Zellstoffverbundelement von Fairwell Dämmen mit 100 Prozent Zellstoff

Das Zellstoffverbundelement von Fairwell dämmt Tritte, Schall und Wärme und ist dabei komplett wiederverwertbar. Zimmerer Lothar Betz entwickelte den ökologischen Dämmstoff.

Daniela Lorenz

Lothar Betz "setzt" auf seine nachhaltige Innovation: Mit dem Zellstoffverbundelement hat der Zimmermeister einen echten Allrounder für den Baubereich entwickelt. - © Ralph Leupolt

Für dieses Produkt müssen keine Bäume gefällt werden. Zur Herstellung des Zellstoffverbundelements von Fairwell reichen die Reste aus der Holzverarbeitung: Bruch- und Durchforstungsholz. Der ökologische Dämmstoff aus nachwachsenden Rohstoffen ist auch selbst wieder komplett recyclebar.

Mit dem Zellstoffverbundelement hat Lothar Betz, Zimmermeister aus Kalbach bei Fulda, einen echten Allrounder für den Baubereich entwickelt. Es dämmt Schall, Tritte und Wärme. Die formstabilen Elemente sind vielseitig einsetzbar – auf Boden, an Wänden, Decken oder auf dem Dach, als Fassadenverkleidung, Estrichdämmung oder Leichtbauwand. Als Fertigelement sind sie vor allem auch für den Fertighausbereich, Kulissen-, Hallen-, Trocken-, Akustik- und Messebau interessant. "Das Zellstoffverbundelement ist beispielsweise ideal für Wände, Decken und Dachelemente von Holzhäusern anwendbar. Aus statischer Sicht ist das Zellstoffverbundelement tragend wirksam", erläutert Betz.

Wellenförmige Schichten

Das Zellstoffverbundelement von Fairwell besteht aus mehreren verleimten Platten. Jede Platte setzt sich aus einzelnen geraden sowie wellenförmigen Schichten zusammen. Die in den entstehen Hohlräumen ein­geschlossene Luft kann die Wärme speichern. Je nachdem wie viele Schichten ein Element hat, wie hoch die Wellenform ist und wie die Elemente zusammengesetzt sind, können unterschiedliche Wärme­leitzahlen von 0,045 bis 0,04 erzielt werden.

Weil die Platten auch längs und quer verklebt sind, erhalten sie ihre Stabilität. In Kombination mit anderen Werkstoffen wie Holz, Metall oder Gipsfaserplatten kann es seine Stabilität noch er­höhen. Das Element ist darüber hinaus in Größe und Plattenstärke flexibel, kann als großformatige Dämmplatte geliefert werden. Das Zellstoffverbundelement kann mit geringem Energieverbrauch mit herkömmlichen Industriemaschinen hergestellt und auch ohne Probleme mit Holzbearbeitungsmaschinen zugeschnitten werden.

Dass sein Produkt gesundheitlich und ökologisch ist sowie keinen weiteren technischen Aufwand benötigt, war Lothar Betz immer wichtig. Während seiner Ausbildung zum Zimmerer hat er selbst früher viel mit Mineralwolle gearbeitet. Irgendwann bekam er Probleme mit den Atemwegen, musste immer öfter bei der Arbeit husten. "So viel Chemie hat mich gestört und auch, dass Bauholz immer mit chemischem Holzschutz oder mit chemischer Farbe imprägniert wurde", erinnert er sich.

Eher zufällig kam er dann vor einigen Jahren auf die Idee, aus Wellpappe ein stabiles Bauelement zu entwickeln. In seinem Betrieb fing er an, alte Pappkartonreste in verschiedenen Variationen zusammenzukleben. "Wellpappe ist ja für die Bauwirtschaft ein nicht fertig entwickeltes Produkt." Mit dem ersten Muster war klar, das Element ist nicht nur stabil, sondern dämmt auch gut. Wie gut, zeigt ein Video auf seiner Webseite fairwell.org .

Gesundheitlich unbedenklich

Schon 2007 meldete Lothar Betz das Zellstoffverbundelement zum nationalen Patent an, ein Jahr später dann auch zum internationalen (PCT). 2009 gewinnt er den Innovationspreis des Technologie- und Gründerzentrums Würzburg (TGZ). Trotzdem ist es schwierig, die Neuentwicklung an den Markt zu bringen. "Man muss die Menschen erst überzeugen, dass Wellpappe kein minderwertiges, sondern ein hochwertiges Produkt ist."

Daher setzt Lothar Betz neu an: "Wir müssen zeigen, wie gut das Produkt ist." Also lässt er es prüfen. Im Januar 2015 stellte er einen Antrag auf bauaufsichtliche Zulassung beim Deutschen Institut für Bautechnik (DIBt) in Berlin, den positiven Bescheid erwartet er in den nächsten Wochen, denn "wir haben alle Prüfungen bestanden". Geprüft wurde der so genannte U-Wert, der misst wie gut sich ein Produkt beim Durchlassen von Wärme verhält. Das Zellstoffverbundelement erreichte hier einen sehr guten Wert von 0,042. Darüber hinaus wurde der Trittschall gemessen, die erste Brandprüfung nach DIN 4102 mit B2 bewertet und das Verhalten des Dämmstoffs zu Schimmelpilz untersucht. "Für uns kein Problem, das Material ist diffusionsoffen."

Ist die bauaufsichtliche Zulassung im Kasten, wird die Markteinführung gestartet. Lothar Betz bietet Marktbeteiligungen für Investoren an, vor allem um das Produkt weiterzuentwickeln. Neue Ideen hat er schon jede Menge. Gerade hat er ein ZIM-Forschungsprojekt mit der TU Darmstadt abgeschlossen: Ab sofort ist auch ein Wandmodul ohne Metall und Schrauben im Fertighausbereich einsetzbar.

Weitere Informationen unter zellstoffverbundelement.com oder fairwell.org .