Deutsche Handwerker in der Entwicklungszusammenarbeit Handwerker weltweit gefragt

Wasserförderung in der mongolischen Steppe oder Solaranlagen in der Savanne von Mosambik – der Bedarf an handwerklichen Spitzenleistungen kennt keine Landesgrenzen. Auch in der internationalen Entwicklungszusammenarbeit sind deutsche Handwerksleistungen begehrt.

Der Elektro- und Gebäudetechnikbetrieb Kohrt arbeitete in Mosambik. Foto: ZDH

Handwerker weltweit gefragt

Qualitativ auf höchstem Stand, lösungsorientiert und flexibel – so meistert das deutsche Handwerk täglich vielfältige Herausforderungen. Diese Eigenschaften sind auch für die internationale Entwicklungszusammenarbeit von entscheidender Bedeutung. "Die Arbeit in Entwicklungsländern stellt uns immer wieder vor besondere Herausforderungen. Gerade aufgrund der extremen klimatischen Bedingungen und der unzureichenden Wartungsmöglichkeiten sind die Anforderungen an die Lebensdauer und die präzise Verarbeitung unserer Maschinen besonders hoch", erklärt Peter Weinmann, Geschäftsführer der Weinmann Sondermaschinen- und Steuerungsbau GmbH.

In seinem Handwerksbetrieb in Franken fertigt der gelernte Elektromechaniker einen so genannten hydraulischen Widder, der im Rahmen deutscher Entwicklungshilfe in der Mongolei und Tansania bereits erfolgreich eingesetzt wird. Diese innovative Wasserpumpe ist ohne großes Fachwissen zu bedienen und funktioniert komplett ohne Stromzufuhr. "Sie kann bis zu 700 l Wasser in der Minute aus der Erde pumpen und erfordert über Jahre hinweg nur einen geringen Wartungsaufwand“, erläutert Weinmann. Damit ist sie perfekt auf die geographischen und technischen Bedingungen vor Ort ausgerichtet und trägt dazu bei, die Trinkwasserversorgung in entlegenen und wasserarmen Regionen sicherzustellen.

Qualitätsarbeit unter schwierigen Bedingungen

Damit diese Technologie auch vor Ort einwandfrei funktioniert, sind handwerkliche Kompetenz, aber auch Reiselust gefragt. Denn mit der Fertigung in Deutschland ist die Arbeit noch längst nicht getan. "Die Geräte müssen fachgerecht am Einsatzort installiert und eingearbeitet werden, das bedeutet meistens lange Flugreisen und ungewohnte Arbeitsbedingungen vor Ort“, berichtet Peter Weinmann. Doch vor diesem Schritt in unbekannte Länder sollten Handwerker nicht zurückschrecken. "Deutsche Handwerker genießen weltweit einen hervorragenden Ruf, da sie flexibel, problemorientiert und fachlich auf höchstem Niveau arbeiten“, bestätigt Friederike Sorg, Projektmanagerin bei der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ). Für das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) betreut sie zahlreiche Kooperationsprojekte zwischen deutschen Betrieben und Entwicklungsländern.

Wassermanagement in Südamerika

So lernte sie auch Jörg Baader, Projektingenieur bei VAG-Armaturen in Mannheim, kennen. Aus der peruanischen Hauptstadt Lima erreichte den auf Wassertechnik spezialisierten Handwerksbetrieb die Anfrage, eine moderne Drucksteuerung zu entwickeln und ins städtische Leitungssystem einzubauen. "Trinkwasser ist in Peru eine sehr knappe Ressource, die effizient genutzt werden muss. Durch eine mangelhafte Drucksteuerung gehen in Lima jährlich bis zu 50 Prozent des Wassers verloren“, erläutert Baader. Um dies zu vermeiden, fertigen und installieren Metallarbeiter, Schlosser und Zerspanungsmechaniker drei Meter breite Ventile, die einem Druck von bis zu 100 Bar standhalten müssen. "Das entspricht ungefähr dem 50-fachen Druck eines haushaltsüblichen Wasserhahns“, erklärt Baader. Über diese Ventile lässt sich der Wasserdruck vollautomatisch steuern, und der Wasserverlust in den Leitungen kann entscheidend reduziert werden.

Von der Ostsee nach Afrika

Doch auch als ehrenamtliche Helfer sind deutsche Handwerker mit Expertise und Motivation in der Entwicklungszusammenarbeit aktiv. So auch Mathias Kohrt, Geschäftsführer der Kohrt Elektro & Gebäudetechnik in Mecklenburg Vorpommern. Er hilft seit vier Jahren jeden Sommer beim Aufbau einer Wohnsiedlung für Waisenkinder in Mosambik. Dort kann der Elektromeister sein Know-how gezielt bei der Installation von Solaranlagen einbringen, die die Stromversorgung der Siedlung sicherstellen. "Obwohl ich noch kein Portugiesisch spreche, hat die Zusammenarbeit sehr gut funktioniert“, berichtet der Geschäftsführer begeistert. Aus dem anfänglichen Engagement sind mittlerweile feste Freundschaften entstanden, die Kohrt jährlich nach Westafrika zurückkehren lassen.

Mit diesen weltweiten Einsatzmöglichkeiten präsentiert sich das deutsche Handwerk als attraktiver und vielfältiger Arbeitgeber. Durch innovative und hochwertige Lösungsansätze können Handwerker in internationalen Entwicklungsprojekten ihre Produkte und Dienstleistungen anbieten und damit gleichzeitig eine Verbesserung der Lebensbedingungen für die Menschen vor Ort bewirken.

dhz