Noch zahlen Handwerker und Verbraucher in ihrem Strompreis die EEG-Umlage mit – 3,72 Cent je Kilowattstunde. Zum 1. Juli ist damit zumindest vorerst Schluss. Doch ändert sich damit sofort die Abschlagszahlung? Wie viel sparen Handwerksbetriebe? Und was passiert ab dem 1. Januar?

Eigentlich sollte die EEG-Umlage erst am 1. Januar 2023 abgeschafft werden. Angesichts der stark gestiegenen Energiepreise wurde die Abschaffung aber zum 1. Juli vorgezogen – befristet bis zum 31. Dezember 2022.
Das Handwerk begrüßt das. Hans Peter Wollseifer, Präsident des Zentralverbandes des deutschen Handwerks (ZDH) sagte, es sei "gut und längst überfällig, dass die EEG-Umlage abgeschafft wird." Jörg Dittrich, Präsident des Sächsischen Handwerkstages, bezeichnete das vorzeitige Aus als gutes Signal, sowohl für Privathaushalte als auch für Kleinst- und Kleinbetriebe aus Handwerk und Mittelstand. "Schließlich wird dieser Zuschlag für Ökostrom, der immerhin rund ein Fünftel der Stromkosten ausmacht, in erster Linie von kleineren Unternehmen und Privathaushalten bezahlt, während Großunternehmen staatlicherseits von massiven Vergünstigungen profitieren."
Erfolg fürs Bäckerhandwerk
Der Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks freut sich, dass mit der Novelle des EEG 2023 nun endlich die Wettbewerbsverzerrung zugunsten von Unternehmen der Brotindustrie ihr Ende findet. Für eine Abschaffung der Umlage hatte sich der Verband jahrelang stark gemacht.
Noch ist sie zwar nicht ganz abgeschafft, durch die Maßnahme sollen Unternehmen und Haushalte aber wenigstens vorübergehend entlastet werden. Was bedeutet das für Handwerker und andere Stromkunden? Antworten auf wichtige Fragen im Überblick:
1. Müssen Stromanbieter die Herabsetzung der EEG-Umlage direkt an ihre Kunden weitergeben?
Grundsätzlich ja. Sowohl Grundversorger als auch andere Energieversorgungsunternehmen müssen die Preissenkung an die Stromkunden weitergeben.
Für alle Energieversorgungsunternehmen, die nicht Grundversorger sind, gibt es allerdings ein kleines Hintertürchen: Wenn diese nachweisen können, dass die EEG-Umlage in ihrer Preiskalkulation keine Rolle spielt, müssen sie die Preissenkung nicht weitergeben. "Das dürfte aber ausgesprochen selten der Fall sein", sagt Martin Brandis, Energie-Fachmann des Verbraucherzentrale Bundesverbands.
2. Wie viel Ersparnis kann die Abschaffung der EEG-Umlage für Handwerksbetriebe ausmachen?
Die frühzeitige Abschaffung wird Handwerksbetriebe spürbar entlasten. Das geht aus Berechnungen der HWK Braunschweig-Lüneburg-Stade hervor, für die sie auf typische Verbrauchswerte einer Studie des Volkswirtschaftlichen Instituts für Mittelstand und Handwerk der Universität Göttingen zurückgegriffen hat.
Demnach würde eine Bäckerei mit 53 Beschäftigten, mehreren Filialen und einem jährlichen Stromverbrauch von rund 213.000 Kilowattstunden 3.970 Euro sparen. Eine Tischlerei mit 13 Beschäftigten und ein Kfz-Betrieb mit 22 Beschäftigten kämen bei einem Stromverbrauch von etwa 50.000 Kilowattstunden auf rund 930 Euro Entlastung in diesem Jahr.
3. Und wie viel sparen Haushalte?
In einem Haushalt mit einem Jahresstromverbrauch von 3500 Kilowattstunden beläuft sich die Ersparnis netto auf rund 130 Euro pro Jahr. On top kommt aber noch die Mehrwertsteuer in Höhe von 19 Prozent. Macht in Summe eine Ersparnis von 155 Euro, knapp 13 Euro pro Monat.
Weil die Strompreise aber seit Monaten nur eine Richtung kennen, könnte die Ersparnis umgehend wieder aufgefressen werden.
4. Ändert sich jetzt sofort die Abschlagszahlung?
Energieversorger sind nicht verpflichtet, den monatlichen Abschlag wegen der Senkung der EEG-Umlage zu ändern. Üblicherweise werden Abschläge nur einmal pro Jahr angepasst – dann, wenn die Jahresrechnung ins Haus flattert. "Insofern würde ich mal schätzen, dass bei den meisten Verbrauchern der Abschlag unverändert bleibt", so Brandis. Im Rahmen der Jahresabrechnung gibt es dann gegebenenfalls eine Rückerstattung.
In begründeten Fällen hätten Stromkunden aber die Möglichkeit, den Abschlag vorzeitig anpassen zu lassen. Kundinnen und Kunden sollten ihrem Versorger dafür schriftlich oder telefonisch glaubhaft machen, dass sie niedrigere Kosten haben, als sie derzeit als Abschlag bezahlen. "Ich gehe mal davon aus, dass die meisten Versorger dem dann nachkommen", sagt Brandis.
5. Sind Stromkunden vor einer gleichzeitigen Strompreiserhöhung geschützt?
Damit wirklich der Endverbraucher von der Entlastung profitiert, hat der Gesetzgeber die gleichzeitige Strompreiserhöhung zum 1. Juli ausgeschlossen. Eine Preiserhöhung kurze Zeit später ist damit allerdings nicht ausgeschlossen.
Laut Brandis müssen Strompreisanpassungen aber immer begründet sein. Eine grundlose Preisanpassung ist nicht möglich.
6. Taucht die EEG-Umlage noch auf der Rechnung auf?
Es könnte sein, dass die EEG-Umlage noch mit null Euro auf der Stromrechnung aufgeführt wird. Denn formal sei sie ja nicht abgeschafft, sagt Brandis. Es könnte daher sein, dass Unternehmen das aus Transparenzgründen so handhaben.
7. Wie können Kunden nachvollziehen, ob ihr Stromanbieter die Anpassung vorgenommen hat?
Um den bürokratischen Aufwand für Energieversorger zu erleichtern, sind die Unternehmen nicht verpflichtet, Kundinnen und Kunden über die Preisänderung zu informieren. Im Zweifel hilft ein Blick auf die Webseite des Versorgers oder eine telefonische Nachfrage. Spätestens auf der Stromrechnung sollte nachvollziehbar sein, ob die Anpassung korrekt vorgenommen wurde.
8. Was, wenn Stromanbieter die Preisanpassung nicht weitergeben? Kann man dagegen vorgehen?
Stellen Stromkunden fest, dass ihre Versorger die Preisanpassung nicht weitergeben, können sie das von ihrem Anbieter verlangen. Zeigt sich der Versorger uneinsichtig, können sich Kunden zum Beispiel kostenfrei an die Schlichtungsstelle Energie wenden.
9. Was passiert ab dem 1. Januar?
Bislang ist die Absenkung der EEG-Umlage bis zum 31. Dezember begrenzt. Wie mit der EEG-Umlage ab dem 1. Januar verfahren wird, müsse politisch noch entschieden werden, sagt Brandis. Er geht aber davon aus, dass die Ökostromumlage nicht wieder hochgesetzt und über kurz oder lang ganz abgeschafft wird. dpa/ew