Schüler-Umfrage zur Berufsfindung Berufsauswahl: Viele wissen nicht, was sie werden wollen

Handwerklich arbeiten oder was mit Menschen? Viele Schüler wissen nicht, was sie nach der Schulzeit machen wollen. Welche Informationsquellen sie nutzen und welche Hilfen sie sich noch wünschen, zeigen die Ergebnisse einer aktuellen Umfrage.

Was soll ich nach der Schule machen? Kurz vor Ende ihrer Schulzeit wissen dies viele Jugendliche noch nicht. Sie wünschen sich mehr Informationsangebote. - © Foto: Colourbox

Viele Jugendliche wissen nicht, was sie nach der Schule machen wollen. Nur knapp ein Drittel der Schüler hat konkrete Vorstellungen, was sie nach dem Schulabschluss machen wollen. 20 Prozent haben keine Ahnung, welcher Beruf für sie geeignet ist. Grund ist unter anderem, dass vielen Jugendlichen die Informationen fehlen. Nur gut die Hälfte der Schüler fühlt sich ausreichend über ihre beruflichen Möglichkeiten informiert. Dies sind die Ergebnisse einer Allensbach-Studie.

Praktika und Infotage von Unternehmen hilfreich

Die Studie zeigt, dass die Schüler praxisnahe Informationen bevorzugen. Praktika und Gespräche mit Berufstätigen aus dem angestrebten Berufsfeld werden von der überwiegenden Mehrheit als besonders hilfreich bezeichnet. Mehr als die Hälfte empfindet zudem Informationstage und -angebote von Unternehmen als hilfreich.

Die Angebote der Agentur für Arbeit werden hingegen nur von jedem vierten Schüler genutzt. Davon empfinden nur rund ein Drittel die Informationen als hilfreich. Ähnlich sieht es bei den Internetangeboten aus. Nur 36 Prozent derer, die sich online informieren, finden dort gute Informationsangebote.

Von den Schülern, die sich mehr Unterstützung bei der Berufsorientierung wünschen, sieht die überwiegende Mehrheit Schulen und Lehrer als zentralen Bezugsort für weitere Informationen. 35 Prozent sehen die Unternehmen in der Pflicht. 

Oft entscheidet die soziale Herkunft der Eltern

Bisher sprechen Jugendliche vor allem mit ihren Eltern über mögliche Berufe und Ausbildungswege. Daher ist ihr Wissensstand in diesem Bereich stark von dem Engagement von Mutter und Vater abhängig. Je mehr Engagement, desto besser sind die Schüler informiert. Die meisten Eltern machen dies gerne: zwei Drittel der Befragten findet das selbstverständlich.

Viele Eltern wünschen sich jedoch mehr Unterstützung. Eltern mit einfachem Bildungsabschluss sowie alleinerziehende Elternteile beklagen überdurchschnittlich häufig, dass sie ihr Kind nicht im gewünschten Ausmaß bei der Ausbildungs- und Berufswahl unterstützen können.

Eltern wünschen sich für ihre Kinder oft einen ähnlichen Beruf wie ihren eigenen. Eltern mit höherer Schulbildung wünschen sich weitaus häufiger, dass ihre Kinder einmal studieren. Eltern aus einfachen Bildungsschichten sprechen sich mit klarer Mehrheit für eine betriebliche Ausbildung aus. Interessant ist jedoch, dass 81 Prozent der Schüler eine andere berufliche Richtung einschlagen möchten als ihre Eltern.

Berufswahl nach traditioneller Rollenverteilung

Die Berufswahl der Jugendlichen ist immer noch stark von der klassischen Rollenverteilung geprägt. Mädchen wollen anderen Menschen helfen und Männer körperlich arbeiten.

Fast 40 Prozent der Mädchen wollen im medizinischen oder sozialen Bereich arbeiten. Aber auch künstlerisch gestalterische Berufe, Tierärztin oder Lehrerin liegen im Trend. Für fast die Hälfte der befragten Mädchen ist es wichtig bei ihrem Beruf anderen Menschen zu helfen.

Bei den Jungs sehen dies nur 21 Prozent so. 27 Prozent der jungen Männer wollen einen technischen Beruf lernen und 14 Prozent später handwerklich arbeiten. Im Gegensatz zu den Mädchen, landet der Tierarzt mit 2 Prozent auf dem letzten Platz.

Jugendliche aller Schularten wünschen mehr Unterstützung

Schüler aus bildungsfernen Elternhäusern tun sich schwerer bei der Berufswahl. Fast die Hälfte der Schüler, unabhängig von der besuchten Schulart, gibt an, dass ihnen die Berufswahl schwer fällt. Trotzdem wünschen sich doppelt so viele Schüler aus bildungsfernen Elternhäusern mehr Unterstützung bei der Ausbildungs- und Berufsorientierung als Kinder aus Akademikerhaushalten.

Geringer sind die Unterschiede zwischen den einzelnen Schularten. Mehr als ein Drittel der Schüler beklagt ausdrücklich Informationsdefizite bezüglich ihrer beruflichen Möglichkeiten. 54 Prozent der Schüler an Sekundarschulen (ohne gymnasiale Oberstufe) vermissen grundlegende Informationen zu ihren Ausbildungsmöglichkeiten. Aber auch über 60 Prozent der Gymnasiasten geben an, zu wenig über bestimmte Studiengänge zu wissen.

Über die Studie

Befragt wurden 528 Schüler der letzten 3 Klassen an allgemeinbildenden weiterführenden Schulen (Klassen 8–10 an Schulen ohne gymnasiale Oberstufe; Klassen 10 –12 an G-8-Gymnasien; Klassen 11–13 an G9-Gymnasien bzw. integrierten Gesamtschulen). Sowie 483 Eltern, deren (ältestes) Schulkind eine der letzten 3 Klassen an einer allgemeinbildenden weiterführenden Schule besucht. jb