Von 2D zu 3D: Fotografin Karoline Glasow bietet ihren Kunden ein Abbild in der dritten Dimension. Scanner und 3D-Drucker machen es möglich. Ihr Schaufenster in Erlangen ist jetzt nochmal mehr ein Hingucker.
Frank Muck
Wie es ist, sein eigenes ganz realistisches Abbild in der Hand zu halten, statt sich auf vergilbten Schwarz-Weiß-oder verblassten Farbfotos der eigenen Jugend zu erinnern, zeigt die Fotografin Karoline Glasow aus Erlangen.
Was bisher nur auf Papier seinen Ausdruck fand, hat sie in die dritte Dimension überführt. Glasow macht von ihren Kunden nicht nur Familien- oder Hochzeitsfotos, sondern bietet ein naturgetreues Abbild als Handpuppe – in Maßstäben von 1 : 9 bis 1 : 5. Ausgedruckt werden die Figuren auf 3D-Druckern.
Auslöser für die neue Geschäftsidee war ein Zeitungsbericht in den "Erlanger Nachrichten" über 3D-Drucktechnik im Januar 2013. Eine japanische Firma bot damals bereits den Druck von Figuren an. "Mich hat noch nie etwas so begeistert", sagt sie.
Faszinierend daran findet Glasow, dass hinter der 3D-Kopie eine ganz andere Vorstellung von Abbild steht als hinter einem Foto. Zeige das Foto eine Inszenierung der Person in besonderer Kleidung, in einer Kulisse oder an einem bestimmten Ort, so werde der Kunde als 3D-Figur nur als das abgebildet, was er in dem Moment gerade ist. Und da die Darstellung des Menschen nun einmal ihr Geschäft sei, sieht sie die 3D-Technik als konsequente Fortsetzung ihrer Tätigkeit. Das Foto möchte sie dennoch nicht missen. Das neue Geschäftsfeld sieht sie nur als Erweiterung, als neue Möglichkeit.
Der Anblick der Puppen lässt niemanden kalt
Dass der erste Anblick zuweilen Befremden auslöst, kann sie verstehen. Viele empfänden die Darstellung, die auf den ersten Blick wie Spielzeug wirkt, lebenden und dabei unter Umständen eben auch der eigenen Person sehr ähnlich ist, auch als kitschig. Dennoch ist die Neugier groß.
Glasow berichtet, dass noch nie so viele Passanten vor ihrem Schaufenster in der Erlanger Innenstadt stehengeblieben seien. Die meisten nehmen dann auch erstmal einen Flyer mit. Kaum einen lassen die Puppen kalt.
Entscheidet sich dann jemand für ein 3D-Abbild, bespricht Glasow ähnlich wie bei einer Fotosession die Kleidung und die Form der Darstellung. Der Kunde muss sich auch hier für eine Haltung entscheiden. In der muss er dann auch drei Minuten still verweilen, während Glasow ihn mit einem Handscanner erfasst. Ähnlich wie Kameradaten werden auch die Scanbilder am Computer bei Kontrast, Farbprofil oder mit Abbildungseffekten bearbeitet. Den 3D-Druck überlässt Glasow einem Dienstleister. Die Figur kommt praktisch fertig in Farbe aus dem Drucker. Ein Bad in einer Art Flüssigkleber verleiht ihr zuletzt die nötige Stabilität.
Karoline Glasow: "Mich hat noch nie etwas so begeistert."
Glasow, die ihr Fotostudio von ihrer Mutter übernommen und nach der Fotografenlehre noch eine Ausbildung als Modistin absolviert hat, ist überzeugt, dass das eigene Abbild in 3D irgendwann zum Standard gehört. Schließlich waren auch Lichtbilder irgendwann einmal neu.
Eine 3D-Figur gibt einen ganz unmittelbaren Eindruck von sich selbst oder seiner Familie zu einem bestimmten Zeitpunkt. Und der Wunsch, sein eigenes Abbild zu erhalten, bestand schon immer. Glasow: "Man braucht Darstellungen, um sich verstehen zu können."