Kryptowährung Bitcoins: Wie groß ist das Risiko und wie können Anleger investieren?

Die Kursexplosion des Bitcoin zieht immer mehr Anleger in ihren Bann. Doch bevor jemand investiert, sollte er sich damit genau auseinandersetzen. Denn Cyberwährungen sind alles andere als risikolos.

Gastautor Gerd Hübner

Noch gibt es wenige Möglichkeiten, wo man mit Kryptowährungen bezahlen kann. Einziges Land, das den Bitcoin als Zahlungsmittel bislang anerkannt hat, ist Japan. - © tiero - stock.adobe.com

Nicht einmal der Himmel scheint beim Bitcoin die Grenze zu sein. Auf über 8.000 Dollar kletterte der Kurs zuletzt. Anfang 2013 war die Digitalwährung noch für weniger als 15 Dollar zu haben. Während manche Experten davon ausgehen, dass Kurse bis zu einer halben Million Dollar und mehr möglich sind, warnen andere von einer Spekulationsblase und vor einem Einstieg.

Wem also sollen Anleger Glauben schenken? „Das lässt sich heute nicht eindeutig beantworten, da beide Sichtweisen ihre Berechtigung haben“, sagt Ottmar Wolf von Wallrich Wolf Asset Management in Frankfurt. „Klar ist aber, dass sich jeder, der eine Kryptowährung kauft, genau wissen muss, in was er da investiert.“

Bitcoins funktionieren unabhängig von Notenbanken und Kreditinstituten

Anders als Papiergeld sind Bitcoins, die 2008 als erste der rund 800 Kryptowährungen, die es heute gibt, eingeführt wurden, eine rein digitale Währung. Diese werden auf elektronischem Wege von Computernetzwerken und privaten Nutzern in aller Welt geschaffen und auch elektronisch, in einer Online-Geldbörse verwahrt. „Der Grundgedanke solcher virtueller Währungen ist, dass jeder, egal, wo er sich auf der Welt befindet, damit bezahlen kann und zwar schnell, sicher und kostengünstig“, erklärt Andreas Schyra von der Private VermögensVerwaltungs AG in Essen.

Die Grundlage, auf der der Bitcoin basiert, ist die Blockchain. „Diese Technologie funktioniert so, dass die Daten aller Transaktionen, die mit der Kryptowährung zusammenhängen, dezentral auf allen, dem Netzwerk angeschlossenen Computern oder Smartphones gespeichert und von diesen verifiziert werden“, erläutert der Anlageprofi weiter. „Damit sind praktisch keine Manipulationen möglich.“

Der besondere Charme von Kryptowährungen: Sie unterliegen keiner Regierungskontrolle, funktionieren unabhängig von Notenbanken und Kreditinstituten und ihre Zahl ist im Gegensatz zu Papiergeld, das unbegrenzt erschaffen werden kann, limitiert. Bislang wurden zum Beispiel rund 16 Millionen Bitcoins von Computern erzeugt. „Die Obergrenze von 21 Millionen wird etwa im Jahr 2040 erreicht sein“, informiert Wolf.

Wo man heute schon mit Kryptowährungen zahlen kann

Noch gibt es wenige Möglichkeiten, wo man mit Kryptowährungen bezahlen kann. Aber es werden mehr. Schließlich können Zahlungen damit von überall aus schneller und kostengünstiger als über eine Banküberweisung durchgeführt werden.

Einziges Land, das den Bitcoin als Zahlungsmittel bislang anerkannt hat, ist Japan. Zudem akzeptieren einige Fintech- und Online-Unternehmen den Bitcoin als Zahlungsmittel. Beim Online-Auktionshaus Ebay zum Beispiel können Anleger mit Bitcoins zahlen, wenn der Verkäufer diese akzeptiert. Auch der Online-Shop Rakuten, der Computerhändler Dell oder Microsoft sowie diverse Restaurants, Hotels oder Fluglinien nehmen Bitcoins an. Medienberichten zufolge soll zudem Amazon die Annahme von Bitcoins prüfen. Einen Überblick über die Akzeptanzstellen bietet die Website www.btc-echo.de/tutorial/bitcoin-akzeptanzstellen/ .

Ein großes Problem der Bitcoins: Preisschwankungen

Trotz dieser Vorzüge ist der Bitcoin aber weit davon entfernt, ein breit akzeptiertes Zahlungsmittel zu sein. Der Hauptgrund: Die massiven Preisschwankungen. Denn wer akzeptiert schon eine Währung, die morgen vielleicht nur noch die Hälfte wert ist?

