Cloud-Dienste werden auch bei kleinen Handwerksbetrieben immer beliebter. Daten lassen sich hier einfach speichern und flexibel verwalten. Doch beim Thema Datenschutz wird es knifflig.
Steffen Guthardt

Es gibt gute Argumente für die Nutzung von Cloud-Diensten: Die Idee von überall und zu jeder Zeit auf seine Daten zugreifen zu können und sich nicht selbst um die Datenverwaltung kümmern zu müssen, macht die internetbasierte Sicherung auch fürs Handwerk attraktiv.
Aktuelle Zahlen belegen das: Deutsche Unternehmen sehen laut einer Studie der Wirtschaftsprüfung KPMG erstmals mehr Vor- als Nachteile bei Cloud-Lösungen. Demnach stehen 40 Prozent der Betriebe der Cloud offen gegenüber, 35 Prozent lehnen sie ab und jeder vierte ist noch unentschieden. Noch 2012 zeigte sich ein umgekehrtes Bild. Unter den Kleinbetrieben nutzen inzwischen zwei von fünf eine Cloud-Lösung – ein Anstieg von 15 Prozent in den vergangenen vier Jahren.
Achtfache Sicherung
Zu den Nutzern zählt auch Florian Beier, Fotograf aus München. Vor drei Jahren hatte sein Betrieb einen großen Festplatten-Crash. Seitdem sichert Beier die Daten insgesamt achtfach – sowohl in der Cloud als auch auf lokalen Festplatten: Die Cloud-Lösung findet er komfortabel: "Wir nutzen die Cloud nicht nur zur Datensicherung, sondern auch in Verbindung mit Softwarelösungen wie Adobe Photoshop. Über die Cloud können wir unseren Kunden unkompliziert Auswahllisten von Fotos zusenden. Das ist viel praktischer als der E-Mail-Versand." Große Bedenken beim Datenschutz hat er nicht. Trotzdem will er nichts riskieren und verzichtet darauf, Daten seiner Kunden in der Cloud abzulegen.

Störend empfindet er an der Nutzung der Cloud eher die langsamen Datenverbindungen in Deutschland. "Das kostet uns viel Zeit und wir können die Dateien nicht im Originalformat senden", beklagt Beier.
Auch Daniel Gorr, Marketingleiter bei der Schreinerei Holzconnection, kritisiert die Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit der Breitbandnetze. "Die schwachen Datengeschwindigkeiten sind leider ein urdeutsches Problem und wir verstehen nicht, warum die Politik nicht verstärkt Maßnahmen für flächendeckend schnelle Leitungen umsetzt. Dadurch werden Betriebe, die sich digitaler aufstellen wollen, schnell abgeschreckt."
"Preis-Leistung stimmt"
"Grundsätzlich lobt Gorr den Komfort der Cloud. "Auch das Preis-Leistungs-Verhältnis der Cloud-Dienste ist in Ordnung, wenn wir uns vor Augen führen, wie viel Arbeitszeit wir dadurch einsparen können", sagt Gorr. So habe jede Abteilung zu jeder Zeit Zugriff auf die Projekte. Der Betrieb bemüht sich um einen umfassenden Datenschutz. Sämtliche Cloud-Daten werden verschlüsselt und ein Zugriff ist nur über eine Benutzerkennung möglich .
Kundendaten werden in einer selbst entwickelten Software gespeichert, die auf deutschen Servern liegt. Zusätzlich zur Cloud werden alle Datensätze offline an verschiedenen Stellen gesichert, um Diebstahl oder versehentlichem Löschen von Daten vorzubeugen.“ Gorr wünscht sich jedoch mehr Transparenz vom Gesetzgeber: „Leider bestehen beim Datenschutz viele Grauzonen und es ist als Betrieb schwer, einen rechtlichen Überblick zu gewinnen.“
"Lokal speichern und nichts aus der Hand geben"
Peter Johnson, Prokurist beim Systemelektroniker Schwartz Bürokommunikation, der Handwerksbetriebe bei der IT-Sicherheit berät, warnt vor einer sorglosen Datenspeicherung.
„Bei sensiblen Daten rate ich von der Cloud-Nutzung ab, weil es keine Sicherheit darüber gibt, was mit den Daten genau passiert.“ Ein Datenverlust muss dabei nicht zwangsläufig auf Kriminalität zurückzuführen sein. „Auch bei etablierten Cloud-Großanbietern könne es zu menschlichem Versagen kommen, durch die Daten unwiderruflich verloren gehen können“, sagt Johnson.
Er sieht deshalb Vorteile bei der lokalen Sicherung. " Wer seine Daten lokal speichert, gibt nichts aus der Hand. Um die Sicherheit zu erhöhen, ist es sinnvoll, wenn ein Mitarbeiter oder der Geschäftsführer selbst, eine Datensicherung mit nach Hause nimmt. So ist man auch bei einem Feuer oder Einbruch im Betrieb vor Datenverlust gewappnet."
Deutsche Anbieter bevorzugt
Auch Susanne Dehmel, Mitglied der Geschäftsleitung bei Bitkom und Expertin für Datenschutz, empfiehlt Betrieben, vorsichtig zu sein. "Die Cloud-Anbieter haben in der Regel standardisierte Verträge. Bei sensiblen Daten wie z.B. persönlichen Angaben der Mitarbeiter lohnt es sich, individuelle Zusatzvereinbarungen zum Datenschutz zu treffen."
Zudem rät sie, vor der Auswahl des Cloud-Anbieters gründlich zu recherchieren. "Betriebe sollten prüfen, wo die Daten gespeichert werden. Innerhalb Europas gibt es eine weitgehend einheitliche Rechtsgrundlage, außerhalb Europas sieht das ganz anders aus", so Dehmel. Ein deutscher Cloud-Anbieter habe den Vorteil, dass er sich in der Regel besser mit dem Bundesdatenschutzgesetz auskennt.
Wer das beachtet, könne Cloud-Diensten aus ihrer Sicht offen begegnen: "Sie bieten gerade Kleinbetrieben, die keine eigene IT-Abteilung haben, eine gute Möglichkeit, ihre Daten professionell verwalten zu lassen." Zudem geht Dehmel davon aus, dass die Datensicherheit bei den Cloud-Anbietern mit der neuen EU-Datenschutzgrundverordnung noch zunehmen wird.
Höhere Bußgelder für Datenschutzverletzungen dürften die Sensiblität für das Sicherheitsniveau verbessern. Allerdings nimmt Dehmel an, dass der Mehraufwand für die Cloud-Anbieter sich bei den Gebühren für die Kunden bemerkbar machen wird.