WorldSkills 2017 - die WM der Berufe in Abu Dhabi Betonbauer Medin Murati: Deutschlands nächster Weltmeister?

Sie hämmern, frisieren und spachteln um eine Goldmedaille bei der Weltmeisterschaft der Berufe. Über 1.000 junge Talente treten bei den sogenannten WorldSkills gegeneinander an. Als Teil der deutschen Nationalmannschaft wird sich auch der 20-jährige Medin Murati dieses Jahr mit den besten der Welt in Abu Dhabi messen. Wir haben den jungen Betonbauer interviewt.

Max Frehner

Unsere Gold-Hoffnung im Skill Betonbauer: Der 20-jährige Medin Murati tritt bei den WorldSkills in Abu Dhabi für Deutschland an. - © Max Frehner

DHZ: Medin, worum geht es bei den WorldSkills?

Medin Murati: Die WorldSkills sind berufsorientierte Wettkämpfe. Dort treten die weltweit Besten aus dem jeweiligen Beruf gegeneinander an. Allerdings gibt es bei den Wettbewerben eine Altersbegrenzung. Bei uns dürfen die Teilnehmer nicht älter als 22 Jahre sein. Es sind aber nicht nur Handwerksberufe sondern auch andere Ausbildungsberufe vertreten.

DHZ: Was wird deine Aufgabe bei den WorldSkills sein und wie viel Zeit hast Du dafür?

Murati: Die genaue Aufgabe kenne ich noch nicht. Was ich bislang kenne, ist ein Testprojekt, das mir online zur Verfügung gestellt wurde. Es wird auf jeden Fall ein Raum mit mehreren Wänden, Decke sowie ein paar Einbauteilen sein. Kurz vor dem Wettkampf in Abu Dhabi wird das Projekt dann aber nochmal um 30 Prozent abgewandelt. In 22 Stunden muss das Ding stehen.

Ich trete aber nicht alleine in meinem Skill an, sondern zusammen mit dem Deutschen Meister von 2015, Timo Schön. Das liegt ganz einfach daran, dass der Wettkampf ähnlich einer echten Baustelle aufgebaut sein soll. Wir arbeiten mit vielen großen Elementen, die wiegen ordentlich was. Es wäre also unlogisch, wenn das einer alleine herstellen müsste.

DHZ: Wie hast Du dich qualifiziert?

Murati: Das waren mehrere Schritte. Zunächst habe ich meine Ausbildung als Bester in meinem Kammerbezirk absolviert. Anschließend wurde ich zum Kammerwettbewerb eingeladen, das war in meinem Fall in Schwaben. Dort habe ich dann gewonnen und mich für den bayerischen Landeswettbewerb qualifiziert. Auch den hab ich gewonnen und wurde zum Bundeswettbewerb in Hamburg eingeladen, wo ich auf die anderen 15 Gewinner aus den jeweiligen Bundesländern getroffen bin. Hier wurde ich Deutscher Meister. Und als solcher hat man die Möglichkeit zu den WorldSkills zu fahren. Vorausgesetzt der jeweilige Skill ist dort vertreten. Als ich gefragt wurde, habe ich sofort zugesagt.

DHZ: Medin, wie bist Du so gut geworden?

Murati: Ich hab als Kind schon immer mitgeholfen, sobald es um etwas Handwerkliches ging. Das wurde mit der Zeit dann immer spezieller und baustellenorientierter. Mein Vater ist ebenfalls Betonbauer, da konnte ich schon vor der Lehre einiges mitnehmen.

DHZ: Was unterscheidet dich von den Betonbauern, die nicht zu den WorldSkills fahren?

Murati: Insgesamt kann man sagen, dass man bei der Arbeit schon mit viel Geschick und Genauigkeit an die Sache herangehen muss. Dazu muss man wissen wie man Holz bearbeitet und wie sich der Beton verhält. Man muss die Arbeiten präzise ausführen. Gerade auf den höheren Leistungsebenen machen dann immer mehr Kleinigkeiten den Unterschied. Hier hab ich vielleicht einfach präziser gearbeitet als die anderen. Da geht es manchmal um Millimeter, die den Unterschied zwischen dem Erst- und Zweitplatzierten ausmachen.

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DHZ: Wo liegen deine Stärken?

Murati: Ich denke, ich bin ganz geschickt und kann präzise arbeiten – und das auch schnell sowie unter Zeitdruck.

DHZ: Was wäre das Schlimmste, das dir während des Wettbewerbs passieren könnte?

Murati: Das Schlimmste wäre natürlich, wenn das was wir betonieren nicht halten würde. Wir wissen leider nicht, welchen Beton wir bekommen werden. Er wird zwar auch aus dem Betonwerk kommen, aber wir haben keine Ahnung wie die Konsistenz sein wird. Es ist mir zwar noch nie etwas in der Hinsicht passiert, aber man weiß ja nie. Ansonsten natürlich Fehler durch Hektik. Wenn man auf die Uhr schaut und merkt, dass man hintendran ist. Dann kann es natürlich sein, dass einem irgendwelche dumme Leichtsinnsfehler unterlaufen, die dann jede Menge Zeit kosten.

DHZ: Wie bereitest Du dich auf die WorldSkills 2017 vor?

Murati: Wir hatten schon mehrere Trainingseinheiten, die gingen jeweils eine Woche lang. Bis zum Start der WorldSkills im Oktober kommen noch weitere Trainingswochen dazu. Nach denen sehen wir dann, wo wir stehen. Beim Training simulieren wir die Wettkampfsituation und spielen das Testprojekt immer und immer wieder durch. Gleiches Material, gleicher Arbeitsraum, ähnliche Lärmbelastung, gleicher Zeitdruck. Vorbereitung im erweiterten Sinne habe ich aber auch im Arbeitsalltag. Ich arbeite ja ganz normal in Vollzeit bei meinem Arbeitgeber.

DHZ: Was sagt denn dein Arbeitgeber dazu, dass Du so oft wegen Trainingseinheiten fehlst?

Murati: Klar, er muss mich für die ganzen Trainingseinheiten und Wettbewerbe freistellen. Aber ansonsten sagt er nicht viel dazu. Man ist auf jeden Fall stolz auf mich.

DHZ: Welche Länder siehst Du als deine größten Kontrahenten bei den WorldSkills 2017 an?

Murati: Österreich und Brasilien. Von den Brasilianern wissen wir, dass sie sehr viel trainieren. Und die Österreicher sind generell sehr stark. In Österreich wird viel mit Beton gearbeitet und sie haben dort ähnlich gute Umstände wie wir in Deutschland.

DHZ: Was sind deine Ziele, Medin?

Murati: Wir sind sieben oder acht Teams in meinem Skill, der dritte Platz muss also auf jeden Fall drin sein. Gold wäre natürlich der Hammer.

DHZ: Was ist deiner Meinung nach der spektakulärste Wettkampf bei den WorldSkills?

Murati: Das ist eine gute Frage. Im Prinzip überall wo´s was zum Sehen gibt. Gerade in den Handwerks-Skills ist für die Zuschauer einiges geboten. Genauso im Robotik-Skill. Soziale Betreuung finde ich auch interessant. Das ist dann schon spektakulärer, als wenn jemand nur am PC sitzt.