Für diese hohe Volatilität gibt es verschiedene Gründe. Zunächst einmal ist der Markt noch jung und befindet sich in der Findungsphase. Einzelne Meldungen oder Ereignisse können den Kurs deshalb stark in die eine, wie in die andere Richtung ziehen. „Zuletzt zum Beispiel stieg die Nachfrage nach Bitcoins aus Venezuela stark an, wo sich Menschen angesichts hoher Inflation und wirtschaftlicher Probleme im Land Sorgen um die Werthaltigkeit ihrer realen Währung machen“, erklärt Schyra.

Auftrieb gab dem Kurs auch die Nachricht, dass die Terminbörse Chicago Board of Trade künftig Futures, also Terminkontrakte, auf den Bitcoin auflegen wird. Und schließlich sind es Spekulanten, die die Cyberwährungen in die Höhe treiben. „Sie kaufen diese aber nicht, um damit zu bezahlen“, macht Experte Wolf klar, „sondern weil sie hoffen, diese später teurer verkaufen zu können.“

Ebenso schnell kann es bei negativen Nachrichten, zum Beispiel bei Gerüchten über eine strengere Regulierung, aber auch nach unten gehen. Wer eine Kryptowährung kauft, sollte sich der Risiken, die bis zum Komplettverlust des eingesetzten Geldes reichen, deshalb bewusst sein. „Machen langfristig aber mehr Menschen, Firmen und Organisationen mit, dann kann Vertrauen entstehen“, sagt Schyra. „Und dann könnten Kryptowährungen als Zahlungsmittel und als Mittel zur Wertaufbewahrung in der Tat Akzeptanz finden.“

"Nur wenige werden überleben"

Finger weg? Oder nicht? Vermögensverwalter Ottmar Wolf erläutert, wie sich Anleger dem Thema Kryptowährungen am besten nähern.  

Herr Wolf, haben wir es beim Bitcoin mit einer Spekulationsblase zu tun?

Ottmar Wolf: Vieles spricht dafür. Das gilt umso mehr, da bei digitalen Währungen, anders als bei Aktien, kein fairer Wert errechnet werden kann. Allerdings muss man auch bedenken, dass der Markt noch klein ist. Der Bitcoin hat eine Marktkapitalisierung von 133 Milliarden Dollar. Das entspricht nicht einmal einem Fünftel des Marktwertes von Google.

Eignen sich Bitcoins dennoch für Anleger?

Wolf: Sicher nicht, um dort größere Summen anzulegen. Denn die Kursschwankungen werden weiter hoch bleiben und ein Investment ist mit vielen Risiken, bis hin zum Komplettverlust, verbunden.

Also Finger weg?

Wolf: Wo es Risiken gibt, gibt es auch Chancen. Zum einen ist die Korrelation zum Kapitalmarkt gering, weshalb Kryptowährungen ein Portfolio besser diversifizieren können. Zum anderen kann einigen Digitalwährungen langfristig eine Art Reservefunktion im Finanzsystem zukommen. Zudem sind Bitcoins dem Klassiker Gold überlegen, da man in sehr kleiner Stückelung damit bezahlen kann.

Wie sollten Anleger vorgehen?

Wolf: Sie sollten nur überschaubare Beträge investieren, deren Verlust sie leicht verkraften. Denn die meisten Kryptowährungen werden bedeutungslos oder verschwinden und es dürften nur diejenigen mit der technologisch höchster Qualität überleben.

Wie Anleger in Bitcoins investieren können

Wer in Kryptowährungen investieren möchte, kann dies auf zwei Arten tun: Über den Erwerb digitaler Münzen oder über ein Finanzprodukt. Letztere sind rar. Bislang gibt es lediglich ein Zertifikat von Vontobel auf den Bitcoin (ISIN: DE000VN5MJG9). Andere Anbieter planen zwar Fonds und Exchange Traded Funds, diese wurden bislang aber noch nicht genehmigt. Mit Finanzprodukten partizipieren Anleger aber nur an der Kursentwicklung, Bitcoins besitzen sie damit nicht.

Wer dies möchte, muss sich bei einer Handelsplattform registrieren und verifizieren. Beispiel dafür sind www.bitcoin.de, wo ausschließlich Bitcoins gehandelt werden, BTC (www.btc-echo.de) oder die US-Plattform www.kraken.com. Zudem brauchen Anleger ein Bankkonto, auf das sie das Geld, mit dem sie eine Cyberwährung erwerben wollen, überweisen. Recht einfach ist das bei Bitcoin.de, da die Plattform eine Partnerschaft mit der Fidor Bank hat.

Die erworbenen Cyberwährungen kommen dann in eine passwortgeschützte elektronische Geldbörse, das E-Wallet. Wer etwas bezahlen möchte, entnimmt daraus die entsprechende Menge oder Teilmenge an Bitcoins und transferiert sie an den Verkäufer.