Programm namens AX Semantics, das man mit Angaben zu den Beschlägen und Griffen füttert und das dann komplette Beschreibungstexte automatisiert erstellt. "Bevor wir derart digitalisiert gearbeitet haben, haben wir im Schnitt drei Artikel pro Tag in den Onlineshop gestellt, heute sind es im Prinzip beliebig viele", sagt Klaus-Martin Meyer. Begrenzt ist dieses Vorgehen nur dadurch, dass das Unternehmen ein bestimmtes monatliches Kontingent bei AX Semantics gebucht hat und dieses ungern überschreitet. "Der Roboter rechnet nach der Anzahl der Texte ab und wir haben uns Ziele gesetzt, die wir über das gebuchte Kontingent erreichen."

Derzeit arbeitet Klaus-Martin Meyer noch daran, auch das Erstellen und Online-Stellen von Produktfotos zu automatisieren. Denn das erledigen die Mitarbeiter derzeit noch manuell und das kostet natürlich vergleichsweise viel Zeit. Wichtig sind Produktfotos aber wiederum sehr, wenn man bei Google und Co. punkten möchte.