Nationale Weiterbildungsstrategie Heil kündigt geförderte Bildungszeit für Beschäftigte an

Beschäftigte in Deutschland sollen künftig eine öffentlich geförderte Bildungszeit für ihre Weiterbildung nehmen können. Dies kündigte Arbeitsminister Hubertus Heil an. Auch das Aufstiegs-Bafög soll optimiert werden. Der Handwerksverband begrüßt diesen Punkt.

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Noch in diesem Jahr will Heil einen entsprechenden Gesetzesentwurf für mehr berufliche Weiterbildung vorlegen. - © contrastwerkstatt - stock.adobe.com

Mit vereinten Kräften wollen Politik, Sozialpartner sowie die Bundesagentur für Arbeit die Weiterbildung ihn Deutschland stärken. "Wir müssen zeitgleich die aktuelle Krise bewältigen und den Wandel der Arbeitswelt voranbringen. Dafür brauchen wir Weiterbildung und Qualifizierung", sagte Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD). Die Nationale Weiterbildungsstrategie werde deshalb fortgesetzt. Es gehe darum, jedem einzelnen eine Chance auf Weiterbildung zu geben und gleichzeitig das Land zukunftsfest zu machen. Heil kündigte eine geförderte Bildungszeit und ein Qualifizierungsgeld an.

Bildungszeit und Bildungsteilzeit geplant

Noch in diesem Jahr will Heil einen entsprechenden Gesetzesentwurf für mehr berufliche Weiterbildung vorlegen. Dabei sollten bestehende Instrumente neu geordnet sowie entbürokratisiert werden und neue Instrumente hinzukommen. "Wir werden eine neue Bildungszeit und Bildungsteilzeit einführen", sagte er. Beschäftige könnten damit ihre Weiterbildung selbst in die Hand nehmen und eigenständig betreiben.

Qualifizierungsgeld für Unternehmen in Transformation

Daneben soll Weiterbildung in Unternehmen verstärkt durch die Bundesagentur für Arbeit (BA) gefördert werden. "Wir werden ein Instrument schaffen, dass wir Qualifizierungsgeld nennen", sagte Heil. Dabei sollten besonders vom Strukturwandel betroffene Unternehmen entlastet werden. Das Qualifizierungsgeld solle im nächsten Jahr eingeführt. Voraussetzung dafür sei aber, dass es eine Betriebsvereinbarung gebe. Daneben wolle die Regierung noch stärker regionale Weiterbildungsverbünde unterstützen. Außerdem wolle man die Vielzahl der Weiterbildungsangebote besser erkennbar machen. Dazu solle eine nationale Online-Weiterbildungsplattform gemeinsam mit der BA auf den Weg gebracht werden. Sie solle ab 2024 starten.

Stark-Watzinger für bessere Zugänge zur Weiterbildung

Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) sieht ihre Aufgabe vor allem darin, die Zugänge zur Weiterbildung zu erleichtern und die Aufstiegschancen zu verbessern. Diese gelte auch für Geringqualifizierte. Auch Teilqualifikationen sollten möglich sein. Um Berufsabschlüsse nachzuholen, solle eine schrittweise berufliche Nachqualifizierung parallel zur Erwerbstätigkeit möglich sein. Um die Aufstiegschancen zu erleichtern, sollen außerdem bestehende Förderangebote wie das Aufstiegs-Bafög weiterentwickelt werden. Auch müsse ein innovativeres und zukunftsfesteres Berufsbildungssystem geschaffen werden, betonte sie.

Handwerk begrüßt geplanten Ausbau des Aufstiegs-Bafögs

Das Handwerk begrüßt die Fortsetzung der Nationalen Weiterbildungsstrategie. "Der Zentralverband des Deutschen Handwerks als Partner der Nationalen Weiterbildungsstrategie sieht es besonders positiv, dass sich die Strategie auf die ökologische und digitale Transformation in den Betrieben fokussiert und darauf, die Höhere Berufsbildung zu stärken, das Aufstiegs-Bafög auszubauen und die Weiterbildung zu digitalisieren", sagte ZDH-Präsident Hans Peter Wollseifer.

Wie Wollseifer weiter betonte, engagierten sich Handwerksbetriebe schon jetzt, motivierte Arbeitskräfte in die Arbeit zu integrieren und zu qualifizieren. Noch immer seien die in der beruflichen Weiterbildung vorhandenen Qualifizierungswege und deren Fördermöglichkeiten zu wenig bekannt und nicht ausreichend auf die kleinbetrieblichen Strukturen der Handwerksbetriebe ausgerichtet. Die Strategiepartner müssten jetzt dafür sorgen, dass die Potenziale von Weiterbildung und Entwicklungschancen besser sichtbar werden.

Dulger: Weiterbildung in vielen Betrieben nichts Neues

Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger betonte, dass Unternehmens schon viel für die Weiterbildung investierten. "Zwei von drei Erwachsenen haben sich 2020 weitergebildet. Knapp 70 Prozent aller Weiterbildungsaktivitäten finden während der bezahlten Arbeitszeit statt", sagte er. Gleichwohl gebe es noch einige Hausaufgaben zu erledigen. "Die Förderung von Weiterbildung muss flexibler, effizienter und zielgerichteter werden. Sie muss dort ankommen, wo sie wirklich gebraucht wird und in der Form, in der sie benötigt wird", betonte er.

Arbeitgeber zurückhaltend gegenüber den Plänen des Ministers

Zu den von Heil vorgebrachten Gesetzesvorschläge wolle er sich nicht äußern. Dazu seien die Pläne noch nicht konkret genug.

DGB-Vorstandsmitglied Anja Piel unterstrich die die Bedeutung von Weiterbildung und Qualifizierung als elementare Voraussetzung für reine faire und soziale Transformation. Die Gewerkschaften würden sich dafür einsetzen, dass die Beteiligung von Beschäftigen an betrieblicher Weiterbildung steigt.

Nahles: Unternehmen im Wandel setzen auf Weiterbildung

Die Neue Chefin der Bundesagentur für Arbeit, Andrea Nahles, betonte, dass heute Unternehmen im Wandel nicht mehr alles daran setzten ihre Mitarbeiter los zu werden, sondern sie mitzunehmen. Damit sei immer auch Qualifizierung im Betrieb verbunden. Vor diesem Hintergrund habe die BA sehr viele regionale Netzwerke gegründet. So habe man etwa in Schwäbisch Gmünd eine Arbeitsmarktdrehscheibe auf den Weg gebracht. Hier fänden Betriebe, die Beschäftigte abbauen müssen, und solche die Beschäftigte suchten zusammen. Die Beschäftigten würden dann entsprechend weiterqualifiziert, damit erst gar keine Arbeitslosigkeit drohe.