Gute Betreuung für Azubis Handwerk will weniger Ausbildungsabbrüche

Zu Beginn des Ausbildungsjahres hofft das Handwerk auf ein leichtes Plus bei den neuen Ausbildungsverträgen und auf weniger Vertragsauflösungen.

Karin Birk

Schon jetzt betreue jeder betriebliche Ausbilder im Handwerk durchschnittlich 1,6 Auszubildende. In der Wirtschaft insgesamt liege der Wert bei 2,1. - © industrieblick/Fotolia.com

Angesichts des Fachkräftemangels wird es für das Handwerk nicht nur immer wichtiger, junge Leute für die duale Ausbildung zu gewinnen. "Das Handwerk hat sich auch zum Ziel gesetzt, die Zahl der vorzeitig reduzierten gelösten Ausbildungsverträge zu reduzieren", heißt es beim Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH). Bei Konflikten zwischen Betrieb und Auszubildenden wolle man rechtzeitig eingreifen. Die Handwerkskammern hätten dazu schon Verbesserung des Ausbildungsmanagements gestartet. In der Allianz für Aus- und Weiterbildung mit Politik und Gewerkschaften müsse es aber noch weitere Verbesserungen – etwa in der Berufsvorbereitung –geben. Insgesamt erwartet das Handwerk nach den vorläufigen Prognosen ein kleines Plus bei den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen, hieß es weiter.

Nicht jede Vertragsauflösung ist ein Ausbildungsabbruch

Nach den jüngsten Zahlen des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) aus dem Jahr 2014 haben im Handwerk knapp 33 Prozent der Lehrlinge ihren Ausbildungsvertrag vorzeitig gelöst. Nicht jeder wirft dabei gleich alles hin. Manche wechseln nur den Betrieb, andere den Ausbildungsberuf. "Wir schätzen, dass es bei etwa der Hälfte der aufgelösten Ausbildungsverträge zu einem neuen Vertragsverhältnis im dualen System kommt", sagte BIBB-Sprecher Andreas Pieper. Wie Pieper weiter betonte, würde knapp ein Drittel der Vertragslösungen im Handwerk noch in der Probezeit und ein weiteres Drittel während des ersten Jahres erfolgen.

Kostenlose Ausbildungsberater sollen rechtzeitig helfen

Damit es erst gar nicht so weit kommt, haben viele Handwerkskammern spezielle Ausbildungsbegleiter eingesetzt. Entscheidend dabei ist, dass sie nicht zu spät zu Rate gezogen werden. "Die Situation muss nicht komplett verfahren sein, bevor ich unterstützen kann", berichtet etwa Ausbildungsbegleiter Matthias Deckert von der Handwerkskammer Stuttgart mit Blick auf das kostenlose Beratungsangebot. Probleme im Betrieb, der Berufsschule oder im privaten Umfeld sollten nicht auf die lange Bank geschoben werden.

Wichtig: Klar strukturierte Ausbildungsverläufe

Andrea Greilinger vom Ludwig-Fröhler-Institut für Handwerkswissenschaften in München hat sich die Gründe für Vertragsauflösungen einmal genauer angeschaut und dabei festgestellt, dass junge Auszubildende insbesondere Konflikte mit Kollegen, zu viele Routinetätigkeiten und zu knappe Einweisungen als Hauptgründe für Probleme nennen. Betriebsinhaber und Ausbildungsleiter bemängelten dagegen vor allem die fehlende Motivation, unentschuldigte Fehlzeiten und eine falsche Berufsvorstellung der Jugendlichen. Vorgeschaltete Praktika, klar strukturierte Ausbildungsverläufe und echtes Interesse bei den Jugendlichen sind für Greilinger deshalb ein Muss. Auch der DGB-Bundesjugendsekretär, Florian Haggenmiller, plädiert für einen betrieblichen Ausbildungsplan. Ein Anspruch darauf gehöre seiner Ansicht nach ins Gesetz. Der diesjährige DGB-Ausbildungsreport habe gezeigt, dass einem Drittel der Auszubildenden kein betrieblicher Ausbildungsplan vorliege.

Intensive Betreuung von Auszubildenden im Handwerk

Der ZDH betonte unterdessen, dass die Betreuung von Auszubildenden im Handwerk schon jetzt sehr intensiv sei und die Branche auch künftig schwächere Schüler nicht aus dem Blick verlieren werde. "Wir wollen auch weiterhin Jugendliche mitnehmen, die sich mit dem Lernen schwer tun oder aus schwierigen Familienverhältnissen kommen", sagte ZDH-Präsident Hans Peter Wollseifer. Schon jetzt betreue jeder betriebliche Ausbilder im Handwerk durchschnittlich 1,6 Auszubildende. In der Wirtschaft insgesamt liege der Wert bei 2,1.