Eine Stradivari-Bratsche für 45 Millionen

Die Stradivari-Bratsche "Macdonald" wird Ende Juni in New York versteigert. Es könnte das teuerste Musikinstrument aller Zeiten werden. Wie ist ein solcher Preis möglich?

Melanie Höhn

Stradivari-Bratsche "Macdonald": "Beste Bratsche der Welt" - © Foto: Sotheby’s/picture alliance/dpa

Es könnte das teuerste Musikinstrument der Welt werden: Mindestens 45 Millionen US-Dollar werden für den Verkauf einer fast 300 Jahre alten Bratsche aus der Hand von Antonio Stradivari von den Auktionshäusern Ingles & Hayday und Sotheby’s erwartet.

Ende Juni soll das Instrument in New York unter den Hammer kommen. Vor drei Jahren wurde bereits die Stradivari-Geige „Lady Blunt“ für einen Rekordpreis von 15,9 Millionen Dollar verkauft. Für die „Macdonald“-Bratsche wird fast dreimal so viel erwartet. „Für Außenstehende klingt das vielleicht komisch, aber letztendlich sind das Geldanlagen, Sammlerstücke und auch Mangelwaren“, sagt Winfried Baumbach, Geschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Musikinstrumentenhersteller, im Gespräch mit der Deutschen Handwerks Zeitung.

Gravierende Wertsteigerung

Die Wertsteigerungen solcher Instrumente seien in den vergangenen dreißig Jahren gravierend gewesen, weil es immer weniger dieser Exemplare gebe, so Baumbach. In die Bewertung, bei der laut Baumbach viel Spekulation dabei ist, spielen sowohl äußerliche Gestaltungen als auch Markennamen mit ein. Was jedoch tatsächliche Qualität angehe, könnten auch einfachere Modelle überzeugen. „Ein modernes Instrument wird je­doch nie den Nimbus dieser Stradivari ­er­reichen“, sagt Baumbach.

Die „Macdonald“-Stradivari war das Instrument von Peter Schidlof, dem Mitbegründer des Londoner Amadeus-Quartetts. 1964 erwarb der Elektronikkonzern Philips die Bratsche für 81.000 Dollar. Philips besaß das Plattenlabel „Deutsche Grammophon“ und kaufte das Instrument für Schidlof, denn dessen Amadeus-Quartett war bei diesem Label unter Vertrag.

Erst 27 Jahre nach Schidlofs Tod soll seine Stradivari nach dem Sealed-Bid-Verfahren in New York versteigert werden. Dabei werden die Gebote geheim eingereicht, ohne dass Mitbietende davon erfahren. Seit 1987 war die Bratsche in Besitz seiner Familie. Seinen Namen bekam die Bratsche von seinem früheren Besitzer, dem Baron Godfrey Macdonald.

Instrument mit ­Seltenheitswert

Der 1737 gestorbene Geigenbaumeister Stradivari hat in seinem Leben etwa 600 Geigen und 50 Celli gebaut. Im Fall der „Macdonald“ spricht Sotheby‘s von der besten Bratsche der Welt.

Die von Stradivari hergestellten Bratschen besitzen Seltenheitswert: Dem Auktionshaus zufolge gibt es nur noch zehn intakte Exemplare davon. Die „Macdonald“ sei die einzige noch existierende Bratsche aus Stradivaris goldener Periode. Diese Phase gilt als die beste des Meisters.

Baumbach hofft, dass die „Macdonald“ auch genutzt wird. „Es wäre schade, wenn das Instrument im Safe landet und nicht mehr gespielt wird“, sagt er. „Schön wäre, wenn sie jemand bekommt, der sie wirklich auslasten kann.“