Die Sparkassen führen in Kürze das sogenannte Instant Payment ein. Damit werden Überweisungen in Sekundenschnelle gutgeschrieben. Unternehmern helfen die Blitzüberweisungen beim Liquiditäts- und Risikomanagement. Doch es gibt auch Tücken.
Harald Czycholl

In wenigen Wochen kann es für Sparkassen-Kunden ganz schnell gehen: Wenn sie es wollen, kann ihre Geldüberweisung im Online-Banking vom 10. Juli an den Empfänger innerhalb weniger Sekunden erreichen. Denn ab dann steht allen knapp 400 Sparkassen in Deutschland die Technik zur Verfügung, die Echtzeit-Überweisungen – sogenannte Instant Payments – möglich macht. Echtzeit heißt dabei, dass der Überweisungsbetrag binnen zehn Sekunden auf dem Konto des Empfängers gutgeschrieben sein soll. Heute dauert das in den meisten Fällen einen Arbeitstag.
Viele Sparkassen setzen die Instant-Payment-Option gleich Mitte Juli um, manche folgen auch erst im August. Viele Kunden haben daher in den vergangenen Wochen Post erhalten, mit der Änderungen des Preis- und Leistungsverzeichnisses angekündigt wurden. "Instant Payment ist das Bargeld des Internetzeitalters", so Helmut Schleweis, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands. Das werde mittelfristig viele Zahlungsverfahren überflüssig machen.
Vor allem für Firmen ist Instant Payment interessant, weil sie ihre Liquiditätsplanung auf diese Weise punktgenau einrichten können. "Für die Wirtschaft bedeutet die Beschleunigung des Zahlungsverkehrs ein einfacheres Liquiditätsmanagement und eine Verminderung von Risiken", erklärt Bundesbank-Vorstand Carl-Ludwig Thiele. Die Wirtschaft habe großes Interesse an der neuen Technik, weil sie dadurch mehr Transparenz habe. "Wenn nicht gezahlt wird, wird nicht geliefert", bringt es Thiele auf den Punkt. Die Überweisungsbeträge sind allerdings auf 15.000 Euro begrenzt. Das dürfte für viele Zahlungen, die in Handwerksbetrieben anfallen, ausreichen – aber natürlich nicht für alle.
Instant Payments sind häufig gebührenpflichtig
Kostenfrei ist die Express-Option bei Überweisungen aber nicht bei allen Sparkassen: Während beispielsweise die Frankfurter Sparkasse oder auch die Nassauische Sparkasse für Instant Payment keine Extragebühren von ihren Kunden verlangen, muss man bei anderen Geldhäusern zahlen. Bei der Stadtsparkasse München etwa sind es 50 Cent, bei der Sparkasse Hannover sogar zwei Euro. Bei vielen anderen Sparkassen sind die Gebühren vom Kontomodell abhängig. Bei der Sparkassen-Überweisungs-App "Kwitt", die seit Dezember für alle gängigen Smartphones angeboten wird und ebenfalls Instant Payments ermöglicht, sind die Blitzüberweisungen dagegen immer gratis – Voraussetzung ist aber, dass sowohl der Versender als auch der Empfänger die App installiert haben.
Auch die Instant Payment-Option funktioniert zunächst nur bei Überweisungen zwischen verschiedenen Sparkassen-Konten, die das System bereits anbieten. Darüber hinaus ermöglicht auch die HypoVereinsbank ihren Kunden Instant Payments – die zur italienischen UniCredit-Gruppe gehörende Bank war Vorreiter auf diesem Gebiet in Deutschland und hat das System bereits im November vergangenen Jahres eingeführt. Andere Banken hingegen sind noch nicht soweit: Die Volks- und Raiffeisenbanken beispielsweise wollen die technische Voraussetzung dafür, dass ihre Konten für Echtzeitüberweisungen erreichbar sind, bis Ende dieses Jahres schaffen. Erst ab dem kommenden Jahr können die Kunden der Geldhäuser dann nach und nach auch selbst Instant Payment nutzen.
Blitzüberweisung: Fehlüberweisungen lassen sich nicht rückgängig machen
Für die abwartende Haltung mancher Kreditinstitute gibt es durchaus Gründe. Zum einen ist das neue Verfahren durchaus eine Herausforderung in Sachen IT-Sicherheit und Datenschutz. "Aber mögliche Missbrauchsfälle können nicht der Grund sein, Instant Payments erst gar nicht anzubieten", meint Bundesbank-Vorstand Thiele. Daneben haben Instant Payments auch einen ganz praktischen Nachteil: Sie verzeihen nämlich keine Tippfehler. Bei bisherigen Standard-Überweisungen ist es möglich, Überweisungen zurückzuholen. Allerdings ist dabei auch heute schon Schnelligkeit gefragt: Sobald man bemerkt hat, dass die Überweisung an ein falsches Konto gegangen sein könnte, muss man umgehend seine Bank kontaktieren. Ist das Geld noch nicht auf dem Empfängerkonto gutgeschrieben, kann die Überweisung noch gestoppt werden. In der Regel dauert eine Standard-Überweisung zu einer anderen Bank zwischen drei und 24 Stunden, da das Geld erst auf ein Sammelkonto fließt, bevor es an das Konto des Empfängers übergeben wird.
Beim Instant Payment, wo die Gutschrift auf dem Empfängerkonto innerhalb weniger Sekunden erfolgt, lässt sich hingegen nichts mehr rückgängig machen. Ein Zahlendreher bei der Eingabe der IBAN-Nummer kann da schon bedeuten, dass das Geld erstmal beim falschen Empfänger gelandet ist und sich nicht ohne weiteres zurückholen lässt. Auch, wenn man bei den vielen Zahlen leicht den Überblick verlieren kann, sollte man daher bei jeder Überweisung – und erst Recht beim Instant Payment – lieber zweimal überprüfen, ob alle Angaben tatsächlich hundertprozentig stimmen.
Erheblicher Investitionsaufwand für Kreditinstitute
Mit der Einführung von Instant Payment reagiert die Kreditwirtschaft auf eine Reihe von Angeboten von Online-Bezahldiensten wie PayPal, die schon heute sekundenschnelle Geldüberweisungen ermöglichen. "Heutzutage bekommt man alles in Echtzeit, dazu passen Zahlvorgänge mit langen Laufzeiten nicht mehr", sagt Bundesbank-Vorstand Carl-Ludwig Thiele. "Früher hat es bis zu fünf Tage gedauert, bis eine Überweisung auf dem anderen Konto ankam, heute ist das mit Instant Payment in Sekunden möglich." Die Einführung des neuen Systems bedeute zunächst einen nicht unerheblichen Investitionsaufwand für die Kreditinstitute, so Thiele. So müssten die IT-Systeme angepasst und modernisiert werden. "Aber die Bereitschaft zu investieren ist vorhanden."