Mehr als ein Jahr dauert die Corona-Pandemie schon an. Die einen trösten sich mit Netflix, Chips und Schokolade. Die anderen kämpfen mit Sportprogramm und Fitnessgeräten gegen die Lockdown-Langeweile. Das veränderte Konsumentenverhalten spiegelt sich in den Börsenkursen. Doch wer profitiert mehr in der Pandemie: Team "Sofa" oder Team "Laufband"?

Ich habe mir einmal den Spaß gemacht, zu untersuchen, wer in dieser Krise eigentlich die Oberhand hat: Die Couch-Potatoes oder die Fitness-Junkies? Dass der Typ "Turnvater Jahn" den gesünderen Lebensweg eingeschlagen hat als der fernsehende Fast-Food-Freak, ist unbestritten. Doch welche Fraktion hat mehr zum Umsatz der entsprechend profitierenden Unternehmen beigetragen? Und wie hat sich das auf die Entwicklung deren Börsenkurse ausgewirkt?
Lebensmittelkonsum verlief zufriedenstellend
Nehmen wir zunächst das Team "Auf dem Sofa ist es doch am schönsten": Auch wenn die Datenlage relativ dünn ist, so lassen Unternehmensberichte von Pepsi, Zweifel (Chips) und Co. darauf schließen, dass das Geschäft mit Süßgetränken und knusprigen Kartoffel-Derivaten im Coronajahr zufriedenstellend verlief. Auch die Schokoladen- und Riegel-Hersteller meldeten häufig gute Umsätze. Dass ein Eis immer geht, selbst wenn die Eisdielen geschlossen sind, weiß nicht nur jedes Kind. Bei Burger & Co. zeigte sich ein differenziertes Bild: Betriebe mit Drive-in-Schaltern haben tendenziell profitiert, während das Lokalgeschäft eher gelitten hat.
Fitness-Geräte im Trend
Die Equipe "Wer rastet, der rostet" geht mit dem neuen Rad, den neuen Jogging-Schuhen oder den neuen Heim-Fitness-Geräten ins Rennen. Wer vergangenes Jahr versucht hat, ein Fahrrad zu kaufen, egal ob E-Bike oder herkömmliches Rad, der ahnt, wie gut die Geschäfte gelaufen sind. Gleiches gilt für Laufbänder, Spinning-Räder, Hanteln und Co. Angesichts dessen, dass Fitnessstudios fast durchgehend geschlossen waren, verwundert dieser Trend nicht wirklich.
Kurssteigerungen in beiden Bereichen
Bei der Umsatzentwicklung setzt sich die Sport-Fraktion an die Spitze. Und an der Börse? Die von mir untersuchten börsengelisteten "Couch Potatoes" haben es auf Ein-Jahres-Sicht auf eine durchschnittliche Entwicklung von über 45 Prozent gebracht! Die Fitness-Pendants erzielten im Vergleichszeitraum sage und schreibe durchschnittlich über 100 Prozent Kurssteigerung! Geradezu unfassbar sind die über 300 Prozent Kursplus des US-amerikanischen Fitness-Geräte-Herstellers Peloton. Dessen Marktkapitalisierung hat zwischenzeitlich sogar die des ältesten US-Automobilkonzerns Ford übertroffen. Ob das gesund ist, sei dahingestellt.
Zum Autor: Udo Rieder ist Portfoliomanager bei der KSW Vermögensverwaltung AG in Nürnberg.