Die aktuellen Zahlen des Berufsbildungsbericht sind ernüchternd. Immer weniger Schulabgänger machen eine duale Ausbildung. Stattdessen gibt es immer mehr Ungelernte. Der Gewerkschaftsbund DGB spricht von einem "bildungspolitischen Skandal".

In Deutschland finden zu wenig Jugendliche den Weg in eine duale Ausbildung. "Der Berufsbildungsbericht zeigt, dass wir mit weiteren Anstrengungen mehr junge Menschen Ausbildung bringen müssen", sagte Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP), nachdem das Kabinett den Berufsbildungsberichts beschlossen hatte. Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge stagniere 2022 auf einem krisenreduzierten Niveau. Daneben steige die Zahl junger Erwachsener ohne Ausbildung, warnte sie. Für das Ausbildungsjahr 2023 wird dem Bericht zufolge entscheidend sein, ob Angebot und Nachfrage besser zueinander finden.
Handwerkspräsident Jörg Dittrich fordert rasches Handeln
Nach den Worten von Handwerkspräsident Jörg Dittrich gilt es, aus den aktuellen Zahlen des Berichts rasch die notwendigen politischen Schlüsse zu ziehen und Entscheidungen zu treffen. "Der Bedarf an beruflich ausgebildeten Fachkräften im Handwerk macht ein Umdenken in der Bildungspolitik dringend notwendig", fordert er. Der Ausbildungswille der Handwerksbetriebe sei weiter ungebrochen. Dass dennoch nicht alle von den Betrieben angebotenen Ausbildungsplätze 2022 hätten besetzt werden können und rund 20.000 Ausbildungschancen im Handwerk ungenutzt blieben, sei auf fehlende Bewerbungen zurückzuführen. Die Bildungspolitik müsse handwerklichen Berufen endlich gebührend anerkennen und fördern.
Bericht zeigt: Vor-Corona-Niveau noch lange nicht erreicht
Wie aus dem Berufsbildungsbericht hervorgeht, ist die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge im vergangenen Jahr um 0,4 Prozent auf 475.144 leicht zurückgegangen. Im Vor-Corona-Jahr 2019 waren es noch 525.038 gewesen. Im Handwerk hat die Zahl 2022 um 2,2 Prozent auf 133.149 neu abgeschlossene Ausbildungsverträge abgenommen. Dabei ging die Zahl in Westdeutschland um 2,1 Prozent auf 114.147 und in Ostdeutschland um 2,9 auf 19.002 neu abgeschlossene Verträge zurück.
DGB spricht von bildungspolitischem Skandal
Nach den Zahlen des Berufsbildungsberichts hatten 2021 erstmals mehr als 2,64 Millionen junger Menschen im Alter zwischen 20 und 34 Jahren keinen Berufsabschluss. 2020 waren es 2,33 Millionen gewesen. Ihr Anteil in der Altersgruppe stieg damit von 15,5 auf 17,8 Prozent. Für die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack ein "bildungspolitischer Skandal". Die Gewerkschafterin hob außerdem hervor, dass mittlerweile nur noch knapp 19 Prozent aller Unternehmen überhaupt ausbilden.
Im Handwerk sieht es etwas besser aus. Nach einer Umfrage des Handwerksverbandes von Ende 2022 bildeten im Handwerk 27 Prozent der Betriebe aus. Der Umfrage zufolge würden es noch mehr tun. Rund die Hälfte der ausbildungswilligen Betriebe habe aber keine geeigneten Bewerber gefunden, andere konnten ihre Stellen nur teilweise besetzen, hieß es.